Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
Vom Netzwerk:
überzeugt war und erwartet hatte, auf etwas zu stoßen, so sehr erschreckte ihn auf einmal, was er sah, als der Sisalbelag etwa zur Hälfte zusammengerollt war: eine Klappe, bündig in den Boden eingelassen, ungefähr eineinhalb mal einen Meter groß. Auf einer der Schmalseiten befand sich ein versenkter Handgriff und unter dem Handgriff – „natürlich“, dachte Matthias – ein Schloss.
    „Leck mich am Arsch!“, stieß Manfredo Fratelli aus und versetzte der Sisalrolle einen kräftigen Stoß mit dem Fuß, so dass die Klappe im Boden von allen Seiten zugänglich war.
    „Die Kisten“, murmelte Matthias.
    Manfredo kniete sich auf den Boden und befingerte das Schloss.
    „Soll ich?“
    „Ja“, antwortete Matthias tonlos.
    Es war ein handelsübliches Türschloss, schon ein bisschen älter. Manfredo brauchte keine Minute, um es zu öffnen.
    „Das Tor, wohin auch immer, steht offen.“
    Manfredo bemühte sich um einen lockeren Ton, aber – so ehrlich es war, als er beteuert hatte, „keine Karten in diesem Spiel“ zu haben – auch er war sichtbar angespannt.
    Matthias ging in die Hocke, schloss die Augen und atmete durch den Mund aus. Ihm war, als müsste er sich jeden Augenblick übergeben.
    Greta lehnte an der Wand.
    Manfredo saß auf der Lehne des Sofas, das jetzt direkt vor dem Kamin stand, mit den Stiefeln auf der Sitzfläche.
    „Rainer würde wahnsinnig werden,“ dachte sich Matthias. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass ein schmutziges Sofa wohl die kleinste Sorge seines Bruders wäre, könnte er gerade jetzt die Szenerie in der Bibliothek beobachten.
    Ein paar Augenblicke verharrte er noch in der Hocke, und als er sich gesammelt hatte, stand er auf, stellte sich breitbeinig vor die Klappe und umschloss mit der rechten Hand den in das Holz eingelassenen Griff. Vorsichtig hob er die schwere Klappe an, bis er ein Klacken hörte. Im Licht der Deckenlampe sah er zwei Scharniere, die eingerastet waren und die Klappe, die jetzt in einem Winkel von etwas weniger als 90 Grad offenstand, festhielten.
    Er blickte in ein dunkles Loch.
    „Manfredo, hast Du ...“
    „Natürlich.“
    Matthias erschrak. Er hatte nicht bemerkt, wie sich sein Freund neben ihn gestellt hatte, mit einer schweren Stab-Taschenlampe in der Hand.
    Matthias nahm die Lampe, schaltete sie an und richtete den Strahl nach unten.
    Vom Kopfende der Klappe aus führten mehrere hölzerne Stufen etwa zweieinhalb Meter nach unten und endeten auf einem staubigen Betonboden. Matthias nahm die Stablampe in die linke Hand, stieg vorsichtig die ersten vier Stufen hinunter und tastete sich mit der rechten Hand an einer Ziegelwand entlang, bis er etwas Erhabenes spürte. Er leuchtete es an.
    „Da ist ein Lichtschalter an der Wand“, rief er nach oben.
    Er betätigte den Schalter, und das gerade eben noch dunkle Loch wurde erhellt von einer ovalen Kellerleuchte an der Decke des Raumes. Matthias ging die restlichen Stufen nach unten und drehte sich am Fuß der Treppe um. Vor ihm lag ein rechteckiger kahler Raum, gut und gerne fünfzehn Quadratmeter groß.
    Und auf dem Betonboden stand genau das, was Karl Jäger am 14. April 1945 in sein Tagebuch geschrieben hatte: zehn Holzkisten mit der Aufschrift „Deutsche Reichsbank“ .
    Matthias hielt sich eine Hand vor den Mund und starrte auf die Kisten. Die Deckel waren zu, die Vorhängeschlösser aber aufgesägt. Irgendjemand musste sich ... irgendwann ... daran zu schaffen gemacht haben.
    „Alles in Ordnung bei Dir?“
    Es war Gretas Stimme, die von oben kam.
    „Ja“, rief Matthias. „Komm’ bitte runter. Manfredo soll auch kommen.“

9. Kapitel
     
    Als Greta und Manfredo unten angekommen waren, in dem Raum, von dessen Existenz Matthias Jäger all die Jahre nichts gewusst hatte, stand dieser wieder regungslos da, mit der Hand vor dem Mund. Die beiden blieben neben ihm stehen und schauten ebenfalls auf die Kisten in dem bunkerartigen Raum.
    Nach ein paar Augenblicken Stille sagte Manfredo: „Da war aber kein Feinmechaniker am Werk“, ging in die Hocke und hob mit dem Zeigefinger eins der Vorhängeschlösser mit dem aufgesägten Bügel an. „Wer auch immer das gemacht hat, hat keinen Wert darauf gelegt, das Ganze hier wieder in den Ursprungszustand zu versetzen.“
    „Wirklich – Deutsche Reichsbank“, flüsterte Matthias, „das ist doch Wahnsinn.“
    Greta sagte nichts und knetete wieder ihre Hände.
    Den Dreien war klar, dass sie den Raum auf keinen Fall unverrichteter Dinge wieder verlassen würden,

Weitere Kostenlose Bücher