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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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Schalter ist ausgefallen. Dieser hier.« Der erfolglose Versuch einer Notlüge, nicht überzeugender als der eines ungezogenen Kindes, das sich durch rote Ohren verrät.
    Doras Lippen kräuseln sich zu einem überlegenen Lächeln. Selbstverständlich glaubt sie mir nicht.
    Vorsichtig, Millimeter für Millimeter, nähere ich meine Hand der Ausbauchung unter der Oberschenkeltasche meines Kampfanzugs. Das Laserrohr, die vorletzte Möglichkeit.
    »Eine Reparatur? Heimlich? Ohne die Basis oder zumindest den Commander zu verständigen? Philipp McBruns, wer soll dir das glauben?«
    »Wozu unnötigen Aufwand treiben, Dora? Es ist eine Lappalie. Ein kleiner Schalter. Was ist das schon?«
    »Das Detail ist nicht weniger wichtig als das Ganze. Ein winziger Schalter kann über Leben und Tod entscheiden. Muß ich dir das wirklich sagen?«
    Da endlich habe ich die Waffe in der Hand, reiße sie hoch, die Mündung um das Maß einer Spanne unter Doras Kinn.
    Sie ist, wie es scheint, nicht im mindesten erschrocken, im Gegenteil, das eben noch überlegene Lächeln wird um eine Spur persönlicher. »Alle Achtung, Phil«, sagt sie. »Offenbar bist du entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen.«
    »Ich habe keine Wahl, Navigatorin. Ich werde dich töten. Und dann wird mir ein Grund einfallen, weshalb ich es tat.«
    Sie geht langsam in die Knie, wobei sie den Blick nicht von meinem Gesicht läßt, sie ist mir ganz nah, so nah, daß jetzt ihr Kinn die Waffe in meiner Hand berührt. Eine groteske Situation, von der ich nicht weiß, wie ich sie meistern soll.
    »Das wirst du nicht, Phil«, sagt sie, und ich spüre ihren Atem, so nah ist sie mir. »Denn ich bin auf deiner Seite.«
    Ein Funke von Hoffnung. Die Waffe beginnt zu schwanken, doch dann verkrampft sich meine Hand um den Kolben. »Beweise es, Dora!«
    Sie hebt ihre Rechte, langsam und mit äußerster Vorsicht, schiebt die Mündung zur Seite, aber das alles, ihr Lächeln und ihre Augen, kann ein Trick sein, wie von selbst vollendet der Laser seinen Kreis und kehrt zum Ausgangspunkt unter ihrem Kinn zurück. Ein wenig zu heftig vielleicht, denn sie zuckt unter der Berührung des Metalls zusammen.
    »Beweise es!«
    »Ich vermute seit Wochen, daß du ein anderer bist, als du zu sein vorgibst, Philipp McBruns. Trotzdem habe ich keine Meldung erstattet. Ist das nicht Beweis genug?«
    »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Wie kann ich sicher sein, daß du dich nicht morgen oder übermorgen entschließt, dein Wissen gegen mich zu benutzen?«
    Sie hebt die Schultern. »Das ist dein Risiko, mein Lieber.«
    »Und wenn ich mich weigere, deinen Beweis anzuerkennen?«
    »Dann wirst du deinen einzigen Verbündeten hier an Bord verlieren, Philipp McBruns, oder wer du sonst bist. Überleg es dir also ganz genau.«
    »Von dieser Entscheidung hängt sehr viel ab.«
    »Ich weiß. Sehr viel. Möglicherweise sogar alles.«
    »Eine ungeheure Verantwortung. Zu groß für einen einzelnen.«
    Sie nickt bedächtig. Längst hat sich meine Waffe so weit gesenkt, daß die Mündung Dora nicht mehr berührt. »Wer sich einer solchen Aufgabe verschreibt, der muß mit psychischen Lasten rechnen, die über das normale Maß hinausgehen. Er muß mehr tragen können als andere. Wir beide, Phil, leben nach anderen als den üblichen Maßstäben.«

    Ich widerspreche ihr nicht. Weil mir derartige Gedanken nicht ganz fremd sind. Obwohl ich nie wirklich an meiner Normalität gezweifelt habe. Denn ich halte es für normal, daß sich Menschen gegen ihren Untergang zur Wehr setzen. Und ich halte es auch für normal, daß sie sich dabei der Mittel bedienen, die der Gefahr adäquat sind. Dem steht auch nicht entgegen, daß solche Menschen dazu verurteilt sind, Einzelgänger zu bleiben.
    Ich ziehe die letzten Schräubchen an und schließe die Abdeckung. Nun ist alles bereit. »Sag mir, was du verändert hast, Phil. Und wozu.«
    Ein Teil meines Argwohns kehrt bei dieser Frage sofort zurück. »Es war eine Reparatur, Dora, wirklich! Noch heute morgen werde ich einen entsprechenden Bericht in den Tagesrapport geben.«
     Da lächelt sie wieder, und in ihren Augen blitzt dieser wunderbare Funke auf. »Nicht nötig, Phil«, sagt sie. »Nicht meinetwegen!«
     
    Auch die nächste Sonde ist mir entwischt. Es ist wie verhext. Obwohl ich die Wirkung dieses neuartigen Antilasersystems in Rechnung gestellt und das Eliminierungsprogramm so erweitert habe, daß sofort nach Eintreffen der Reflexwelle eine mit Fusionskopf bestückte

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