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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharp
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los ist«, antwortete sie. »Deswegen habe ich ihn ja hierhergebracht, zu meinem Bruder.«
    »Weil …«, setzte der Superintendent an.
    »Weil mein Mann versucht hat, ihn umzubringen, aber das habe ich Ihnen beim letzten Mal schon gesagt. Wieso fragen Sie mich dasselbe noch mal?«
    »Wir müssen uns vergewissern, dass Sie nicht versehentlich etwas ausgelassen haben, Mrs. Wiley.«
    »Natürlich habe ich nichts ausgelassen. Was sollte ich denn auslassen?«
    Der Superintendent seufzte. Das verdammte Weib schien im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zu sein. Allmählich wünschte er sich, der Arzt hätte ihr doch ein starkes Beruhigungsmittel verpasst.
    »Na schön, ich frage Sie etwas anders. Wir waren in Ihrem Haus in der Selhurst Road, und Ihr Mann ist nicht dort. Können Sie mir sagen, wo er sein könnte?«
    »In einem Pub«, giftete Vera, insgeheim heftig erschrocken darüber, dass sie Horace, der noch immer in seinem Zimmer eingeschlossen war, ganz vergessen hatte. Verzweifelt versuchte sie sich zu erinnern, wann sie ihm das letzte Mal etwas zu essen gegeben hatte. »Und überhaupt, woher wissen Sie, dass er nicht zu Hause ist? Vielleicht liegt er ja immer noch im Bett.«
    »Ich kann Ihnen versichern, er ist nicht zu Hause.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie sind dort eingebrochen? Dazu hatten Sie kein Recht!«, fauchte Vera ihn an. »Ihr seid Polizisten, ihr solltet doch eigentlich das Gesetz hüten und es nicht brechen.«
    Der Superintendent seufzte abermals. »Wir haben nichts dergleichen getan. Die Hintertür war nicht abgeschlossen. Wir sind einfach reingegangen.«
    »Sie lügen. Ich schließe immer ab, bevor ich weggehe«, verwahrte sich Vera, wobei sie die Tatsache vergaß, dass sie an jenem Vormittag Hals über Kopf zur Hintertür hinausgestürzt und zu ihrem Bruder gefahren war, als dort niemand ans Telefon ging. Sie hatte das Schlimmste befürchtet und es bei ihrer Ankunft in der Tat auch vorgefunden.
    »Aber vielleicht tut Mr. Wiley das ja nicht.«
    »Doch. Er arbeitet in einer Bank und hat schon immer alles sehr genau genommen. Er nimmt es mit allen Dingen im Leben genau, und dazu gehört auch, alle Türen abzuschließen.«
    »Aber mit seinen Kleidern nimmt er es nicht genau. Auf dem Boden lagen zwei Jacketts und ein Anzug. Und ein paar Socken. Alles in allem hat er den Kleiderschrank ausgeräumt und alles, was darin war, auf das ungemachte Bett geschmissen. In seinem Safe in der Bank hat genau das gleiche Durcheinander geherrscht.«
    Der Superintendent legte eine Pause ein, damit Vera darüber nachdenken konnte, worauf diese Schilderung schließen ließ. Es war riskant, ihr das zu erzählen, da es nur zum Teil stimmte, doch vielleicht würde es sie dazu bringen, zu erläutern, was für eine Ehe die Wileys führten. Er war sich ziemlich sicher, dass es eine höchst unbefriedigende war.

31
     
    »Das wird ihr eine Lehre sein«, sagte der Superintendent zu dem Sergeant, der ganz in der Nähe stand, als Vera zum x-ten Mal einen hysterischen Anfall bekam.
    »Machen Sie extrem starken Kaffee – und ich meine extrem stark –, damit das Miststück heute Nacht kein Auge zutut. Ich lasse dieses Küchenmesser, mit dem ihr Mann ihren Sohn umbringen wollte, von Croydon herschaffen, und ich möchte, dass Sie dafür sorgen, dass reichlich Blut an der Klinge ist. Ich habe vor, dieses Familiendrama aufzuklären, bevor die Anti-Terror-Einheit sich damit befasst.«
    »Gibt’s einen Grund, weshalb sie das nicht tun sollte, Sir? Deren Forensikspezialisten bearbeiten doch schon die Blutproben aus dem Bungalow und dem Schlachthaus.«
    »Und kommen nicht weiter. Ich will denen zeigen, dass die zuständige Polizei es genauso gut kann oder sogar noch besser, weil wir die Gegend und die Ganoven besser kennen als sie.«
    Bald darauf wurde Vera auf der Station allen Hoffnungen gerecht, die in den extrem starken Kaffee gesetzt worden waren, und machte einen solchen Krach, dass auch die Patienten auf benachbarten Stationen sich brüllend beschwerten.
    »Schaffen Sie das Weib lieber aufs Revier«, meinte der Superintendent. »Ich verhöre sie dort. Und sorgen Sie dafür, dass sie Handschellen trägt – ich will nicht noch mehr Stiche in der Kopfhaut haben.«
    »Wo bringt ihr mich jetzt hin?«, kreischte Vera, als vier stämmige Polizisten sie vom Bett hoben.
    »An ein schönes ruhiges Plätzchen, wo Sie uns sagen werden, wo Ihr Mann jetzt ist, dieser Mörder.«
    »In der Hölle, hoffe ich. Da gehört er hin.«
    Dann hielt Vera

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