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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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Teppichboden - an der Stelle, an der Matthias am vergangenen Morgen seinen Kaffee verschüttet hatte.
    Matthias Jäger atmete schwer. Er wusste nicht was, aber irgendetwas war hier faul. Keine Frage, sein Bruder achtete auf Sauberkeit und Ordnung in seinem Hotel und ein Kaffeefleck auf dem Teppich widersprach definitiv Rainers Vorstellung von einem gepflegten Ambiente. Aber warum hatte er nicht eines der Zimmermädchen oder den Hausmeister angewiesen, den Fleck zu beseitigen, sondern machte es höchstpersönlich, und warum tat er es mitten in der Nacht? Vielleicht sah Matthias ja Gespenster, vielleicht gab es für die ungewöhnliche nächtliche Putzaktion einen ganz banalen Grund. Ja, aber dann wäre es naheliegend gewesen, die Tür zu öffnen und irgendetwas zu sagen im Stil von ‚Hallo, ich habe noch Licht gesehen, was machst Du denn da?‘ Doch eine innere Stimme sagte Matthias, dass er das lieber nicht tun sollte. Mit seinem Bruder stimmte etwas nicht, und Matthias wollte herausfinden, was es war, ohne sich zu früh eine Blöße zu geben.
    Das Beste würde es wohl sein, wenn er sich so leise entfernte, wie er gekommen war und auf sein Zimmer ging. Andererseits: Nach dem durchgeschlafenen Nachmittag auf der Schlernbachalm war er noch nicht wieder müde. Deshalb beschloss er, nicht nach oben zu gehen, sondern nach unten – die Treppe hinunter, die zwischen Bibliothek und Küche in den Weinkeller führte.
    Matthias wollte die schwere Eichentür zum Keller öffnen, doch der Schlüssel ließ sich im Schloss nicht drehen. Er drückte die Klinge herunter und bemerkte, dass die Tür unverschlossen war. Und dann sah er, dass auch hier in dieser Nacht das Licht brannte. „Verdammt, was ist denn hier los?“, dachte sich Matthias. Der Sommelier würde nie vergessen, die Tür zu seinem Allerheiligsten nach Feierabend zu verschließen, und auch das Licht anzulassen, war nicht seine Art. Es musste jemand hier sein.
    Von der Tür ausgehend erstreckte sich ein etwa 40 Meter langer und sehr breiter Gang, der auf der rechten Seite von Holzfässern gesäumt war. Links standen, im Abstand von drei Metern quer zum Gang, deckenhohe Holzregale voll mit Flaschen. Zwischen den Regalen hingen Glühbirnen von der Decke, die gerade so viel Licht spendeten, dass man die Etiketten lesen konnte. Hier hielt sich selten mal jemand länger auf, und wenn, dann an einem der Stühle rund um den Tisch, der zwischen dem vierten und fünften Regal stand. Diesen Platz konnte man mit einer kupfernen Grubenlampe beleuchten. Als Matthias vier Jahre alt war, durfte er diese Lampe zum ersten Mal mit dem Feuerzeug des Großvaters selber anzünden. Auch heute Abend hatte sie jemand angezündet. Zwischen den Regalen vier und fünf flackerte ein Licht, während die Beleuchtung im Rest des Weinkellers gedämpft, aber gleichmäßig schien. Ganz langsam ging Matthias Jäger an den Stirnseiten der Holzregale entlang. Erstens wollte er leise sein und zweitens hatte er es einfach nicht besonders eilig, die zweite Überraschung dieses Abends zu erleben. Sich auf der Stelle umzudrehen und den Weinkeller zu verlassen, ohne zu sehen, wer sich hier aufhielt, kam freilich erst recht nicht in Frage. Unmittelbar vor der Stirnseite des vierten Regals blieb Matthias Jäger stehen und ließ seinen aufgestauten Atem lautlos durch den Mund herausströmen. Dann tat er einen entschlossenen Schritt nach vorne, machte eine Vierteldrehung nach links ... und blickte in die aufgerissenen Augen von Anna.
    Anna Jäger stand da, den rechten Arm hoch erhoben, in der Hand eine Flasche Blauburgunder. „Gott, Matthias, hast Du mich erschreckt“, sagte sie und fiel ihrem Schwager um den Hals.
    „Wen hast Du denn erwartet?“
    „Ich weiß nicht ... niemanden. Ich habe ein Geräusch von der Tür her gehört ... auf jeden Fall hat mich die Angst gepackt.“
    Matthias löste sich aus Annas Umklammerung, nahm ihr die Weinflasche aus der zitternden Hand und führte sie zu dem Tisch, auf dem das Licht der Grubenlampe flackerte. „Was machst Du hier unten, mitten in der Nacht?“
    Anna Jäger streckte beide Arme über den Tisch aus, so wie es ein paar Stunden zuvor Paul Moroder in der Gaststube der Schlernbachalm getan hatte. Aber diesmal ergriff Matthias die Hände, die ihm entgegen kamen.
    Anna musste einen Augenblick warten, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte. Dann sagte sie:
    „Rainer und ich haben heute furchtbar gestritten.“
    „Worüber denn?“
    „Über Dich?“
    „Über

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