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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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dass jemand zumindest von einer der Holzkisten den Deckel würde öffnen müssen ... und dass dieser jemand Matthias war.
    Manfredo schaute zu seinem Freund auf; der war käsebleich, was nicht nur an der kalten Bunkerbeleuchtung lag.
    „Ich glaub’, ich muss gleich kotzen“, sagte Matthias. Im gleichen Augenblick ging auch er in die Hocke, ganz einfach, weil er sonst vor Schwindel umgekippt wäre.
    Manfredo und Greta griffen ihn an den Oberarmen, einer rechts, eine links, und setzten ihn auf den Boden, so dass er mit der Hüfte einen gewissen Halt an der untersten Treppenstufe hatte. Matthias versuchte, gleichmäßig zu atmen, und nach einer Minute spürte er, wie sich sein Kreislauf wieder stabilisierte. Dann straffte er sich, sagte, „Okay, geht wieder. Wollen wir mal schauen, was für „geheime Reichssachen“ die SS meinem Opa da untergejubelt hat.“ Und wie wenn er verhindern wollte, dass er noch mal ins Zögern kam, sprang er mit einem Satz auf, ging zwei Schritte nach vorne und öffnete den Deckel der Holzkiste, die ihm am nächsten stand.
     
    Hinterher hätte man natürlich fragen können, welche Art von Inhalt wohl zu erwarten gewesen sei in Kisten, auf denen die Worte „Deutsche Reichsbank“ eingebrannt waren. Trotzdem ließ der Anblick drei erwachsene erschaudern.
    Ganz obenauf in der Kiste lagen, in zwei Fünferreihen, zehn Goldbarren. Darauf prangte jeweils ein Reichsadler mit dem Hakenkreuz im Eichenlaubkranz in den Krallen. Darunter eingeprägt in großen Buchstaben waren die Worte DEUTSCHE REICHSBANK und dann, etwas abgesetzt, stand: 1 KILO FEINGOLD 999,9. Am unteren Rand eingestanzt stand eine Identifikationsnummer, bestehend aus den Buchstaben DR und sechs Ziffern.
    Matthias nahm einen der Barren vorsichtig aus der Kiste und wog ihn in der Hand. Er fühlte sich schwer an. „Ja, logisch, ein Kilo halt“, dachte er.
    Manfredo sagte tonlos: „Das glaub’ ich jetzt nicht.“, und Greta stand schweigend und wie versteinert da.
    Hektisch begann Matthias, die Goldbarren Schicht für Schicht aus der Holzkiste zu räumen und sie neben sich auf den Boden zu stapeln.
    Als er fertig war, drehte er sich um und sagte: „50 Stück“.
    Auf einmal erwachte Greta aus ihrer Erstarrung: „Schau’ in den anderen nach.“
    Matthias öffnete die Deckel der anderen neun Kisten. Jede bot den gleichen Anblick, das heißt: fast jede. In einer der Holzkisten lag nur eine Schicht mit zehn Barren.
    Matthias starrte hinein, ließ seine Augen über zehn Reichsadler mit zehn Hakenkreuzen schweifen und versuchte daran zu denken, wie sich sein Leben wenige Tage zuvor noch angefühlt hatte. Er konnte sich nicht mehr erinnern. Auf einmal hörte er Schritte auf den Holzstufen, die den unterirdischen Raum mit der Bibliothek verbanden, und fuhr herum. Es war aber kein ungebetener Besuch, die Schritte gehörten zu Manfredo.
    „Was machst Du?“
    „Ich muss aus diesem Bunker raus, der macht mieses Karma. Ich warte draußen vor der Tür auf Euch.“
    Greta sagte: „Dein Freund hat recht. Es ist unheimlich hier, lass’ uns auch gehen.“
    „In Ordnung“, antwortete Matthias, „ich mach noch die ganzen Deckel zu und räume die Barren wieder zurück da vorne.“
    Matthias Jäger stapelte 49 Goldbarren wieder in die Holzkiste, die er als erstes geöffnet hatte. Einen behielt er bei sich.
    „Was willst Du denn damit“, fragte Greta.
    „Wart’s ab, ich habe da so eine Idee.“
    Matthias schloss die Klappe im Boden der Bibliothek, rollte den Sisalteppich wieder aus, schraubte die Leisten fest und rutschte die Möbel wieder an ihren alten Platz.
    Greta hatte ihm die ganze Zeit nur zugeschaut, dann fragte sie: „Was machen wir jetzt?“
    „Ich würde sagen, wir schauen erst mal draußen nach meinem Freund Manfredo und dann hocken wir uns in den Weinkeller, oder kannst Du jetzt schlafen?“
     
    Ein paar Minuten später saßen Matthias Jäger, Greta Baladier und Manfredo Fratelli im Weinkeller an eben jenem Tisch in der Nische zwischen dem vierten und fünften Weinregal, an dem Matthias vor vier Tagen beinahe von seiner Schwägerin eine Flasche Blauburgunder über den Kopf bekommen hätte.
    Matthias goss drei Schnapsgläser voll mit Zwetschgenwasser, schob eines davon Manfredo hin und sagte: „Ich weiß, wer heute Abend nicht mehr mit dem Motorrad nach Bozen fährt.“
    Während Manfredo und Greta immer noch wie paralysiert wirkten, stand Matthias unter Strom.
    „Euch ist schon klar, dass da unten ein Vermögen liegt.

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