Lauschangriff - Im Visier der Feinde
keine Ahnung, wo Island überhaupt lag.
Mack Bedford blieb in engem Kontakt mit Commander Ramshawe und Bob Birmingham. Man hatte sich darauf geeinigt, dass der ehemalige SEAL-Commander zu Hause bleiben könne, bis Ibrahim und Yousaf wieder irgendwo auftauchten, was unweigerlich geschehen musste. Dann wolle man sich das weitere Vorgehen überlegen.
Die NSA und die CIA waren ihm äußerst dankbar, dass er nahezu im Alleingang das abgehörte Telefonat aus Pakistan entschlüsselt, den geplanten Anschlag auf die Canaan Academy vereitelt und dabei zwei der vier meistgesuchten Ex-Guantanamo-Insassen liquidiert hatte. Und das alles heimlich, still und leise, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Sobald Ibrahim Sharif und Yousaf Mohammed wieder lokalisiert würden, wäre Mack der gesamte US-Sicherheitsapparat zu Diensten. Sie waren soeben Zeuge geworden, wozu diese Verrückten in der Lage waren, und fühlten sich in ihrer Entscheidung, sie zu eliminieren, bestätigt. Hinzu kam, dass niemand in der amerikanischen Justiz auf den Gedanken kam, dass am Tod von Abu Hassan Akbar und Ben al-Turabi das Militär oder Regierungsstellen beteiligt gewesen sein könnten. Schließlich hatten sie sich ja selbst in die Luft gesprengt; dass jemand nachgeholfen haben könnte, kam niemandem in den Sinn.
Mack Bedford hatte also hervorragende Arbeit geleistet. Am zweiten Abend nach seiner Rückkehr, an dem Tommy bei Freunden in Bath übernachtete, aßen er und Anne zusammen zu Abend.
Der Sommer war schon lange vorbei, aber bis zum ersten Schneefall, der meist in der ersten Novemberwoche einsetzte, grillte Mack immer im Freien. An diesem Abend bereitete er eines seiner kulinarischen Down-East-Meisterwerke zu: gegrillte Schwertfischsteaks, die er von einem alten Freund Brad Andre bekommen hatte, Skipper eines Leinenfischers vor Ort. Brad hatte den großen Fisch erst diesen Morgen vor Seguin Light aus den tiefen Gewässern gezogen und ihn für ein Vermögen an einen Restaurant-Zwischenhändler verkauft. Aber bevor er ihn hergab, hatte er zwei wunderbare Steaks herausgeschnitten, eines für die eigene Familie, das andere für Mack. Er hatte es auf dem Nachhauseweg vorbeigebracht – war einfach ins Haus marschiert und hatte es in den Kühlschrank gelegt, zusammen mit einer Notiz auf dem weißen Packpapier: »Der Erste, den ich s eit drei Jahren gefangen habe! 400-Pfünder. Hab eine Dreiviertelstunde gebraucht, bis ich ihn aus dem Wasser hatte, den Schweinehund! Brad.«
Mack marinierte den Fisch mit Kräutern und Olivenöl und grillte ihn über Holzkohle. Nur einmal umdrehen, um beide Seiten zu bräunen, dazu geschmolzene Butter und Petersilie. Er und Anne teilten sich das Steak, dazu gab es eine Flasche kalifornischen Chablis, dann gingen sie früh ins Bett.
Yousaf und Ibrahim konnten es sich aussuchen, ob sie mit der zwölfköpfigen Crew oder allein für sich am Ende der Kombüse essen wollten. Sie entschieden sich für das Letztere, da jede ihrer Äußerungen, wenn sie von den falschen Leuten mitgehört wurden, sie für viele Jahre hinter Gitter bringen konnte. Igor nahm es gelassen und meinte, für 3000 Dollar könnten sie so viel Privatsphäre haben, wie sie wollten.
Während des Essens sprach Yousaf erneut das heikle Thema der Sprengsätze an. »Irgendwelche Ideen?«
»Ein paar«, erwiderte Ibrahim. Es folgten einige Minuten Schweigen, bis er das Wort ergriff. »Ich glaube nicht, dass der Bus aus der Luft oder von einer Stinger-Rakete angegriffen wurde. Führen wir uns doch der Reihe nach vor Augen, was schon vor der letzten Katastrophe alles schiefgelaufen ist. Also, los, was fällt dir ein? Was war das Erste? Denk nach, Yousaf.«
»Na ja, ich sehe keinen Zusammenhang mit den Sprengsätzen, aber das Erste war Ali, der sich mit irgendeinem Typen aus der Gegend geprügelt hat.«
»Richtig. Nur stammte der vielleicht gar nicht aus der Gegend. Wir wissen nicht, wer es war. Wir wissen nur, dass er mehr oder minder zum selben Zeitpunkt wie Ali aufgetaucht ist und ihm gleich bei der ersten Wache die Hüfte gebrochen hat. Das war nicht irgendein Typ aus der Gegend, Yousaf. Das war ein Experte im unbewaffneten Nahkampf. Wie wir es sein sollten.«
»Gut«, sagte Yousaf. »Und dann?«
»In der Nacht darauf kommt Abu Hassan an und sagt, ein großer Typ, größer und stärker als King Kong, habe ihn über den Haufen gerannt und sei dann verschwunden.«
»Gut. Und dann?«
»Mike, der Wache schieben sollte, kommt mit einem gebrochenen Kiefer ins Haus
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