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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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die beeindruckte. Ein silberner Blitz von solcher Intensität, daß die Außensensoren unverzüglich Alarm auslösten. Die Energiedichte des auftreffenden Reflexes entsprach etwa der eines Volltreffers aus einem mit maximaler Fächerbreite feuernden feindlichen Werfer. Der Energiestoß brachte die Odin ins Taumeln, als sei sie mit einem Meteoriten zusammengeprallt.
    Auch jetzt steht noch ein Rest des Schreckens in den Gesichtern um mich her. Selbst der Commander und Doktor Haskett scheinen verblüfft über die Kraft der zurückflutenden Energiewelle, obwohl nach Lage der Dinge gerade sie damit gerechnet haben müßten. Sie benötigten zwei, drei Sekunden, ehe sie sich faßten und ein Lächeln des Triumphes ihre Mundwinkel zu kräuseln begann.
    Jetzt befindet sich die Sonde längst außerhalb des Bereiches der Zielautomatik. Sie muß sich nach dem Schuß mit unglaublicher Geschwindigkeit entfernt haben, mit Beschleunigungswerten, von denen ich bisher annahm, sie lägen jenseits der zur Zeit möglichen Parameter. Entsprechende Überraschung dürfte mein Gesichtsausdruck verraten haben. Vielleicht deshalb ist im Lächeln meiner beiden Chefs eine Spur von Ironie nicht zu verkennen.
    Sogar Dora wird durch das Entkommen der Sonde zu einer ersten Reaktion veranlaßt. Sie sieht kurz herüber, auch um ihren Mund hat sich ein spöttischer Zug eingegraben. Ihre Blicke aber sind ein einziger Vorwurf.
     
    Hundewache. Ein überkommener Begriff aus der Seefahrt vergangener Jahrhunderte, entstanden zu einer Zeit, in der die Navigation am Tag vom Sonnenstand und bei Nacht von der Stellung der Gestirne abhing, die Zeit zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens.
    Eine Zeit relativer Ruhe auch an Bord der Odin, die Stunden vor Beginn des offiziellen Tagesdienstes, die Stunden der wachsamen Automaten.
    Mein Dienst geht in die sechzehnte Stunde, und obwohl ich nicht mehr als drei Pausen eingelegt habe, die zudem noch sehr kurz waren, unumgänglich notwendig, um einen Happen zu essen, fühle ich mich ungewöhnlich frisch, die Erregung angesichts dessen, was ich jetzt in Angriff zu nehmen habe, läßt wohl keine Müdigkeit aufkommen.
    An das leise Summen der Potentiale in den Leitungen, an das schleifende Öffnen oder Schließen einer Blende, an das Vibrieren eines Fächerantriebs hat man sich längst so gewöhnt, daß diese leisen Geräusche untergehen, daß sie zum Hintergrund der eigenen Gedanken werden.
    Die Station passiert soeben die Küste Alaskas. Über das Gletschermassiv nördlich von Anchorage schwimmt ein verwaschener Fleck hellen Lichtes, das Abbild der Sonne, tausendfach gebrochen durch Klüfte, Schroffen und Felsbrocken, die das ewige Eis durchbrechen.
    Dies ist meine Zeit. Ich lasse mich aus dem Sessel gleiten, gehe vor dem Gehäuse der Werfereinheit in die Knie und öffne die Abdeckung. Wohl an die hundertmal habe ich jeden einzelnen Handgriff in Gedanken durchgespielt, den Übersichtsschaltplan der Anlage habe ich im Kopf, die Detailpläne der einzelnen Moduln sind, obwohl ich sie aller Voraussicht nach nicht benötigen werde, im Handcomputer gespeichert.
    Eigentlich hätte ich nichts zu tun, als einen dieser Moduln zu entfernen, den Öffnermodul der Fächerblenden, doch von dem Moment an säßen wir auf einem Pulverfaß mit brennender Lunte, Doras Verhalten wäre kein Kriterium mehr, einerlei, ob sie Meldung erstattet oder nicht, der nächste Schuß würde unweigerlich die totale Vernichtung der Station nach sich ziehen.
    Die Angelegenheit ist also komplizierter, wenn auch nicht so kompliziert, daß sie sich nicht innerhalb weniger Minuten lösen ließe. Der Öffnermodul ist über einen der Schalter zu führen, mehr nicht, bei geschlossenem Schalter wird sich die Blende, das Auge des Lasers, nicht öffnen, das ist alles. Ein kleiner Schalter wird durch seine Stellung Überleben oder Vernichtung veranlassen, vielleicht gar Überleben oder Vernichtung der Menschheit, zu solcher Absurdität hat es das einzige vernunftbegabte Lebewesen im Sonnensystem gebracht. Die Stellung eines Schalters von der Größe meines Daumennagels entscheidet über Abbruch oder Weiterführung einer Jahrmillionen währenden Evolution. »Hallo, Phil!«
    Da ist es also geschehen. Dora steht hinter mir, das Gesicht unbewegt, in den dunklen Augen ein Ausdruck, mit dem früher die eines spanischen Granden den Todeskampf eines abgestochenen Stiers betrachtet haben mögen, gedämpftes Interesse, aber keine Spur von Anteilnahme.
    »Kleine Reparatur! Ein

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