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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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Paul gerade eben hatte an diesem Morgen auch sein Bruder Rainer über die Großmutter gesagt. „Auf jeden Fall hat Nonna nicht phantasiert. Ja, sie hatte Krebs, sie bekam Schmerzmittel und war körperlich hinfällig. Aber sie war vollkommen klar im Kopf. Sie wusste genau, was sie sagte.“ Bei diesen letzten Worten war Matthias Jäger immer lauter geworden, er schlug mit der Faust auf den Holztisch, dann verstummte er und Tränen füllten seine Augen.
    „Ist ja schon gut“, sagte Paul und streckte beide Hände über den Tisch nach Matthias aus. „Vielleicht war da ja tatsächlich irgendwann mal was. Vielleicht haben SS-Leute auf dem Jägerhof übernachtet und Geschichten von Goldschätzen erzählt.“
    „Blödsinn!“ stieß Matthias hervor und stieß Pauls Hände von sich weg. Nonna hat gesagt, es sei eine komplizierte Geschichte. Fabulierende SS-Leute sind nichts Kompliziertes. Außerdem hat sie die Reichsbank erwähnt. Das wird sie sich ja wohl kaum ausgedacht haben.“
    „Okay - aber, was immer da möglicherweise gewesen sein mag, Du wirst es nie erfahren. Was zerbrichst Du Dir also den Kopf?“
    „Was ich mir den Kopf zerbreche?“ Schon wieder wurde Matthias laut. Die anderen Gäste in der Stube der Schlernbachalm sahen zu den beiden Männern am hintersten Tisch hinüber. Paul machte eine beschwichtigende Handbewegung in Richtung der anderen Tische und setzte eine Miene auf, die sagen sollte, alles sei in Ordnung.
    Matthias bemerkte die Aufmerksamkeit, die er hervorgerufen hatte, und sprach leiser weiter: „Ich zerbreche mir den Kopf darüber, dass der wichtigste Mensch in meinem Leben vielleicht ein ganz anderer war, als ich bis gestern glaubte. Möglicherweise hatte mein Großvater ein dunkles Geheimnis. Wie soll ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen?“
    „Ich meinte ja nur ... manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Behalte Deinen Großvater so in Erinnerung, wie Du ihn erlebt hast.“
    „Ich glaube, Du willst mich nicht verstehen, Paul. Das ist nicht möglich, quasi technisch nicht möglich.“
    Matthias betonte die letzten drei Worte so deutlich, wie er konnte, ohne erneut die anderen Gäste in der Gaststube auf sich aufmerksam zu machen.
    „Ich werde nie vergessen, was mein Großvater für mich war, ich kann aber auch nicht so tun, als ob Nonna nichts gesagt hätte. Sie hätte es nicht getan, so kurz vor ihrem Tod, wenn es nicht wichtig gewesen wäre. Ich will wissen, wie die Leiche im Keller meines Großvaters heißt - und ich bete zu Gott, dass sich dabei wenigstens nur um eine metaphorische Leiche handelt.“
    „Ich kann Dich nicht hindern, zu tun, was Du offenbar nicht lassen kannst. Ich bin Dein Freund und ich bin für Dich da, wenn Du Hilfe brauchst. Aber erwarte nicht, dass ich Dich unterstütze, wenn Du anfängst, nach Dingen zu graben, die besser unter dem Mantel der Zeit verborgen bleiben sollten. Denk‘ an Deine Familie, denk‘ an Euren guten Ruf, denk‘ an Euer Hotel. Das Leben - Dein Leben - ist schön, so wie es ist. Du lebst in einem traumhaften Haus in einer von der Natur gesegneten Gegend, Du leidest keine Not, Du bist gesund. Und - mir soll sofort die rechte Hand abfallen, wenn ich lüge - Greta ist ein zauberhaftes Geschöpf und hat die besten Brüste, die ich jemals gesehen habe.“
    Matthias seufzte schwer. Sein Freund Paul hatte Recht mit fast allem, was er sagte. Aber zwei Dinge waren ihm vollkommen klar: Wenn er das Leben seines Großvaters - und seien es nur Teile davon - im Dunkeln ließ, würde er den Rest seines eigenen Lebens unter Vorbehalt verbringen. Und Paul würde ihm - warum auch immer - bei der Suche nach der Wahrheit nicht helfen.
    „Lass‘ gut sein, Paul“, sagte Matthias Jäger. „Danke für das Essen und den Wein, danke für deine Zeit. Ich schätze, ich habe noch einen längeren Weg vor mir.“ Dann stand er auf, griff sich seine Fleece-Jacke, die an der Garderobe hing, und verließ die Schlernbachalm, ohne sich noch einmal umzudrehen.

3. Kapitel
    Es war zwei Stunden vor Mitternacht, als Matthias Jäger vor die Tür der Schlernbachalm trat. Der Himmel war wolkenlos, mittlerweile war es ziemlich kühl geworden.
    Der gut drei Viertel volle Mond und die Sterne tauchten die Lichtung in ein unwirkliches Licht. Dieses Licht, die reine Luft und die Stille schärften Matthias‘ Sinne. Er war entschlossen, die Geschichte seiner Familie aufzuklären, es war wirklich ein vollkommen absurder Gedanke, zu ignorieren, was ihm seine

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