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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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rollte es auf dem Boden aus.
    „Was ist das denn?“
    „Picker-Werkzeug.“
    „Und wo kriegt man so was her?“
    „Das willst Du nicht wissen.“
    „Na ja, ich meine ...“
    „Herrgott noch mal, Matthias! Man kann sich das Leben auch schwerer machen, als es ist. Wir sind im Büro DEINES Hotels, also scheint das hier DEIN Schreibtisch zu sein. Ärgerlicherweise kannst Du den Schlüssel für diese Schublade nicht finden. Deshalb hast Du einen befreundeten Mechaniker gebeten, sie Dir zu öffnen. Vielleicht kannst Du Dir dieses Szenario leichter vorstellen, wenn ich Dir anschließend eine Handwerker-Rechnung schicke.“
    „Bloß nicht!“ Matthias schmunzelte – auch über das Wort „Szenario“ aus dem Mund dieses Kerls. „So, jetzt will ich Sie aber nicht länger von der Arbeit abhalten. Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Kaffee, Cappuccino, Mineralwasser?“
    „Ein Bier wär‘ mir recht. Glas brauch ich keins. Und schließ‘ bitte die Tür hinter Dir ab. Darauf, dass gleich jemand anderer als Du hier ins Büro kommt und mich vor dem Schreibtisch knien sieht, bin nicht einmal ich scharf.“
    Als Matthias mit zwei Flaschen Birra Moretti in der Hand wieder zurückkam, lag sein Freund mehr oder weniger vor dem Schreibtisch. In dem Schloss an der untersten rechten Schreibtischschublade steckten zwei Dietriche. Manfredo führte sie jeweils mit einer Hand wie ein Hirnchirurg sein Operationsbesteck. Sein linkes Ohr hielt er, so nahe es eben ging, an das Schloss. Er hatte Matthias‘ Kommen bemerkt. Ohne aufzuschauen oder seine Fingerbewegungen zu unterbrechen sagte er leise:
    „Bleib, wo Du gerade bist und stör‘ mich nicht.“
    Matthias blieb wie angewurzelt stehen, versuchte, keine Faser seines Körpers zu bewegen und atmete so leise wie möglich.
    Die Sekunden vergingen. Matthias stand, Manfredo lag, das Einzige, was sich bewegte, waren seine Finger und die beiden Dietriche. Nach einer Minute zog Manfredo die Picker-Werkzeuge aus dem Schloss, ließ sie auf den Boden fallen und stand abrupt auf.
    „Porca miseria! Dieses Schloss ist entweder saugut oder ich werde langsam alt.“
    „Geht’s nicht?“, fragte Matthias schüchtern.
    „Willst Du mich beleidigen? Natürlich geht‘s. Es halt nur ein bisschen schwieriger als ich gedacht habe und dauert etwas länger.“
    Matthias atmete auf. „Helfen werde ich Dir wohl nichts können?“
    „Wenn wir das Scheiß-Schloss heute Abend noch aufkriegen wollen und wenn es dabei nicht kaputt gehen soll – nein. Reich‘ mir mal ein Bier und lass mich nachdenken.“
    Manfredo Fratelli nahm einen tiefen Schluck, dann setzte er das obere Ende des Flaschenhalses an die Unterlippe, als wenn er darauf pfeifen wollte, und betrachtete eine Zeitlang das Ledermäppchen mit den ausgebreiteten Pickerwerkzeugen. Dann rollte er mit den Augen.
    „Herrgott, ich Hornochse! Ich Karikatur von einem Mechaniker. Du hättest mich doch beleidigen sollen.“
    „Was ist denn?“
    „Ich will es nicht kompliziert machen. Stell Dir einfach vor, jemand will ein Schnitzel mit zwei Gabeln schneiden. Scheißidee! Sogar bei einem zarten Schnitzel. Vielleicht sollte ich es mal mit Messer und Gabel probieren.“
    Manfredo Fratelli verschränkte die Finger ineinander, drückte die Handflächen nach außen, bis die Gelenke knackten, und griff nach zwei anderen Pickerwerkzeugen. Dann legte er sich wieder vor den Schreibtisch auf die Seite, führte die Instrumente ein und hielt das linke Ohr so nah wie möglich an das Schloss. Seine Finger bewegten sich millimeterweise und gleichmäßig.
    Matthias zuckte zusammen und fuhr herum, weil er dachte, jemand habe die Bürotür geöffnet. Doch das Geräusch, das ihn hatte aufschrecken lassen, war der Riegel des Schreibtischschlosses gewesen.
    Manfredo erhob sich, machte eine weite Handbewegung wie ein Zirkuszauberer und sagte: „Ecco!“
    „Auf?“
    „Offen, unbeschädigt und bereit, zu gegebener Zeit von fachkundiger Hand wieder verriegelt zu werden.“
    Matthias atmete schwer, seine Handflächen waren schweißnass.
    „Ich glaube, jetzt gilt‘s.“
    „So sieht‘s aus, mein Freund.“
    Matthias kniete sich vor den Schreibtisch, schloss kurz die Augen, atmete kräftig aus und zog am Griff der Schublade. Sie öffnete sich ganz leicht, ohne ein Geräusch. Darin lag ein Stapel von DIN A 4 großen Kladden, die in eine Art von blauem Tonpapier eingeschlagen waren. Auf dem Einband des obersten Notizbuches stand, in schwarzer Tinte:
    Tagebuch 1. Januar

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