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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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doch erfahren«, begann sie knurrig, und dann berichtete sie ihm von dem nächtlichen Überfall auf die Kasse.
    »Bestimmt hatte es nichts mit dem Mord zu tun. Der Unbekannte wollte Len nichts antun; er gab ihm nur einen Stoß, bei dem Len stolperte. Und mitgenommen hat er überhaupt nichts.«
    »Aha. Nun, auf alle Fälle muß ich darüber mit Len sprechen.«
    »Aber dann merkt er bestimmt, daß Sie Kriminalist sind!«
    »Das läßt sich eben nicht ändern. Ohnehin scheint mir der Augenblick gekommen, wo es für Len vielleicht günstiger ist, daß er es erfährt.« — »Bestimmt wird er es rasend spannend finden — und ich möchte wetten, daß er Sie nicht verrät!«
    »Davon bin ich ebenfalls überzeugt. Übrigens hat er gerade nichts zu tun; am besten knöpfe ich ihn mir sofort vor.«
    Nachdem Len die zehn Liter, die Ross augenblicklich vertragen konnte, eingefüllt hatte, nahm ihn der Kriminalbeamte beiseite.
    »Was war denn heute nacht los, Len?« fragte er ganz ruhig.
    Nur die angeborene Höflichkeit hielt den Tankwart davon ab, unwirsch aufzufahren: >Was geht Sie das an?<, aber seine Stimme klang doch abwehrend. »Ach, weiter nichts, Mr. Ross. Luce hat Ihnen davon erzählt, wie? Dazu bestand keinerlei Anlaß!«
    »Ich glaube doch. Man soll der Polizei keine Informationen vorenthalten, Len!«
    »Der Polizei? Sie... Sie...«
    »Jawohl, ich bin Kriminalbeamter, und ich bemühe mich, die Wahrheit über den Mord ans Licht zu bringen. Deshalb ist mir alles, was hier vorgeht, sehr wichtig. Alles, Len! Verstehen Sie?«
    Einen Augenblick lang wandte der junge Mann den Blick ab und brachte kein Wort hervor. Ein wenig freundlicher fuhr Ross fort: »Haben Sie sich denn noch nicht gefragt, warum ich immerzu hier herumlungere und fast täglich tanke? Ich bin überzeugt davon, daß ich Ihnen trauen kann und daß Sie niemandem verraten, wer ich in Wirklichkeit bin. Deshalb möchte ich Sie um Ihre Hilfe bitten. Helfen aber können Sie mir nur, wenn Sie ganz aufrichtig sind und mir restlos alles sagen, was Sie wissen.«
    Noch eine ganze Weile lang schwieg Len. Endlich aber murmelte er: »Ich werde niemandem sagen, daß Sie von der Polizei sind. Schließlich bin ich Maori genug, um reichlich über Dinge zu schwatzen, die unwesentlich sind, über Wichtiges aber eisern zu schweigen.«
    »Gut! Allerdings müssen Sie mir die Entscheidung überlassen, was wichtig ist, wenn Sie mit mir reden. So, und nun berichten Sie ausführlich, was heute nacht geschehen ist.«
    »Es war nur ein Dieb!« erwiderte Len ausweichend. »Bestimmt suchte er Geld, aber er fand keins.«
    »Also hat er gar nichts mitgenommen?«
    Ganz kurz senkte der Tankwart den Blick, aber damit hatte er sich verraten. Ross stieß sofort nach. »Wirklich ganz und gar nichts, Len? Haben Sie nachher nicht das mindeste vermißt?«
    Neues Schweigen. Dann aber murmelte Len, fast gegen seinen Willen: »Hm, es ist zwar blöd — aber eine Zeitschrift ist verschwunden.« Und stockend kam die Geschichte von der Fotografie und der kurzen Unterredung mit Purdy zutage. »Aber er sagte, er sei es nicht. Er sei nie im Leben in Ceylon gewesen.«
    »Aha. Trotzdem also glauben Sie, daß auf dem Bild doch Purdy abgebildet war?«
    »Das glaube ich, jawohl! Sein Haarwuchs war unverkennbar. Er hat nämlich zwei kleine Wirbel — ziemlich weit vorn!«
    »Die sind mir auch schon aufgefallen. Sonst noch etwas?«
    »Hm, ja, noch etwas, eine ganze Kleinigkeit. Nachdem ich wachgeworden war, sprang ich sofort aus dem Bett — und da berührte ich tatsächlich jemanden... und spürte etwas, das ich für den Pullover von Mr. Purdy hielt, den er oft anzuhaben pflegt. Und als ich später nachschaute, war die Zeitschrift verschwunden. Aber wenn es ihm gerade auf diese Nummer ankam, brauchte er mich doch nur danach zu fragen, dann hätte ich sie ihm sofort gegeben.«
    »Hm, ja. Wußte er, daß Sie heute nacht hier schliefen?«
    »Nein, das hatte ich ihm nicht gesagt, denn er war ziemlich wütend wegen des Bildes und brauste wohl aus diesem Grunde schnell wieder ab.«
    »Und Miss Field haben Sie von Ihrem Verdacht, es könne Purdy gewesen sein, nichts gesagt?«
    »Aber nein. Ich wollte Luce keine Angst machen, und außerdem ist Mr. Purdy immer sehr nett zu mir gewesen, und ich wollte ihn in nichts hineinzerren... Aber nun habe ich es doch getan!« schloß Len zerknirscht.
    »Deshalb haben Sie sich nichts vorzuwerfen; Sie haben vollkommen recht gehandelt. Wenn Purdy mit der ganzen Sache nichts zu tun hat,

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