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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharp
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versucht, dem Kerl zu helfen. Und wo ist seine Frau und dieser Bengel Esmond? Das wüsste ich ja gern.«
    »Wahrscheinlich tot. Bestimmt hat seine Alte zu viel gewusst und hat versucht, ihn zu erpressen. Ohne Zweifel hat er sie zuerst umgebracht, und dann hat er versucht, seinen Neffen mit einer Überdosis Alkohol ins Jenseits zu befördern. Und nicht nur versucht. Die von der Spurensicherung sagen, auf dem Teppich war genug Kotze, um ein Nilpferd plattzumachen. Whisky, Brandy, so ziemlich jede Art von Sprit, die man sich denken kann, einschließlich Absinth. Der wollte das arme Schwein in ein frühes Grab saufen.«
    »Das ist eine verdammte Lüge!«, schrie Albert. »Ich hab dem Bengel keinen Absinth gegeben!«
    Der Superintendent grinste.
    »Ihm keinen Absinth gegeben. Erwischt. Mit anderen Worten, Sie haben ihm so ziemlich alles andere an Hochprozentigem eingetrichtert, was Sie im Haus hatten. Das wäre mehr als genug, um seiner Leber den Rest zu geben. Meine würde schon den Geist aufgeben, wenn ich mir nur die leeren Flaschen ansehe, die auf dem Boden rumliegen, das weiß ich. Großer Gott, und ich muss jetzt hingehen und die arme, durchgeknallte Mutter von dem Jungen befragen. Sorgt dafür, dass das Schwein wach bleibt, und macht ihm weiter die Hölle heiß.«
    Der Superintendent verließ Alberts Zelle und trödelte langsam zum Krankenhaus hinunter, während er an seinem verpflasterten Hinterkopf herumfingerte. Er freute sich wahrhaftig nicht darauf, Vera mitzuteilen, dass ihr geliebter Esmond mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot war.

29
     
    Zu seiner weiteren Verwunderung war Esmond gegen Ende der Woche an die Arbeit geschickt worden. Er ging dem alten Samuel in einem Nebenschacht des Kohlebergwerks zur Hand. »Damit bohrst du zwei Löcher in die Decke«, hatte der alte Samuel ihn angewiesen und ihm einen großen Handbohrer gereicht. »Und ich mache das Dynamit bereit.«
    »Dynamit? Wo haben Sie denn Dynamit her?«
    »Hab ich gefunden. Muss übrig geblieben sein von damals, als sie angefangen haben, nach Kohle zu graben. Ich hab’s trocken gelagert, weit weg vom Haus, wo’s niemand findet.«
    »Aber ist das denn nicht gefährlich?«
    »Glaub ich nicht. Ich hab’s in einen wasserdichten Behälter gepackt. Wir werden ja sehen, ob es noch was taugt. Und jetzt hol zuerst die Trittleiter – du bist nicht groß genug, um da oben ranzukommen –, und dann bohr zwei Löcher in die Decke.«
    Esmond tat wie geheißen und war bald emsig mit dem Bohrer zugange.
    »Was jetzt?«, fragte er, als er die beiden Löcher fertig hatte.
    Der alte Samuel hatte ein großes Porzellanbecken herbeigeschafft, saß draußen auf einer Kiste und schaufelte Schießpulver aus dem Becken in ein paar großkalibrige Patronenhülsen, aus denen ein dünner Kupferdraht hervorragte. Der Draht kam von einer Spule, und als er fünfzig Meter abgemessen hatte, knotete er die Drähte zusammen. Danach holte er die Dynamitstangen und schob sie mithilfe der Trittleiter in die Löcher in der Decke. Die Patronenhülsen klemmte er darunter.
    »Das müsste hinhauen«, meinte er, als sie auf den Hof hinausgingen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Felsen da drin noch lange oben bleibt. Und jetzt steh nicht so blöd herum, bring lieber den alten Ford hier runter.«
    Esmond war fasziniert. Er hatte schon immer etwas in die Luft sprengen wollen. Rasch ging er zur Scheune und holte den alten Ford. Der Wagen passte problemlos in den Tunnel, und als der alte Samuel gerade nicht hinsah, kletterte Esmond auf die Kühlerhaube und vergewisserte sich sorgsam, dass die Hülsen ganz in den Löchern steckten, die er gebohrt hatte. Sie passten haargenau hinein, und nur eine oder zwei mussten zusätzlich mit einem Holzsplitter festgekeilt werden. Inzwischen hatte der alte Samuel einen Generator beschafft und wartete darauf, dass Esmond, den er Joe oder Mr. Grope nannte, ihm half, ein paar Ballen Stacheldraht zu holen.
    »Nicht, dass wir den brauchen, aber es ist besser, auf Nummer sicher zu gehen. Zuerst sprengen wir die Tunneldecke, um sicher zu sein, dass das Schießpulver so funktioniert, wie es soll. Danach müssen wir vielleicht noch ein Eisentor anbringen. Das wird die Leute davon abhalten, hier reinzukommen; nicht, dass das sehr wahrscheinlich ist. Diese schwarzen Bullen halten die Menschen so oder so vom Haus fern. Oh nein, Grope Hall ist dafür bekannt, dass man es lieber meiden sollte. Nach dem, was ich in der Küche gehört habe, bist du

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