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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharp
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und zog die Tür hinter sich zu.
    Als sie sich allein wussten, begannen die Frauen, Esmonds Zukunft zu besprechen.
    »Also diese Hochzeit«, meinte Myrtle. »Sie wird in der Kapelle stattfinden. Und wenn er dir keine kleinen Mädchen macht, dann schicken wir ihn zurück nach Croydon zu seiner Mutter und zu seinem Vater und suchen uns einen anderen.«
    »Oder er kann auch hierbleiben«, erwiderte Belinda eilig und erbleichte bei dem Gedanken, dass Esmond seiner Mutter oder seinem Onkel Albert erzählte, wo er gefangen gehalten worden war und wer ihn dort hingeschafft hatte. »Wir brauchen mehr Männer für die Arbeit auf dem Hof, und zwischen den Bullen und den Schafen ist hier ja reichlich Platz zum Herumlungern. Nicht, dass er dazu viel Zeit haben wird. Was er über Landwirtschaft und Bergbau nicht weiß, kann ihm der alte Samuel beibringen.«
    Darüber lachten beide Frauen schallend, und Esmond, der oben lauschte, fragte sich wieder einmal, was wohl so komisch sein könnte.

28
     
    Auf dem Polizeirevier von Essexford brauchte Albert keine Nachhilfe; er hatte begriffen, dass es sich nicht auszahlen würde, seinen Anwalt hinzuzuziehen, wenn man ihn als Terrorverdächtigen und obendrein noch als Doppelmörder verhörte.
    Dass sein Anwalt ein früherer Verehrer der Frau war, die er ermordet haben sollte, machte das Ganze noch schlimmer. Der Superintendent hatte dem Mann die Situation höchstpersönlich erklärt, und der Anwalt hatte vorgeschlagen, sie sollten die Wahrheit aus »diesem Dreckskerl von Mörder« herausprügeln. Der Superintendent war derselben Meinung. Niemand außer den Beamten wusste, dass Albert sich in Polizeigewahrsam befand. Die Zeitungen hatten ihre helle Freude daran, über die mutmaßliche Explosion in einem massiv gepanzerten Haus zu berichten, und das Ganze wurde sofort mit al-Qaida in Verbindung gebracht, als Lagerplatz für Material zum Bombenbauen.
    In der Zwischenzeit war über dem Haus ein gewaltiges blaues Zelt errichtet worden, und man hatte weitere Polizisten hinzugezogen, um die Öffentlichkeit so fern wie möglich zu halten. Gelbes Absperrband erstreckte sich über die Straße, und Männer und Frauen in weißen Overalls untersuchten jeden Zoll des Inneren. Blutproben sowohl aus dem Bungalow als auch aus dem Schlachthaus wurden analysiert, und das viele Blut in Letzterem machte die aufgeregten Polizisten glauben, dass das organisierte Verbrechen dahinterstecken müsse.
    Das Gemisch aus diversen Arten von Tierblut machte die Arbeit der Polizei ungemein schwierig. Sie brachten Proben ins beste forensische Labor, wo sich selbst Experten von Weltruf schwertaten, zwischen der DNS von Tieren und der von gemeuchelten Menschen oder auch nur jenen zu unterscheiden, die sich lediglich bei ihren amateurhaften Versuchen, ihre sich heftig zur Wehr setzenden Tiere zu töten, geschnitten hatten.
    »Wer auch immer auf dieses Blutkonglomerat verfallen ist, wusste mit Sicherheit ganz genau, was er tat. So etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen«, bemerkte der Leiter des Spurensicherungs-Teams.
    Von Albert Ponson konnte man mehr oder weniger dasselbe sagen. Er hatte nie erfahren, wie es war, von einem Superintendent ins Kreuzverhör genommen zu werden, der sich auf die harte Tour vom einfachen Bullen hochgearbeitet hatte und brutal ehrgeizig war.
    Und dem noch immer eine schlecht genähte Wunde am Hinterkopf zu schaffen machte.
    »Warten Sie nur ab, verdammt noch mal. Ich werde Sie lehren, mir zweimal in die Eier zu treten!«, quietschte Albert, nachdem er sich den zweiten Fußtritt dorthin eingefangen hatte.
    »Wohl kaum, Kumpel. Wenn du aus dem Knast kommst, bin ich nicht mehr hier. So in etwa vierzig Jahren. Kapier’s endlich, du terroristisches Mörderschwein! Du kannst von Glück sagen, wenn du noch zu Lebzeiten entlassen wirst. Wir haben noch ein paar andere Anklagepunkte gegen dich auf Lager.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel zwei meiner Männer getötet und drei weitere verstümmelt zu haben, als das Dach eingestürzt ist.«
    »Aber das war ich doch gar nicht!«, brüllte Albert, jetzt ernsthaft besorgt. »Ich hab euch doch gesagt, dass die vordere Hauswand umkippt, wenn ihr das Tor rausreißt!«
    »Wirklich?« Der Superintendent wandte sich an den Chief Inspector. »Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Natürlich nicht, der verlogene Drecksack. Er hat gesagt, er kann nicht raus, und bei all dem kugelsicheren Metall und Glas konnten wir nicht rein. Wir haben bloß

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