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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Hammond Shandy gedenke – eines kleinen Mannes – aber von hohem Geist – er beteiligte sich an der Geschichte des Herzogs von Monmouth; zweitens meine ich hier auch nicht jene besondere Art von Knoten, die man Schleifen nennt; – denn diese zu lösen, bedarf es so wenig Kunst, Geschicklichkeit oder Geduld, dass ich es unter meiner Würde halte, überhaupt eine Ansicht über sie auszusprechen. – Unter den Knoten, von denen ich hier spreche, möge sich der geneigte Leser vielmehr gute ehrliche, teuflisch feste, harte Knöpfe vorstellen, die bona fide gemacht wurden, so wie Obadiah die seinigen machte; – Knoten, bei welchen durch das Doppeltnehmen und Zurückführen der beiden Stränge durch den von dem zweiten Umlegen derselben bewirkten Annulus oder Nasenring keinerlei spielende Vorsorge getroffen worden ist, – um sie daran aufzuziehen und aufzulösen. –
    Ich hoffe, der Leser versteht mich.
    Wenn es sich also um solche Knoten und die verschiedenen Hemmnisse handelt, welche, wenn der geneigte Leser gütigst erlaubt, uns solche Knoten in den Weg werfen, – so kann jeder hitzige Mann sein Federmesser herausnehmen und sie durchschneiden. – Aber da hat er Unrecht. Glaube mir der liebe Leser nur, der tugendhafteste Weg, den einzuschlagen Vernunft und Gewissen raten – ist, wenn man die Zähne und Finger zu Hilfe nimmt. Dr. Slop hatte aber seine Zähne verloren – sein Lieblingsinstrument war ihm nämlich einmal bei einer schweren Geburt beim Ausziehen in einer falschen Richtung oder bei einer unrichtigen Anlegung desselben unglücklicherweise ausgerutscht und er hatte sich hierbei drei seiner besten Zähne mit dem Stiele desselben ausgeschlagen. – Er wollte daher jetzt die Finger nehmen – aber ach! er hatte die Nägel an Finger und Daumen frisch abgeschnitten. – Hol's der Henker! rief Dr. Slop, ich bringe es nicht auf, weder so noch so.
    – Das Getrampel über seinem Kopf neben dem Bette meiner Mutter wurde stärker. – Der Kerl soll die Kränk kriegen! Ich bringe die Knoten in meinem ganzen Leben nicht auf. – Meine Mutter stieß einen hörbaren Seufzer aus. – Ich bitte, geben Sie mir Ihr Federmesser – ich muss die Knoten eben durchschneiden. – Oh! – Auh! – Herr Gott! Da habe ich mir den Daumen bis zum Knochen durchgeschnitten. – Der Teufel hole den Kerl! – wenn es nicht auf 50 Meilen in der Stunde einen zweiten Geburtshelfer gibt – denn ich bin für dies Mal fertig – ich wollte, der Bursch hinge am Galgen – ich wollte, sie hätten ihn tot geschossen, ich wollte, alle Teufel der Hölle würgten dieses Rindvieh!
    Mein Vater hielt sehr viel auf Obadiah, und mochte nicht hören, dass man auf diese Art mit ihm umging: – überdies hielt er auch auf sich selbst – und mochte die unwürdige Behandlung, die ihm selbst damit widerfuhr, ebensowenig ruhig hinnehmen.
    Hätte sich Dr. Slop in irgend einen andern Teil als den Daumen geschnitten, – so hätte es mein Vater so hingehen lassen – seine Klugheit hätte den Sieg davon getragen – wie die Sache aber stand, beschloss er sich seine Rache zu nehmen.
    Kleine Flüche bei großen Anlässen, Dr. Slop, sagte mein Vater, nachdem er ihm zuerst seine Teilnahme wegen des Unfalls bezeigt hatte, sind ebensoviel nutzlose Vergeudungen unserer Kraft und geistigen Gesundheit. – Das muss ich zugeben, erwiderte Dr. Slop. – Sie sind, wie wenn man mit Vogeldunst gegen eine Bastion schösse, sagte mein Onkel Toby, indem er sein Pfeifen unterbrach. – Sie bringen die Säfte in Aufruhr, fuhr mein Vater fort, – nehmen ihnen aber nichts von ihrer Schärfe; – was mich selbst betrifft, so schwöre ich selten und fluche nie – ich halte es nicht für gut; – wenn ich mich aber einmal in einem unbedachten Augenblicke dazu verleiten lasse, so behalte ich in der Regel so viel Geistesgegenwart (recht so, bemerkte mein Onkel Toby), dass ich damit meinen Zweck erreiche; – das heißt, ich schwöre dann fort, bis ich Linderung verspüre. Ein weiser und gerechter Mann sollte sich jedoch stets bestreben, den Lauf, den er seiner übeln Laune lässt, nicht nur nach dem Grade der eigenen Aufregung – sondern auch nach der Grösse und bösen Absicht der Beleidigung zu bemessen, der sie zugedacht ist. – Kränkungen gehen stets von dem Herzen aus, sagte mein Onkel Toby. – Eben deshalb, fuhr mein Vater mit höchst Cervantischer Würde fort, habe ich die grösste Verehrung von der Welt vor dem Manne, der aus Misstrauen gegen seine eigene

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