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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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verschwinden Sie nur...! Hallo, guten Morgen, Miss Mills. Sie sehen recht unternehmungslustig aus, aber Sie werden mich trotz allem nicht dazu überreden können, einen Garten anzulegen. Beim besten Willen kann ich mich für den Gedanken nicht erwärmen.«
    »Unsinn, Kind, Unsinn! Warten Sie nur, wenn wir erst angefangen haben. Der Spaten hier ist ganz ausgezeichnet.«
    »Es ist wirklich ungemein liebenswürdig von Ihnen«, stieß Lucia mit dem verzweifelten Aufgebot all ihrer Entschlossenheit hervor. »Aber solange ich nicht weiß, wie lange ich noch hierbleibe, vergeuden Sie mit Ihren Überredungsversuchen nur Ihre Zeit!«
    »Keine Zeit ist vergeudet, die dem Ziele dient, auch nur den kleinsten Winkel unserer wundervollen Welt zu verschönern. Besäße ich nicht die schöpferischen Talente, deren ich mich rühmen darf — Malen und Gartenbau — , dann...«
    Was Carmen unter derart kläglichen Umständen der Talentlosigkeit getan hätte, blieb uneröffnet, denn in diesem Augenblick kam Augusta aus dem Häuschen, wo sie spät, aber reichlich gefrühstückt hatte. Sofort entspann sich ein wahrer Wechselgesang über die Freuden schöpferischer Arbeit. Dankbaren Herzens zog Lucia sich zurück und schüttete Annabel ihr Herz aus: »Dieses Weibsbild... Da schwenkt sie begeistert ihren Spaten und droht doch wirklich, den Rasen auf der Stelle umzugraben!«
    »Nun, mit Mutter scheint sie jedenfalls gut auszukommen. Sie redet vom Malen, Mutter vom Schreiben — und keine achtet auch nur im geringsten darauf, was die andere sagt.«
    »Hoffentlich treiben sie es noch eine Weile so weiter. Das verschafft mir eine Galgenfrist!«
    »Wie wäre es, wenn man Mutter den Vorschlag machte, Carmens Garten mitsamt den verrückten Bildern zu besichtigen? Dann wären sie beide versorgt. Aber du mußt fahren — laß nur Mutter nicht ans Steuer deines Wagens! Len bekäme bestimmt Zustände, wenn es eine neue Panne gäbe, und du hast ja gehört, was der Mechaniker heute früh sagte: daß Mutters Methode des Schaltens der Ruin jeder Kupplung sei.« Vor einer Stunde erst hatten sie dem melancholischen Schauspiel beigewohnt, wie Mrs. Whartons Auto zur Reparatur in die Stadt abgeschleppt wurde, und beide hatten sie, ohne ihr Elend jedoch laut werden zu lassen, sich klargemacht, daß Augusta noch ein paar Tage bei ihnen ausharren mußte. So kam der Gedanke, sie für ein paar Stunden abzulenken, Lucia wie eine wahre Labsal vor. — »Wenn du wirklich meinst, daß deine Mutter sich etwas daraus macht, laufe ich sofort hinunter und bringe den Vorschlag an. Dann hört endlich auch Carmen auf, an meinen Rasen zu denken, und Len kann aus seinem Versteck wieder zum Vorschein kommen.«
    Augusta stimmte gnädig zu. Es solle ihr ein Genuß sein, das Werk eines verwandten Geistes zu betrachten, Manna in der Wüste geradezu, wie sie ziemlich taktlos erklärte. Einen Seufzer über den verkorksten Vormittag herunterschluckend, holte Lucia ihr kleines Auto herbei, winkte Annabel einen Abschiedsgruß zu und drohte Len, der aus dem Fenster seiner Küche herausspähte, verstohlen mit geballter Faust.
    Carmen, die im Fond Platz genommen hatte, schwatzte während der ganzen kurzen Fahrt unaufhörlich, und Augusta gab gemessen Antwort. >Wie soll ich nur die nächste Stunde überleben?< stöhnte Lucia in sich hinein, und sie machte sich auf eine Zeit endloser Langeweile gefaßt.
    In Wirklichkeit jedoch amüsierte sie sich königlich, denn sie war die lachende Dritte als Zeugin eines Zweikampfes, in dem Mrs. Wharton klar unterlag. Von dem Augenblick an, da Carmen vor ihrem Portal den Wagen verließ, beherrschte sie das Feld. Zuerst führte sie ihre Opfer unter endlosem Schwall verzückten Schwärmens durch den Garten, hielt bei den seltenen Blumen inne, zwang die Gäste, sich ganz tief hinunterzubücken und eine winzige Pflanze zu betrachten. Immer wieder blieb sie stehen, um die widerwärtigen kleinen Gnome und Unholde zu streicheln.
    Augusta, die an Leibesübungen aller Art kaum gewöhnt war, zeigte Anzeichen von Erschöpfung, noch ehe sie das kleine Haus erreicht hatte, und war fast nicht mehr imstande, die folgende Besichtigung der Bilder von Aloysius Mills zu verkraften. Lucia fand mit begrenzter Kennerschaft, daß sie tüchtiges, aber wenig inspiriertes handwerkliches Können verrieten, aber sie war klug genug, keinen andern Laut als den uneingeschränkter Bewunderung von sich zu geben.
    »Mein Großvater war ein großes Genie! Niemals gab es ein größeres in

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