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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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n nisi poenituerit et ad satisfaktio          n nem venerit. Amen. Fiat, fiat. Amen.
– und möge der Himmel, fuhr Dr. Slop fort, mit allen Mächten, die sich darin regen, sich gegen ihn erheben, und ihn (den Obadiah) verdammen, wofern er nicht bereut und dafür Buße tut. Amen. So geschehe es, – so geschehe es. Amen.
    Ich muss sagen, bemerkte mein Onkel Toby, mein Herz würde mir nicht gestatten, den Teufel selbst so arg zu verfluchen. – Er ist der Vater der Flüche, erwiderte Dr. Slop. – Aber ich nicht, entgegnete mein Onkel Toby. – Er ist übrigens schon in alle Ewigkeit verflucht und verdammt, versetzte Dr. Slop.
    Das tut mir leid, meinte mein Onkel Toby.
    Dr. Slop zog den Mund in die Höhe und wollte eben meinem Onkel Toby das Kompliment seines Hu – u – u! oder Zwischenpfeifens zurückgeben, als die Türe – im übernächsten Kapitel – rasch aufging und der Sache ein Ende machte.
     
    56. Kapitel
    Wir wollen uns jetzt nicht in die Brust werfen und behaupten, dass die Schwüre, die wir in diesem unserem freien Lande losgeben, unser Eigentum seien; wollen uns auch nicht einbilden, dass weil wir so viel Geist haben, um sie zu schwören, wir auch so viel Witz gehabt hätten, sie zu erfinden.
    Ich will es auf mich nehmen, dies so fort gegenüber jedem Menschenkind zu beweisen, außer gegenüber einem Kenner; – ich muss jedoch bemerken, dass ich nur einen Kenner im Schwören ablehne – wie ich es auch mit einem Kenner im Malen u. s. w. machen würde, denn diese ganze Sippschaft ist so mit dem Gebimmel und Gebammel der Kritik behangen und befetischt – oder um mein Gleichnis fallen zu lassen, was wirklich Schade ist, denn ich habe es ja von der fernen Küste von Guinea hergeholt; – ihre Köpfe, mein lieber Leser, stecken so voll Regeln und Schablonen und sie haben die leidige Neigung sie unaufhörlich bei jeder Gelegenheit in Anwendung zu bringen, dass ein geistreiches Werk lieber gleich zum Teufel fährt, als dass es sich durch sie zu Tode sticheln und foltern lässt.
    – Nun wie sprach Garrick gestern Abend seinen Monolog? – O gegen alle Regel, Herr – höchst ungrammatikalisch; er ließ zwischen Substantiv und Adjektiv, die doch in Zahl, Fall und Geschlecht zusammen stimmen sollten – eine solche Lücke – hielt inne, als ob die Sache erst festgestellt werden müsste; – und zwischen dem Nominativ, der, wie Sie wohl wissen, mein Herr, das Verbum regieren sollte, und diesem hielt er im Epilog wohl ein Dutzend Mal je 3 3 / 5  Sekunden lang – nach einer Sekundenuhr, Herr – mit der Stimme zurück. – O trefflicher Grammatikus! – Aber wenn er die Stimme zurückhielt, hielt er denn auch den Sinn zurück? Füllte keine ausdrucksvolle Bewegung oder Miene diese Kluft aus? – War sein Auge stumm? – Sahen Sie auch genau hin? – Ich sah nur nach der Sekundenuhr, mein Herr. – O herrlicher Beobachter!
    Und was ist es denn mit dem neuen Buch, das so viel Lärm in der Welt macht? – O das ist ganz aus allem Blei, mein Herr – ein ganz unregelmäßiges Produkt – nicht eine der Ecken an den vier Enden bildet einen rechten Winkel. Ich hatte mein Lineal, meinen Zirkel u. s. w. in der Tasche, mein Herr! – Vortrefflicher Kritikus!
    Und was das epische Gedicht betrifft, das Sie mich anzusehen ersuchen – so habe ich es in der Länge, Breite, Höhe und Tiefe nachgemessen und mit einem genauen Maßstab von Bossu verglichen – aber es stimmt nach keiner Richtung hin, mein Herr. – Wundervoller Kenner!
    – Und sind Sie auf dem Rückweg auch ein wenig bei dem Maler eingetreten und haben das neue große Bild besichtigt? – O eine traurige Schmiererei, mein Herr! nicht in einer einzigen Gruppe das pyramidale Prinzip gewahrt! – und welch' ein Preis! – Denn da ist weder das Colorit Tizians – noch der Ausdruck des Rubens – noch die Grazie Rafaels – noch die Reinheit des Domenichino – noch der Correggismus des Correggio – oder die Gelehrtheit Poussins – die feinen Mienen Guidos – der Geschmack der Caraccis – oder die großartigen Umrisse M. Angelos. – Gott schenke mir Geduld! – Von all dem Kauderwälsch, das in der wälschenden Welt gewälscht wird, mag immerhin das Kauderwälsch der Heuchelei das schlimmste sein – aber das der Kritik ist jedenfalls das unausstehlichste!
    Gerne wollte ich 50 Meilen zu Fuß machen, denn ich habe leider kein reitbares Pferd, um die Hand des Mannes zu küssen, dessen edelmütiges Herz die Zügel seiner

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