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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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war. Und gerade deswegen hielt er es für eine gute Idee, wenigstens ein bisschen mürrisch zu reagieren.
    „Passt schon, geht ja offenbar nicht anders.“
    „Na dann ... bis Freitag.“
    Mit diesen Worten wandte sich Rainer ab und ging in Richtung Treppe.
    Matthias schloss seine Zimmertür und setzte sich auf die Bettkante. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Es war nicht mehr die Frage, wann er sich das Herz fassen würde, den Dingen einen Stoß in eine unumkehrbare Richtung zu geben; der Zeitpunkt war jetzt!
    Als Matthias in voller Motorradmontur die Treppe hinunterlief, wäre er beinahe mit Anna zusammengestoßen. Die beiden hatten ein Talent, sich auf halber Höhe zu begegnen.
    „Anna, ich ...“
    Anna Jäger hatte einen ziemlich starken Verdacht, worauf das hinauslaufen könnte. Ihr Mann hatte gerade das Haus verlassen, um für ungefähr zwei Tage wegzubleiben, und ihrem Schwager stand der Tatendrang ins Gesicht geschrieben.
    „Ich will nichts wissen, Mattes. Du bist schon groß und Du wirst entscheiden, was Du tun und lassen willst. Ich werde Dir nirgendwo dazwischenpfuschen, aber ich will nichts wissen.“
    „Aber Anna ...“
    „Mattes, bitte!“
    Anna Jäger nahm Matthias ganz fest in den Arm und flüsterte ihm ins Ohr.
    „Mattes, ich liebe meinen Mann, ich weiß durchaus noch, warum ich ihn geheiratet habe. Vermutlich ist er als Bruder nicht so gut wie als Ehemann. Ihr habt ein Problem miteinander, und mit Eurer Familie scheint etwas faul zu sein. Rainer tut, was er glaubt, tun zu müssen und Du auch. Vorerst will ich mehr nicht wissen. Ich habe Angst, ihn zu verlieren und ... Du liegst mir auch am Herzen.“
    Bevor Matthias noch einmal den Versuch starten konnte, etwas zu sagen, legte Anna ihm den Zeigefinger auf den Mund, schüttelte kaum merklich den Kopf und ließ ihn dann stehen.
    Während der ganzen Fahrt nach Bozen überlegte Matthias Jäger, wie er das Verhalten seiner Schwägerin finden sollte. Benahm sie sich nicht wie ein Kind, das bei Gefahr die Augen schließt und die Ohren zuhält? Oder war ihr Nichtwissenwollen ein guter Weg, sich und ihn vor unlösbaren Loyalitätskonflikten zu bewahren? Er war sich nicht sicher, aber so oder so – es war ihre Entscheidung.
    Laden und Werkstatt von „Fratelli Moto“ in der Via Galvani waren verschlossen, am Briefkasten hing ein Schild: „Ich schraube oder fahre zurzeit auswärts. Wenn ich nicht gerade einen Helm aufhabe, können Sie mich telefonisch erreichen. Manfredo Fratelli.“ Wie blöde! Matthias ärgerte sich, unangemeldet nach Bozen gefahren zu sein. Manfredos Handynummer hätte er auch zuhause gehabt. Matthias hatte seine Schusseligkeit auf eine Art in sein Leben integriert, dass sie nicht viel Schaden anrichten konnte. Aber bei dem, was er sich jetzt vorgenommen hatte, wäre es vielleicht nicht verkehrt, mal etwas planmäßiger vorzugehen.
    Einen Helm schien Manfredo Fratelli gerade nicht aufgehabt zu haben; jedenfalls war er nach dem zweiten Klingeln am Telefon.
    „Pronto.“
    „Ciao Manfredo, ich bin‘s.“
    „Ciao Du Ritter der 1200 Kubik, was kann ich für Dich tun?“
    „Weißt Du noch, wie wir uns vorgestern über den Schreibtisch meines Bruders unterhalten haben?“
    „Na klar.“
    „Du hast nicht zufälligerweise heute Abend noch nichts vor?“
    „Ich hatte was vor, aber gerade fällt mir ein, dass das spektakulär unwichtig war“, sagte Manfredo Fratelli, sein Kino-Mafia-Lachen bellend.
    „Willst Du mich nicht hereinbitten, oder soll ich versuchen, über die Kanalisation zu kommen?“
    „Das ist nicht witzig, Mann“, erwiderte Matthias Jäger. „Auch wenn‘s für Dich offenbar ein Riesenspaß ist – ich mach‘ mir gleich ins Hemd.“
    „Hey – alles ist im grünen Bereich. Wir stehen vor DEINEM Hotel und Du begrüßt einen Gast.“
    „Ja doch. Trotzdem wäre es mir lieber, niemand würde sehen, wie ich mit diesem Gast im Büro verschwinde. Lass‘ mich kurz schauen, was in der Halle los ist, ich hole Dich gleich.“
    Matthias vergewisserte sich, dass niemand vom Personal in Sichtweite war, oder sonst wer, der Manfredo Fratelli kennen könnte, dann holte er seinen Verbündeten nach.
    „Ah, ich sehe schon, welches die böse Schublade ist. Gutes Schloss, aber aufzukriegen. Soll ich?“
    „Ja doch!“ Jetzt hatte Matthias Jäger nicht nur sprichwörtlich Angst, sich ins Hemd zu machen.
    Manfredo Fratelli kniete sich vor den Schreibtisch, holte ein schwarzes Ledermäppchen aus der Innentasche seiner Jacke und

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