Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Jahren zuvor getrieben hatten.
Nun aber sah einiges etwas anders aus, es konnten kaum mehr Zweifel an der Schuld des Mannes bestehen, der die Farm als Basis für den geplanten Anschlag erworben hatte. Faisalal-Assad würde einiges zu erklären haben, und das schnell, wenn er seinen Kopf noch aus der Schlinge ziehen wollte. Denn Johnny und Benny waren keine Ermittler, sie nahmen auch keine Verhaftungen vor. Sie waren Henker im Auftrag ihres stets kampfbereiten Staates und operierten unter der unsichtbaren Flagge des Mossad.
Dann nahm die Sache eine weitere, völlig unverhoffte Wendung. Jarvis Goldman, der Sayanim von der Gotham National Bank, rief Strauss an und teilte ihm mit, dass soeben eine Überweisung von zwei Millionen Dollar auf al-Assads Konto eingegangen sei. Das Geld aber kam nicht wie sonst aus Saudi-Arabien.
»Sondern von der Anglo-Saudi Investment Bank in der Lombard Street in London«, sagte Goldman. »Vom Konto einer Anwaltskanzlei namens Howard, Marks and Cuthbert. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
Die Namen sagten Strauss oder Shalit nichts. Aber sie fragten beim Mossad in Washington nach.
Die Londoner Anwälte hatten neue Räumlichkeiten bezogen, nachdem ihre Kanzlei am Morgen nach dem Guantanamo-Urteil, das Ibrahim und seine Leute in die Freiheit entlassen hatte, durch einen Mossad-Sprengsatz zerstört worden war. Keiner der Anwälte war dabei zu Schaden gekommen, und es war nie herausgefunden worden, wer den Sprengsatz gelegt hatte. Aber man ging davon aus, dass Howard, Marks and Cuthbert an entscheidender Stelle im juristischen Prozedere zur Freilassung der Guantanamo-Häftlinge mitgewirkt hatten. Nun aber sah es so aus, als wären sie sehr viel tiefer darin verstrickt.
Die Schlinge um Faisal al-Assads Hals zog sich damit – nicht nur bildlich gesprochen – immer enger zusammen. Denn Benny Shalit benutzte bei seinen Einsätzen fast immer eine Garrotte. Die beiden Mossad-Männer riefen Mack Bedford an und sagten ihm, er möge nach New York kommen. Sie würden dem Mann, der an der Organisation der Eisenbahnanschläge in Madrid beteiligt gewesen war und jetzt die Finanzierung des Anschlagsauf jüdische Schüler übernommen hatte, einen Besuch abstatten. Johnny und Ben könnten vielleicht ein wenig Unterstützung brauchen, da al-Assad mittlerweile einige zusätzliche Leibwächter um sich geschart hatte.
Um 17 Uhr befand sich Mack, entgegen des Pendlerstroms, auf dem FDR Drive. Nach der Ausfahrt an der East Fifty-Third Street bog er nach Süden in die Second Avenue, fuhr zur Park Avenue hinüber und kam genau vor dem Waldorf Astoria zum Halt.
»Sie wollen einchecken, Sir?«, fragte ihn der Türsteher.
»Zum Teufel, nein, ich wohne hier.«
Er ließ sich seinen Schlüssel aushändigen und eilte hinauf, froh, ein Quartier in der Stadt zu haben, auch wenn es irgendjemanden an die 500 Dollar pro Tag kostete. Gleich hinter der Tür lag ein schmaler Umschlag auf dem Teppich, darin ein einzelnes Blatt mit einer Notiz: »19.30 Uhr, Südwestecke Sixty-Ninth und Lexington. Benny.«
Mack ging schnell seine Garderobe durch und fragte nach, ob für ihn Nachrichten eingegangen waren. Seine Sachen hingen allesamt dort, wo sie sein sollten, die Wäsche war eingetroffen. Nachrichten gab es keine.
Da er, seitdem er Ali die Hüfte ausgekugelt hatte, nicht mehr zu einem vernünftigen Training gekommen war, beschloss er, das komplette SEAL-Programm durchzuziehen: 400 Liegestütze, unterbrochen von drei 30-Sekunden-Pausen. Dann bestellte er sich etwas zu Essen aufs Zimmer und ließ sich unterdessen ein Bad ein.
Er leerte fast eine halbe Flasche Badeöl ins heiße Wasser und bemerkte zu spät, dass er die Damenflasche erwischt hatte; nach einer halben Stunde im Wasser roch er wie ein ganzes japanisches Bordell.
Die Nacht brach allmählich herein. Es war in New York gut fünf Grad wärmer als in den Bergen von Connecticut, die Nacht aber versprach kühl zu werden.
Mack trug einen dunkelbraunen Rollkragenpullover, darüber eine Wildlederjacke in derselben Farbe. Er überlegte, ob er normale Halbschuhe anziehen sollte, entschied sich dann aber doch für seine weichen Kampfstiefel, falls er auf einem glatten Parkett festen Stand benötigte. »Ganze Weltreiche sind durch solche Fragen schon gewonnen oder verloren worden«, murmelte er.
Er steckte seine schwarzen Lederhandschuhe sowie seine Sonnenbrille in die Jackentasche, brachte das »Nicht stören«-Schild am Türgriff an und ging.
Über den
Weitere Kostenlose Bücher