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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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anderen zu agieren. Bei der Schärfe, in der Brake und Newman dieses Spiel betreiben, geht eine solche Partnerschaft jedoch meist schon nach wenigen Stichen in die Brüche, nämlich spätestens dann, wenn einer von beiden die besseren Karten zu haben meint. Eine Situation, die der eine meist mit lautem Gelächter, der andere mit mehr oder weniger gut getarntem Zorn quittiert.
    Sie spielen, als hinge ihr Leben davon ab, kennen alle Tricks und kein Pardon, und dementsprechend lange dauert eine Runde, meist kaum weniger als die halbe Freiwache.
    Eine Weile beobachte ich das Spiel, es geht um Aktien, Rentenpapiere, Makulatur und Obligationen. Newman nimmt Brake, nachdem er ihm kurz zuvor die Partnerschaft gekündigt hat, sämtliche Werte ab und verliert sie gleich darauf an Bergerson, nach einer halben Stunde haben sich Verlust und Gewinn so eingepegelt, daß der Spielstand der Ausgangssituation nahekommt. Man muß wohl eine spezielle Einstellung zu Geld haben, um Big Boss interessant zu finden.
    Bergerson trinkt sein Glas aus und steht auf. »Du könntest für mich einspringen, Phil. Nur für eine Stunde. Ich würde gern zu Abend essen.«
    Bergerson sieht nicht mehr ganz so müde aus wie noch vor einer halben Stunde. Sein Gewinn scheint ihn aufgemuntert zu haben.
    Das Spiel stockt, die beiden anderen blicken von ihren Karten auf, grinsen, ich bin kein Gegner für sie, nicht in einem Spiel wie Big Boss, Bergerson würde Verluste hinnehmen müssen. »Na, mach schon, Phil!«
    Nein, ich werde nicht für ihn spielen. Dieses Feilschen um Aktien und Obligationen liegt mir nicht, selbst wenn ich die Systematik des Spiels nach wenigen Minuten erkannt, die Tricks und Kniffe durchschaut hätte, Spaß an der Sache könnte ich nie empfinden. Ich lehne also ab.
    Da setzt sich Bergerson wieder, nimmt seine Karten auf und fächert sie mit schnellen Fingern auseinander. »Sieh dir das an, Phil! Ein Blatt, wie es besser nicht sein könnte. Jede Menge Regierungspapiere, Außenstände bei Harold und einen Riesenkredit bei Lester. Mit diesem Blatt kann man gar nicht verlieren.«
    »Du irrst dich, Peer. Ich könnte.«
    »Na, und wenn schon? Ich käme schnell wieder auf die Beine. Nur etwas essen müßte ich jetzt, weißt du.«
    »Tut mir leid. Ihr werdet unterbrechen müssen. Ich mag keine Kartenspiele.«
    »Mein Gott, Phil! Wie kann man nur so stur sein. Ein Kerl wie du und keine Karten? Ist das denn möglich? Wir werden gewinnen, haushoch und ohne das geringste Risiko. Leichtes Geld! Oder magst du auch Geld nicht?«
    Da spürst du, daß sich Spannung aufbaut, siehst, wie sie aufmerken, vor allem Brake, dessen langsam und genau arbeitender Verstand Ungewohntes mit Gefahr gleichzusetzen pflegt. Aber du kannst jetzt nicht über deinen Schatten springen.
    So hebst du betont nachlässig die Schultern und sagst: »Was ich brauche, habe ich.«
    Und die anderen blicken dich an, als seist du irgendein gefährliches Wundertier.
    »Ich glaube«, sagt Brake schließlich schleppend in die Stille hinein, »der Commander liegt mit seiner Vermutung gar nicht so daneben. So reden Kommunisten. Habe ich recht, Captain McBruns?«
    Wieder zieht sich dir die Kopfhaut zusammen, fast schmerzhaft nach diesem Wort, das nun schon zum zweitenmal innerhalb weniger Tage gefallen ist. Wann wird man das im Ernst von dir sagen, Philipp Barrymore?
    Das sind Augenblicke, in denen du deinen Entschluß verfluchst, in denen du dich ganz weit wegwünschst, und sei es auch nach Calman’s Edge zu den Hexen und den leuchtenden Wäldern, den Gunslingern und deren verfluchtem Gras in den Dachtraufen. Alles, nur nicht diese Sorge, der selbstgestellten Aufgabe am Ende doch nicht gewachsen zu sein. »Du spinnst ja, Mensch!« sagst du mit brüchiger Stimme.
    Und da geschieht Erstaunliches: Bergerson pflichtet dir, ein wenig ungehalten sogar, bei. »Da hat er nun wirklich recht, Lester«, sagt er laut, zu laut fast. »Du solltest besser auf deine Worte achten.«
    Und Brake legt seine Karten auf den Tisch, vorsichtig, mit den Rückseiten nach oben, und steht langsam auf. Sein Gesicht ist plötzlich ganz weich geworden. So tritt er, dir die Hand bietend, nah an dich heran. »Entschuldige, Phil!« sagt er, offensichtlich um Konzentration bemüht. »Ein Scherz…, ein schlechter…, zugegeben.« Und dann, endlich gesammelt: »Ich würde niemals im Ernst glauben, daß du ein Kommunist sein könntest. Du doch nicht, Phil!«
    Und du, Philipp McBruns, schlägst lächelnd in seine dargebotene

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