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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Einbildungskraft in die Hände seines Autors legt, – dem etwas gefällt, ohne dass er weiß weshalb, und der nicht fragt, warum?
    Großer Apollo! wenn du gerade in einer freigebigen Laune sein solltest, – so gib mir – ich verlange nicht mehr – nur einen Zug natürlichen Humors – nebst einem einzigen Funken deines Feuers – und schicke den Merkur mit Lineal und Zirkel, wenn du ihn gerade entbehren kannst, nebst meinem Kompliment zum – gleichviel!
    – Also gegenüber von Jedermann sonst will ich den Beweis antreten, dass alle die Flüche und Verwünschungen, welche wir in den letzten 250 Jahren als Originalflüche in dieser Welt ausgestoßen haben – ausgenommen: beim Daumen des heiligen Paulus! – und Gottes Fleisch und Gottes Fisch! was für monarchische Flüche und in Anbetracht ihrer Schöpfer nicht so übel sind; und bei denen es auch, weil es königliche Flüche waren, nicht darauf ankommt, ob sie Fisch oder Fleisch sind – sonst aber, sage ich, gibt es nicht eine Beteurung oder wenigstens nicht einen Fluch, der nicht tausend und aber tausend Mal aus Ernulphus abgeschrieben wäre; nur dass sie wie alle Nachmachereien unendlich weniger Kraft und Geist haben als das Original. – So hält man zum Beispiel: »Gott soll dich verdammen!« für keinen so übeln Fluch – und an und für sich kann er sich auch wohl sehen lassen. – Stellt man ihn aber neben den des Ernulphus: – »Gott der allmächtige Vater soll dich verdammen, – Gott der Sohn soll dich verdammen – und Gott der heilige Geist soll dich verdammen!« – so ist es offenbar nichts mit ihm. – Es liegt in letzterem eine orientalische Großartigkeit, gegen die wir nicht aufkommen; überdies ist Ernulphus weit reicher in seiner Erfindung – besitzt weit mehr Verfluchertalent – hat eine so gründliche Kenntnis der menschlichen Gestalt, ihrer Glieder, Nerven, Sehnen, Bänder, Gelenke – dass wenn er einmal zu verfluchen anfing, kein Teil ihm entging. – Es liegt allerdings eine gewisse Härte in seiner Art und Weise – ein gewisser Mangel an Grazie wie bei Michel Angelo – aber dafür besitzt er eine solche Großartigkeit im Gusto!
    Mein Vater, der alle Dinge in einem ganz anderen Lichte zu sehen pflegte als die übrigen Menschenkinder, wollte übrigens nie zugeben, dass Ernulphus' Fluch ein Original sei. – Er betrachtete ihn vielmehr nur als eine Art Fluchreglement, worin, wie er vermutete, als das Fluchen unter einem milderen Pontificate etwas herabgekommen war, Ernulphus auf Befehl des folgenden Papstes mit großer Gelehrsamkeit und Fleiß alle darüber bestehenden Satzungen zusammengetragen hatte; – gerade wie Justinian beim Verfall des römischen Reichs seinem Kanzler Tribonian befohlen hatte, alle römischen oder bürgerlichen Gesetze in einen Codex, die Pandekten, zu sammeln, – damit sie nicht durch den Rost der Zeit – und das Missgeschick, dem alle mündlichen Überlieferungen ausgesetzt sind, – der Welt für immer verloren gehen möchten.
    Deshalb behauptete mein Vater öfter, es gebe keinen Fluch, von dem großen und furchtbaren Wilhelms des Eroberers (Beim Glanze Gottes!) bis zu dem elenden eines Gassenkehrers (Gott verdamme deine Augen!). der nicht in Ernulphus zu finden wäre. – Kurz, pflegte er hinzuzufügen, – ich möchte einen Fluch hören, der da nicht drin stünde!
    Diese Hypothese ist wie die meisten meines Vaters ebenso eigentümlich wie geistreich; – ich habe nur das daran auszusetzen, dass sie meine eigene über den Haufen wirft.
     
    57. Kapitel
    Ach du meine Güte! – meine arme Herrin ist am Ohnmächtigwerden – und ihre Wehen setzen aus – und die Tropfen sind fertig – und die Flasche mit dem Kühltrank ist zerbrochen – und die Wärterin hat sich in den Arm geschnitten – (und ich in den Daumen! rief Dr. Slop); und das Kind ist wo es war, fuhr Susanne fort – und die Hebamme ist rückwärts auf die Kante des Kamingitters gefallen, so dass ihre Hüfte so schwarz aussieht wie Ihr Hut. –
    – Da will ich gleich danach sehen, sagte Dr. Slop. – Das ist nicht nötig, erwiderte Susanne, sehen Sie lieber nach meiner Herrin – die Hebamme möchte Ihnen aber vorher gerne berichten, wie die Sachen stehen; sie lässt Sie daher ersuchen geschwind heraufzukommen.
    Die menschliche Natur ist in jedem Handwerk die gleiche.
    Die Hebamme war Dr. Slop vorgezogen worden – das hatte er nicht verdaut. – Nein, erwiderte Dr. Slop, es würde sich vielmehr passen, wenn die Hebamme zu mir

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