Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
wurde bewundert, und das Nähtischchen kam unter das Fenster. Das Bild mit dem blassrosa Haus an der Kanalbrücke hängte Tuppence über den Kamin in ihrem Schlafzimmer, wo sie es morgens betrachten konnte, wenn sie im Bett die erste Tasse Tee trank.
    Da sie immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, schrieb sie einen Brief, in dem sie erklärte, wie sie an das Bild gelangt war und dass sie es, falls Mrs Lancaster das wünschte, jederzeit zurückschicken würde. Sie adressierte den Brief an Mrs Lancaster c/o Mrs Johnson, Cleveland-Hotel, George Street, London W. 1. Sie erhielt keine Antwort, und eine Woche später kam ihr Brief mit dem Vermerk »hier unbekannt« zurück.
    »Wie lästig«, seufzte Tuppence.
    »Vielleicht haben sie nur eine Nacht dort gewohnt«, sagte Tommy.
    »Dann hätten sie doch eine Adresse angegeben…«
    »Hast du denn ›bitte nachsenden‹ draufgeschrieben?«
    »Ja, hab ich. Aber ich weiß was. Ich rufe dort an. Das Hotel muss die Adresse haben.«
    »An deiner Stelle würde ich es lassen. Warum machst du dir die viele Mühe? Wahrscheinlich hat die alte Tante das Bild längst vergessen.«
    »Ich könnte es ja mal versuchen…«Tuppence setzte sich ans Telefon und wählte das Cleveland-Hotel.
    Nach ein paar Minuten erschien sie in Tommys Arbeitszimmer. »Tommy, das ist seltsam, sie sind gar nicht im Hotel gewesen. Weder eine Mrs Johnson noch eine Mrs Lancaster. Und Zimmer hatten sie auch nicht bestellt. Und sie haben anscheinend auch früher nie in dem Hotel gewohnt.«
    »Dann wird Miss Packard den Namen des Hotels falsch verstanden haben. Vielleicht hat sie es zu hastig notiert oder den Zettel verloren. So etwas kann schließlich passieren.«
    »Ja, aber nicht in Haus Sonnenhügel. Nicht bei der tüchtigen Miss Packard. Das glaube ich nicht.«
    »Vielleicht hatten sie nicht bestellt, und als sie kamen, war das Hotel voll, und sie mussten woandershin. Du weißt doch, wie schwer es in London ist, Hotelzimmer zu finden. Musst du alles so genau wissen?«
    Tuppence zog sich zurück, erschien aber gleich darauf wieder. »Weißt du, was ich tue? Ich rufe Miss Packard an und lasse mir die Adresse von den Anwälten geben…«
    »Von welchen Anwälten?«
    »Erinnerst du dich denn nicht? Sie hat etwas von einer Anwaltfirma gesagt, über die alle Abmachungen getroffen wurden, weil die Johnsons im Ausland waren.«
    Tommy, der eine Rede aufsetzte, die er in Kürze bei einer Konferenz halten sollte, murmelte leise vor sich hin: »Falls eine derartige Situation entstehen sollte, wäre es angebracht…«
    »Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe, Tommy?«
    »Ja, ich halte das für eine sehr gute Idee – glänzend – ausgezeichnet. Mach es so…«
    Tuppence ging hinaus, streckte aber den Kopf noch einmal durch die Tür und fragte: »Was schreibst du denn da?«
    »Das Konzept für den Vortrag, den ich halten muss. Kannst du mich nicht mal ein Weilchen in Ruhe lassen?«
    »Entschuldigung.«
    Tuppence verschwand. Tommy fuhr fort, Sätze aufzuschreiben und sie sofort wieder durchzustreichen. Sein Gesicht hellte sich gerade auf, und das Tempo seines Schreibens beschleunigte sich, als sich abermals die Tür öffnete.
    »Das sind sie«, sagte Tuppence. »Partingdale, Harris, Lockeridge und Partingdale, Lincoln Terrace 32, London W C. 2, Telefon: Holborn 05 13 86. Der Mann, der die Praxis jetzt führt, heißt Mr Eccles.« Sie legte ein Blatt Papier auf den Schreibtisch. »So, nun musst du weitermachen.«
    »Nein.«
    »Ja! Es ist deine Tante Ada.«
    »Was hat das denn mit Tante Ada zu tun? Mrs Lancaster ist keine Tante von mir.«
    »Aber es geht doch um Anwälte«, beharrte Tuppence. »Mit Anwälten umzugehen ist eine reine Männersache. Anwälte halten alle Frauen für dumm und ignorieren sie.«
    »Ein sehr vernünftiger Standpunkt.«
    »Ach, Tommy. Jetzt hilf mir doch! Du gehst ans Telefon, und ich helfe dir dafür bei deinem Vortrag.«
    Tommy sah sie nicht sehr freundlich an, erhob sich aber doch.
    Er kehrte nach einiger Zeit zurück und sagte streng: »Diese Sache ist jetzt endgültig abgeschlossen!«
    »Hast du mit Mr Eccles gesprochen?«
    »Wenn man’s genau nimmt, habe ich einen Mr Wills erreicht, der das Mädchen für alles der Firma Partingford, Lockjaw und Harrison zu sein scheint. Er wusste genau Bescheid. Alle Korrespondenz geht über die Southern-Counties-Bankfiliale in Hammersmith, die die Post weiterleitet. Und damit, lass dir das gesagt sein, verliert sich deine Fährte. Banken leiten Briefe

Weitere Kostenlose Bücher