Lauschangriff - Im Visier der Feinde
entfernt, um den unauffälligen und ruhigen Flugplatz des Westchester County 50 Kilometer nördlich von Manhattan anzusteuern.
Der Flugplatz mit seiner bescheidenen, 2000 Meter langen Rollbahn war ursprünglich zur Luftverteidigung New Yorks errichtet worden, kurz nachdem Hitler am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg erklärt hatte. Seitdem hatten die US-Streitkräfte in Westchester immer einen Fuß in der Tür, nur selten aber war dem Militär durch den Tower und das Bodenpersonal solche Priorität eingeräumt worden wie jetzt.
Die Navy-Maschine schwebte über die hohen Bäume am Ende der Rollbahn und setzte mit einer Eleganz auf, die notwendig war, wenn man Kisten mit einer gewissen Menge an C-4-Sprengstoff an Bord hatte.
Vier Navy-Wachleute, die die Ladung begleiteten, luden die Kisten aus und packten sie mit großer Sorgfalt in den Laderaum von Johnny Strauss’ dunkelblauem SUV, der auf die Rollbahn gefahren war und direkt hinter der Tragfläche stand. Es war 11.30 Uhr; Johnny Strauss und Benny Shalit hatten noch mehr als 150 Kilometer vor sich.
Nachdem sie das Flughafengelände verlassen hatten, fuhren sie auf der Route 684 direkt zur Grenze von Connecticut. Kurz vor 14 Uhr bogen sie in den Hotelparkplatz ein. Beide Männer waren am Verhungern; seit dem Beginn ihrer Fahrt um neun Uhr früh hatten sie keine Pause eingelegt.
Mack empfing sie in der Lobby, wo sie eincheckten. Er hatte bereits drei Steaks zum Mittagessen bestellt, bevor sie sich jedoch in den Speisesaal begaben, half er ihnen beim Ausladen der drei Kisten, die sie auf sein Zimmer brachten.
Um halb vier begutachteten sie schließlich den Inhalt der Kisten. Alles war da, vieles davon würde er vielleicht gar nicht brauchen, aber er hatte ein Sprengstoffpaket bestellt, das keine Wünsche offenließ. Mack hatte an alles gedacht, und die dreiMänner saßen den gesamten Nachmittag in seinem Zimmer zusammen.
Der ehemalige SEAL kannte sich hervorragend mit Unterwasser-Sprengungen aus, er wusste, wie Sprengsätze jeglicher Art zu legen und zur Zündung zu bringen waren. Alle SEALs waren Sprengexperten, konnten in dieser Beziehung allerdings nicht mit den Leuten vom Mossad mithalten.
Der israelische Geheimdienst betrachtete eine Stange Dynamit als die Waffe seiner Wahl und glaubte damit alle größeren Probleme Israels lösen zu können. Im Lauf der Jahre, in denen palästinensische Terroristen zu immer schrecklicheren Mitteln Zuflucht gesucht hatten, war der Mossad auf die schnellste, brutalste und verlässlichste Angriffsmethode verfallen.
Aus diesem Grund erwies sich Benny Shalit als unerlässlich für die bevorstehende verdeckte Operation. Seine Spezialität waren elektronische Zünder, ein Fachgebiet, auf dem sich Mack Bedford sicherlich auskannte, aber nicht die herausragenden Fachkenntnisse aufweisen konnte wie Benny.
Benny war ein Jünger von Meir Dagan, des kleinen, wortkargen Ex-Generals, der den Mossad leitete. Dagan war als ehemaliger Brigadegeneral der Fallschirmjäger ein Veteran aller Kriege, des Sechstagekriegs, des Jom-Kippur-Kriegs und der jüngeren Konflikte mit den schießwütigen Raketenbataillonen der Hisbollah im Libanon. Er hatte in der Wüste gekämpft, im glühenden Sand des Sinai und auf den Bergzügen der Golanhöhen.
Bereits zwei Jahre vor dem Jom-Kippur-Krieg war er mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden, und in dem fürchterlichen Krieg hatte er mit heroischer Beherztheit Seite an Seite mit seinem großen Freund Ariel Scharon gestanden. Fast ein halbes Jahrhundert lang hatte Meir Dagan den jüdischen Staat verteidigt, worauf Ariel ihm die Leitung des Mossad übertragen hatte.
Zu seinen ersten Anwerbungen gehörte Colonel Benny Shalit. Nur wenige Monate später hatten sie vier bekannte Terroristendurch Sprengstoffattentate in die Hölle geschickt. Sie vereitelten drei große islamistische Anschläge auf Israel. Und in Damaskus hatten sie mit einer Autobombe einen führenden Hamas-Strategen zerfetzt. Mair Dagans Mossad stand zu seinen Taten und übernahm dafür ohne den geringsten Ansatz von Reue die Verantwortung.
Der ehemalige General hatte das Killer-Profil des gefürchtetsten Geheimdiensts der Welt geschärft. Und der junge Colonel Shalit betete den Boden an, auf dem General Dagan wandelte. Für ihn wie für Ariel Scharon war er einer der größten israelischen Kommandeure aller Zeiten, dessen feste Überzeugung er vorbehaltlos teilte: Ein kunstgerecht erstellter Sprengsatz ist jeder anderen Waffe von
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