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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharp
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kurz inne, ehe sie gestand: »Eigentlich sollte er im Bett liegen. Da habe ich ihn zurückgelassen.«
    »Tot oder lebendig, Mrs. Wiley?«
    »Wenn’s nach mir ginge, tot. Lebendig natürlich, Sie Idiot! Was in aller Welt soll das eigentlich, mich zu verhaften, wenn mein geliebter Junge vielleicht irgendwo in einem Graben liegt? Oder noch etwas Schlimmeres passiert ist?«
    Bei diesem Gedanken begann Vera lauthals zu jammern und den Kopf gegen die Zellenwand zu schlagen, bis sie nach einer Stunde in einen dumpfen Dämmerzustand sank.
    »Ich warne Sie, Ihr Herz wird versagen, wenn Sie so weitermachen«, meinte der Arzt, der Vera aufs Polizeirevier begleitet hatte.
    »Wär das Beste für sie«, knurrte der Superintendent, der sie am liebsten aufgehängt hätte. »Da bleibe ich die ganze Nacht auf und bekomme nicht eine klare Antwort von diesem verdammten Weib. Ich habe noch immer keinen blassen Dunst, wo ihr Mann hin ist.«
    »Wahrscheinlich so weit weg von ihr wie nur möglich. Wäre ich jedenfalls an seiner Stelle, so viel steht fest. Stellen Sie sich mal vor, mit so einer verheiratet zu sein«, bemerkte der Chief Inspector.
    »Lieber nicht. Sie haben doch bei der Bank nachgefragt. Abgesehen von dem Durcheinander, fehlt dort eigentlich auch Geld?«
    »Nicht ein Penny. Was immer der Kerl auch vorhatte, da war er ehrlich.«
    »Haben Sie die Häfen überprüft?«, fragte der Arzt.
    »Selbstverständlich. Den Kanal hat er nicht überquert. Er reist anscheinend nicht gern, und fliegen tut er auch nicht. Er fürchtet sich davor, weil er Höhenangst hat.«
    Der Chief Inspector schaute auf seine Notizen.
    »Aber sie hat gesagt, er hat ihr den Heiratsantrag auf Beachy Head gemacht. Scheint doch verdammt komisch, da hinzugehen, wenn man Höhenangst hat.«
    »Aber am besten, wenn man Selbstmord begehen will, was nach zwanzig Jahren mit dieser Frau völlig natürlich wäre.«
    »Stimmt. Wenn sie also annähernd die Wahrheit sagt, dann hat er ihr auf einer hundertsechzig Meter hohen Klippe einen Heiratsantrag gemacht – von der aus sich oft Menschen in den Tod stürzen. Und der Kerl hat angeblich Höhenangst. Von wegen. Irgendjemand lügt hier. Vielleicht beide, aber ich würde eher auf sie tippen. All dieser Blödsinn, dass es ihn dreimal gäbe. Das könnte man wohl als Heilige Dreifaltigkeit interpretieren, obwohl sie allem Anschein nach sonntags nie in die Kirche gegangen sind. Aber wir kommen vom eigentlichen Thema ab, nämlich, wohin diese Mrs. Ponson und der Junge verschwunden sind.«
    Der Superintendent lachte bitter auf, ehe er antwortete. »Ich würde sagen, in das verdammte Schlachthaus und in den Fleischwolf. Ponson hat diesen widerlichen Laden ja nicht umsonst gebaut. Der hatte von Anfang an irgendwas Übles damit vor. Und es ging auch nicht einfach nur darum, kleinen Bauern aus der Umgebung zu helfen.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, pflichtete der Chief Inspector ihm bei. »Er hat ein bisschen Kohle damit gemacht, gebrauchte Autos zu verscherbeln. Oder geklaute. Was ich nicht kapiere, ist, wieso wir nicht dahintergekommen sind, was er wirklich getrieben hat.«
    »Weil der Dreckskerl in seinem Gebrauchtwagenhandel keine gestohlenen Autos verkauft hat. Und ich bin mir auch sicher, dass er sie nicht selbst geklaut hat. Das hat er andere Diebe für ihn erledigen lassen, und zweifellos hat er auch legalen Handel betrieben. Natürlich sind die gestohlenen Wagen auch nicht unter seinem Namen gelaufen, und der sogenannte Besitzer hat seinen Anteil am Profit gekriegt. Und zwar sehr viel weniger als Ponson, da können Sie sicher sein.« Der Superintendent wandte sich an den Arzt. »Glauben Sie bloß nicht, wir hätten nicht schon früher versucht, den Kerl festzunageln, das haben wir nämlich getan, aber er war zu gerissen für uns. Aber Gott sei Dank haben wir ihn jetzt.«
    »Natürlich könnte al-Qaida ihn schon vor Jahren angeworben und ihm auch Geld gegeben haben«, fügte der Chief Inspector hinzu.
    »Was ich wissen möchte, ist, wo der Ehemann dieser Frau hin ist«, meinte der Arzt, der das Gespräch nicht nur faszinierend gefunden, sondern auch festgestellt hatte, dass es ihn wach hielt. »Ich wüsste auch gern, warum er versucht hat, seinen eigenen Sohn umzubringen. Hört sich an, als wäre er genauso verrückt wie sie.«
    Genau in diesem Moment kam ein Detective herein, der die vorherige Unterhaltung nicht mitbekommen hatte.
    »Wir haben eine Waffe im Haus der Wileys gefunden, Sir. Und nach den Blutspuren daran

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