Lauter reizende alte Damen
andere kann an die Wohlfahrtsleute gehen. So, das wär’s. – Leb wohl, Tante Ada«, sagte Tuppence laut und sah zum Bett hinüber. »Ich bin froh, dass wir dich noch besucht haben. Es tut mir Leid, dass du mich nicht gemocht hast, aber wenn es dir Spaß gemacht hat, mich nicht zu mögen und all diese Unverschämtheiten zu sagen, dann nehme ich dir das nicht übel. Ein bisschen Spaß sollte dir das Leben doch machen. Und wir vergessen dich auch nicht. Wir denken an dich, wenn wir Onkel Williams Schreibtisch ansehen.«
Sie suchten Miss Packard, und Tommy erklärte, dass ein Spediteur den Schreibtisch und den Nähtisch abholen würde und dass er die übrigen Möbel vom örtlichen Auktionator versteigern lassen wollte. Alle Kleidungsstücke würden sie, wenn es nicht zu viel Mühe machte, durch sie an die geeigneten Stellen weiterleiten lassen.
»Ich weiß nicht, ob hier jemand ist, der sich über die Zobelstola freuen würde«, sagte Tuppence. »Sie ist sehr schön. Hat Tante Ada eine gute Freundin gehabt? Oder vielleicht hat sich eine der Schwestern besonders um sie verdient gemacht?«
»Wie freundlich von Ihnen, Mrs Beresford. Leider hatte Miss Fanshawe unter unseren Gästen keine besondere Freundin, aber Miss O’Keefe, eine von den Schwestern, hat sich immer liebevoll um sie gekümmert. Ich glaube, sie würde sich sehr darüber freuen und es als große Anerkennung empfinden.«
»Ach, und dann das Bild über dem Kamin«, fuhr Tuppence fort. »Das hätte ich sehr gern – aber vielleicht möchte es die Dame, die es ihr geschenkt hat, wieder an sich nehmen? Ich meine, wir müssten sie erst fragen…«
Miss Packard unterbrach sie. »Leider können wir das nicht, Mrs Beresford. Es geht nicht. Mrs Lancaster hat es Miss Fanshawe geschenkt; und die ist nicht mehr bei uns.«
»Nicht mehr bei Ihnen?« fragte Tuppence überrascht. »Mrs Lancaster? Die, die ich beim letzten Besuch kennen gelernt habe? Die Dame mit den zurückgekämmten Haaren? Sie trank unten im Wohnzimmer Milch. Und die ist nicht mehr hier?«
»Nein. Es ist ganz plötzlich gegangen. Eine Verwandte von ihr, eine Mrs Johnson, hat sie vor etwa einer Woche abgeholt. Mrs Johnson kam aus Afrika zurück, wo sie seit vier oder fünf Jahren lebte. Sie kann Mrs Lancaster nun bei sich aufnehmen. Sie und ihr Mann haben sich in England ein Haus gekauft. Ich glaube übrigens«, fügte Miss Packard hinzu, »dass Mrs Lancaster gar nicht gern von uns fortging. Sie war glücklich hier und hatte viele Freunde. Beim Abschied war sie ganz aufgelöst und hat sogar geweint – aber was kann man machen? Schließlich haben die Johnsons ihr den Aufenthalt hier bezahlt. Ich habe vorgeschlagen, da sie schon so lange hier sei, sie hierzulassen…«
»Wie lange war sie denn hier?«, fragte Tuppence.
»Oh, beinahe sechs Jahre. Ja, ungefähr so lange. Und darum hatte sie sich hier auch so gut eingelebt.«
Tuppence nickte. »Das kann ich verstehen.« Sie runzelte die Stirn, warf Tommy einen nervösen Blick zu und streckte dann energisch ihr Kinn vor. »Es ist schade, dass sie fort ist. Als ich mit ihr sprach, hatte ich das Gefühl, sie früher schon getroffen zu haben – ihr Gesicht kam mir so bekannt vor. Später ist es mir dann wieder eingefallen. Ich hatte sie bei einer alten Freundin kennen gelernt, einer Mrs Blenkinsop. Ich wollte bei unserem nächsten Besuch mit ihr darüber sprechen und fragen, ob ich mich richtig erinnere.«
»Das wäre nett gewesen, Mrs Beresford. Alle unsere Gäste sind glücklich, wenn sie wieder Kontakt mit alten Freunden bekommen oder jemanden treffen, der ihre Verwandten früher gekannt hat. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass sie jemals von einer Mrs Blenkinsop gesprochen hätte, aber das wäre ja auch nur ein Zufall gewesen.«
»Können Sie mir vielleicht sagen, wer ihre Verwandten sind und wie sie hierher gekommen ist?«
»Ich weiß leider nur wenig. Wie ich schon sagte, haben wir vor etwa sechs Jahren Briefe von einer Mrs Johnson bekommen, in denen sie sich nach dem Heim erkundigte. Später kam Mrs Johnson selbst, um es sich anzusehen. Sie erkundigte sich nach den Preisen und Bedingungen und reiste wieder ab. Eine Woche darauf schrieb uns eine Anwaltsfirma aus London und holte weitere Auskünfte ein. Dann baten sie uns, Mrs Lancaster aufzunehmen, falls wir einen Platz frei hätten. Zufällig war das der Fall. Mrs Johnson brachte Mrs Lancaster, und ihr gefiel das Haus und das Zimmer. Mrs Johnson sagte, Mrs Lancaster sei eine
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