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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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sinnvoll an. Aber ich muss das jetzt erst einmal verdauen. Lass’ mich wenigstens eine Nacht drüber schlafen.“
    Etwas anderes wollte Rainer Jäger für den Moment auch gar nicht hören.
    Zum Schlafen war es eigentlich noch zu früh am Tag, und Matthias war auch zu aufgewühlt dafür. Aber sein Plan, zuvor noch mit Greta zu reden, war schon gescheitert, als er die Zimmertür öffnete. Seine Freundin lag im Bett und schnarchte wie ein Holzfäller. Als er sich über sie beugte, schlug ihm der Dunst von Weißwein entgegen.
    Er setzte sich aufrecht ins Bett neben seine schlafende Freundin, starrte an die gegenüberliegende Wand und ließ das Gespräch mit Rainer noch einmal Revue passieren. Er konnte nicht fassen, dass sein Großvater dem Bruder einen letzten Brief geschrieben hatte und ihm nicht. Nicht nur darüber hätte er jetzt so gerne mit Nonna gesprochen. Sie fehlte ihm sehr.
    Rainer hatte von „ein paar hundert Kilo Nazi-Gold“ gesprochen. Er hatte sich also offenbar auch einen genaueren Überblick über die Kisten verschafft. Ob ihm das wohl auch seltsam vorgekommen war – neun Kisten mit jeweils 50 Barren und eine, in der nur zehn waren?
    Mist! Er hätte ihn darauf ansprechen sollen. Vielleicht hatte das ja nichts zu bedeuten, vielleicht „fehlten“ keine vierzig Goldbarren, sondern es waren immer nur 460 Stück gewesen. Vielleicht aber hatte irgendjemand irgendwann einen Teil des Schatzes auf die Seite geschafft. Waren die SS-Leute nach Jahr und Tag noch einmal wiedergekommen? Nein, das hätte der Großvater in seinem Brief an Rainer erwähnt. Sollte Karl Jäger selbst sich bereichert haben? Oder Rainer? Letzteres kam Matthias auf einmal nicht mehr unvorstellbar vor. Er nahm sich vor, seinem Bruder auf den Kopf zuzusagen, welchen Verdacht er hegte.
    Aber nicht mehr an diesem Tag.
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11. Kapitel
     
    Matthias hatte unruhig geschlafen, nicht zum ersten Mal seit der vergangenen Woche. Immer wieder spukte ihm dieser Satz seines Bruders im Kopf herum: „Ich hab’ Deinen alten Freund Paul um Rat gefragt.“ Konnte das sein: Paul wusste seit sieben Jahren, dass im Jägerhof ein millionenschwerer Goldschatz herumliegt, und hat kein Sterbenswörtchen darüber verloren?
    Greta schlief noch immer, hatte aber immerhin aufgehört zu schnarchen.
    Sollte er sie wecken, ihr von seinem Gespräch mit Rainer erzählen? Nein, es brannte ihm viel zu sehr unter den Nägeln, Paul zur Rede zu stellen.
    Er schnappte sich sein Handy, zog sich schnell etwas über, ging vors Haus und setzte sich auf das Mäuerchen, das die Terrasse umrandete. In diesem Moment hatte er ein Déjà-vu. Er wusste nicht genau, was es war und hatte auch gerade nicht den Nerv, dem nachzugehen.
    Auf der anderen Straßenseite stand ein lila Auto.
    „Pronto!“
    „Ciao Paul, ich bin’s.“
    „Matthias.“
    Das war kein Gruß, das war eine Feststellung.
    „Paul, ich habe gestern mit Rainer gesprochen. Er hat mir alles erzählt, auch das mit dem Gold.“
    „Mit dem Gold?“
    „Ja, sage ich doch. Alles!“
    Am anderen Ende der Leitung war Schweigen. Matthias hörte seinen Freund nur atmen.
    „Paul?“
    Noch mal ein tiefes Atmen.
    „Paul!“
    „Du musst mir wirklich glauben, Mattes. Ich wollte das alles nicht. Mir war bereits damals nicht wohl bei der Sache und ich bin auch schon lange ausgestiegen. Was ich unbedingt brauchte, habe ich ja vor zehn Jahren bekommen.“
    Im Bruchteil einer Sekunde schoss Matthias ein Eiszapfen in die Brust. Paul Moroder hatte offensichtlich die Worte „alles“ und „das mit dem Gold“ falsch verstanden und begonnen, etwas einzugestehen, was Matthias nicht im Entferntesten für möglich gehalten hätte. Wie eine Nichtigkeit erschien ihm in dem Augenblick der Gedanke, Paul könnte lediglich so illoyal gewesen sein, von der Existenz der Goldbarren zu wissen und ihm nichts zu sagen.
    Obwohl er das Gefühl hatte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen, gelang es Matthias, sich zu sammeln. Er sagte, wenn auch mit belegter Stimme:
    „Also Paul, das läuft jetzt folgendermaßen: Nimm’ Dir den Rest des Tages nichts vor. Wir werden uns heute noch treffen. Wann und wo, sage ich Dir noch.“
    „Mattes ...“
    „Ach, und noch was: Solltest Du heute doch irgendwie verhindert sein, Dich mit mir zu treffen, dann werde ich auf der Stelle der Guardia di Finanza den Tipp geben, sich noch einmal detailliert damit zu befassen, wie und warum 1999 ihr bester Oberleutnant von der Fahne gegangen ist. Ich bin sicher, diese

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