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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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dass Ihr Helene auf ihrem letzten Weg begleitet und uns so viel Trost gespendet hat. Ihr habt sicher Verständnis, wenn wir uns nun auf den Nachhauseweg machen, um uns ganz still an Helene zu erinnern. Selbstverständlich seid Ihr weiter unsere Gäste. Esst, trinkt und lasst den Tag gemütlich ausklingen. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal in fröhlicherer Stimmung.“
     
    Matthias Jäger war zumindest noch rücksichtsvoll genug, sich kurz umzusehen, ob gerade keine Gäste in der Hotelhalle waren. Dann packte er seinen Bruder grob am Knoten der schwarzen Krawatte und zerrte ihn Richtung Büro. Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass Rainer Jäger sich demütigen lassen musste. Doch was hätte er tun sollen? Sich losreißen, eine Rauferei mit seinem Bruder anfangen, weglaufen, und das, während vielleicht doch noch irgendjemand Augenzeuge dieser Szenerie würde?
    Erst als die Bürotür sich hinter ihnen geschlossen hatte, stieß Rainer Matthias von sich, stellte sich hinter seinen Schreibtisch wie hinter eine Barrikade und blaffte:
    „Was soll das, Du verrückt gewordenes Arschloch?“
    Es gelang ihm nicht, einen drohenden Ton in seine Stimme zu legen, ganz im Gegenteil – für Matthias’ Ohren hatte sich sein Bruder noch nie so zappelig angehört.
    „Nenn’ mich nicht Arschloch, Du ... Setz’ Dich hin und hör’ mir zu, ich habe ein paar extrem interessante und ereignisreiche Tage hinter mir, von denen würde ich Dir gerne erzählen.“
    Und Matthias erzählte. Er bemühte sich, kein Detail auszulassen. Auch nicht, wie er Rainers Schreibtisch aufgebrochen hatte. Das einzige, was er verschwieg, war Manfredo Fratellis Beteiligung an den verschiedenen Aktionen. Er wollte seinen Freund in nichts hineinziehen, was da noch kommen möge. Es entging Matthias nicht, wie sein Bruder, als er den Schreibtisch erwähnte, einen schnellen Blick auf die äußerlich unversehrte Schublade warf.
    „Keine Sorge“, sagte er, „ich habe keinen Kratzer hinterlassen und Großvaters Tagebücher liegen wieder da, wo Du sie wer weiß wie lang schon aufbewahrt hast.“
    Rainer Jägers Lippen waren schmal, er schien sich sehr zu konzentrieren.
    „Apropos ‚aufbewahrt‘: Wo hast Du denn den Barren, den ich Dir auf dem Friedhof zugesteckt habe, diesmal versteckt?“
    Rainer reagierte darauf nur mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    Matthias schien, die Gesichtszüge seines Bruders hätten sich in den letzten Augenblicken ein wenig entspannt. Sogar den Anflug eines Lächelns glaubte er zu sehen. Gleichzeitig bröckelte seine eigene Selbstsicherheit – nicht sehr, doch genug, dass er selber eine Ahnung davon bekam.
    Und dann war er fertig mit seiner Nacherzählung der vergangenen Tage. Er hörte einfach auf zu sprechen. Ein starkes Schlusswort wäre gut gewesen, aber das hätte er sich vorher zurechtlegen müssen.
    „So, mein Bruder“, sagte Rainer – Matthias spürte, wie ihm die Initiative entglitt und auf die andere Seite des Schreibtisches hinüber rutschte – „darf ich jetzt auch einmal was sagen?“
    Was hatte Matthias erwartet? Dachte er, sein Bruder würde einen Nervenzusammenbruch bekommen, jammern, sich rechtfertigen, herumschreien? Er wusste es nicht, er hatte einfach keinen Gedanken daran verschwendet, wie sich diese Konfrontation entwickeln würde. Nun wollte Rainer also ganz einfach „auch einmal etwas sagen“.
    „Ich bitte darum!“ Diese Antwort war Matthias nicht ganz so forsch gelungen, wie er es gewollt hatte. Er setzte sich, nachdem er die ganze Zeit über gestanden hatte, auf das Sofa im hinteren Teil des Büros. Rainer drehte sich mit dem Schreibtischstuhl und wandte sich seinem Bruder zu.
    „Du hast also meinen Schreibtisch aufgebrochen. Respekt, ich hätte nicht erwartet, dass Du so geschickt mit Werkzeug umgehen kannst. Ich sollte deswegen wirklich sauer sein, und eigentlich bin ich das auch. Andererseits: Nonnas Tod, unser Streit am vergangenen Sonntag ... ich weiß ja, dass Du gefühlig bist. In so einer Situation kommt man vielleicht schon mal auf komische Ideen.“
    Matthias kochte innerlich. Es kotzte ihn an, sich von seinem Bruder dafür verspotten lassen zu müssen, dass er nicht nur ein Hirn, sondern auch ein Herz hatte. Ja, in ihm steckte ein weicher Kern, aber das war ja wohl, verdammt noch mal, nichts, wofür man sich genieren musste. Vor vielen Jahren hatte es ihn durchaus belastet, wenn er gegen die harten Jungs nicht anstinken konnte; da rettete ihn oft nur, dass sich kaum einer

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