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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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Holztischen auf der Terrasse zu befestigen, als er Matthias kommen sah.
    „Was machst Du denn hier?“, rief er ihm zu. „Ich hätte schwören können, Du verbringst den Tag im Bett, lässt den lieben Gott einen guten Mann sein, und Greta kümmert sich um Deine Ostereier.“
    Matthias musste grinsen.
    „Ja, bis gestern hatte ich mir das auch so ähnlich vorgestellt. Aber jetzt ...“
    „Sag mal, Du schwitzt ja wie ein Schwein, was ist denn los mit Dir?“
    „Ich muss ein bisschen schlafen – kann ich?“
    „Ja natürlich. Das kleine Zimmer hintenraus ist frei, Franka gibt Dir den Schlüssel, sie ist in der Küche.“
    „Danke, Mann“.
    Matthias wandte sich schon zur Tür, doch Paul hielt ihn kurz am Oberarm zurück.
    „Und wenn Du ausgeschlafen hast, dann reden wir“.
    „Genau deshalb bin ich hier.“
    Ein paar Stunden später stand Paul Moroder am Fenster und schaute hinaus ins Zwielicht Richtung Westen, wo bis vor wenigen Augenblicken der Rand der Sonne noch am Horizont zu sehen war. Der Himmel über dem Etschtal war tiefblau; man konnte jetzt beobachten, wie er von Minute zu Minute dunkler wurde. Auf einmal spürte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich erschrocken um. Er ließ die Luft, die er einen Augenblick lang angehalten hatte, durch die Lippen entweichen, dann lachte er:
    „Willst Du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?“
    „Entschuldige“, sagte Matthias Jäger, der noch ein wenig verquollene Augen hatte, nach ein paar Stunden Schlaf und einer heißen Dusche aber sichtbar erholt war.
    „Komm mit“, sagte Paul, legte seinen Arm um die Schulter seines besten Freundes und führte ihn in die hinterste Ecke der Gaststube, in der inzwischen die Kupferlampen über den Tischen leuchteten.
    „Setz‘ Dich, ich hole uns was zu Essen aus der Küche.“
    Matthias fühlte sich für den Moment so gut wie in den vergangenen 24 Stunden nicht. Er hatte den ganzen Nachmittag tief und traumlos geschlafen, die abendliche Atmosphäre in der Gaststube der Schlernbachalm umgab ihn warm. Außerdem gab sein Freund Paul einem nicht nur das Gefühl, Dinge könnten wieder gut werden, Krisen könnten überstanden werden, er war auch einer, der dafür sorgte, dass es so kam. Paul Moroder war schon als Kind ein Macher und Entscheider gewesen und außerdem gescheiter als die meisten.
    An der Wand gegenüber von Matthias‘ Sitzplatz hing, eingerahmt hinter Glas, ein violettes Trikot des AC Florenz mit einem Autogramm von Giancarlo Antognoni. Das hatte sich Paul ergattert, als die Fiorentina 1978 im Trainingslager in Meran war. Es war kein Zufall, dass das Fußballteam der Bozner Petrus-Tritonius-Grundschule ebenfalls violette Trikots trug. Nicht nur, dass der neunjährige Paul dafür gesorgt hatte, dass es überhaupt eine Schulmannschaft gab, er schaffte es sogar, einen Metzger aus Bozen als Trikotsponsor zu gewinnen. Und wenn Paul nicht gewesen wäre, hätte Matthias nie eines der violetten Trikots getragen. Bei dem Gedanken fasste er an seine rechte Wade und befühlte durch den Stoff der Hose die zehn Zentimeter lange Narbe, die der Preis für die Rettung seines Lebens gewesen war. Im Freibad hatte er versucht, unter der Metalltreppe, die vom Rand des Beckens ins Wasser führte, hindurchzutauchen und war mit dem rechten Bein zwischen den unteren beiden Stufen hängengeblieben. Paul hatte es als Erster bemerkt, war hinterhergetaucht und hatte seinen Freund mit Gewalt zwischen den scharfkantigen Stufen herausgezerrt. Als das Blut aus der Risswunde das Wasser rot färbte, sagte einer noch, „Wahnsinn – wie im ‚Weißen Hai‘“, dann wurde Matthias ohnmächtig.
    Jahre danach machte Paul Moroder sein Abitur als Jahrgangsbester und bereits mit 25 war er Oberleutnant der „Guardia di Finanza“. Er hatte eine glänzende Karriere bei der Finanzpolizei in Aussicht, doch als er 30 war, quittierte er den Dienst. Ihm sei klar geworden, hatte er Matthias damals erklärt, dass er für militärische Strukturen nicht geschaffen sei. In der Tat: Paul Moroder war ein eigensinniger, unabhängiger Kopf, Befehle erteilen war seine Sache nicht, Befehle entgegennehmen erst recht nicht.
    Sein Freund Paul und sein Bruder Rainer waren sich in ihrer Willensstärke und Durchsetzungsbereitschaft gar nicht so unähnlich, dachte sich Matthias, wobei Paul allerdings die freundlichere Form dieser Charaktereigenschaften verkörperte. Er selber dagegen agierte immer erst, wenn das Schicksal ihn ausdrücklich dazu aufforderte. Sein

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