Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
Hoffnung ist nun jedoch wieder der ursprünglichen Besorgnis gewichen. Denn jetzt scheint es nichts mehr von dem zu geben, was zwischen uns im Entstehen war. Zumindest von Seiten Doras nicht mehr. Sie ist zu ihrem anfänglichen Verhalten zurückgekehrt. Ein distanzierender Ring aus Nichtbeachtung umgibt sie wie eine undurchdringliche Mauer.
    Ich kann nicht sagen, daß mich das kaltließe, denn nun habe ich das Gefühl eines Menschen, der am Rand eines Vulkankraters steht und genau weiß, daß in allernächster Zeit ein Ausbruch erfolgen wird. Ich spüre die Glut förmlich unter meinen Fußsohlen.
    Während der Zeit meiner Vorbereitungen habe ich mir für alle möglichen Situationen Pläne zurechtgelegt, doch jetzt muß ich mir eingestehen, daß unter diesen speziellen Bedingungen nicht einer von ihnen funktionieren würde.
    Nur eins erscheint mir absolut sicher: Ich darf es nicht auf eine Enttarnung ankommen lassen. Denn auch zu leugnen hätte keinen Sinn mehr. Selbst der unbewiesene Verdacht wäre tödlich, die Space Force kann sich keine Risiken leisten. Und das nicht so sehr wegen der Geheimhaltung technischer oder organisatorischer Strukturen, sondern wegen der Gefahr der Offenlegung des wahren Charakters dieser Großstation. Die Zahl derjenigen, die allein deren Existenz als verwerflich empfinden würden, ist ohnehin in ständigem Steigen begriffen.
    Der Wille zum Frieden hat sich als äußerst ansteckend erwiesen.
    Ich versuche mir vorzustellen, auf welche Art meine Enttarnung vor sich gehen könnte. Selbstverständlich wird sich Dora an Dienstweg und Reglement halten. Wie ich sie kenne, sogar mit peinlicher Genauigkeit. Immerhin hat sie eine fünfjährige Kadettenausbildung in Shokers Point genossen. Das läßt sich nicht abschütteln. Niemals. Das hält ein Leben lang.
    »Commander Morris!« wird sie also sagen und dabei Haltung annehmen, wie es sich gehört. »Sir, ich habe zu melden, daß sich an Bord dieser Station ein feindlicher Agent befindet. Folgende Umstände haben meine Aufmerksamkeit erregt: Erstens…« Und dann wird sie aufzählen, was alles ihr an meinem Verhalten aufgefallen ist. Vielleicht wird sich ein Punkt ihres Berichtes sogar mit unserer Nacht beschäftigen. Und während sie spricht, wird sie mich im Auge behalten, und ich werde feststellen, daß ihre Augen nur noch dunkel sind, sehr dunkel und überhaupt nicht mehr schön, und sie wird ihre Ermittlungen unbewegten Gesichtes vortragen und mit detailgenauen Beobachtungen belegen. Es wird ausreichen, mich zu erledigen.
    Nein, zu leugnen wäre sinnlos. Was am Ende stünde, wäre nicht nur eine Vermutung, ein Makel, sondern der überzeugende Schuldbeweis.
    Was also ist zu tun?
    Eigentlich hast du keine Wahl, Philipp Barrymore. Du wirst die Station im Augenblick deiner Enttarnung vernichten müssen, unverzüglich und vollständig. Ohne Rücksicht auf dein eigenes Leben oder das irgendeines anderen hier an Bord.
    Die Methode dazu hast du dir längst zurechtgelegt. Du mußt lediglich die Laserbatterie gegen die geschlossenen Schotte des Arsenals abfeuern, die rasende, in den Räumen der Station gefesselte Energie wird sich ihren nuklearen Weg bahnen, gewaltsam, wie es ihrer Natur entspricht, und dieser Riesensatellit wird sich in Bruchteilen einer Minute in einen wabernden Glutball verwandeln, in einen berstenden Vulkan im Orbit. So einfach ist das, mein Lieber!
    Und es gibt keine bessere Lösung.
    In der nächsten Hundewache werde ich die entsprechenden Schaltungsänderungen am Steuergerät des Laserwerfers vornehmen. Hoffentlich gewährt mir Dora die notwendige Galgenfrist. Ach, Dora!
     
    Ich habe mich überlisten lassen, ich habe reagiert wie ein blutiger Anfänger, nämlich überhaupt nicht.
    Mir ist eine Sonde entwischt.
    Vielleicht lag es an der Grübelei der letzten Stunden oder an dieser undurchsichtigen und unerfreulichen Situation selbst, an der Tatsache vermag auch die Kenntnis der Gründe nichts zu verändern. Mag sein, daß es mir bei gewohnter Konzentration gelungen wäre, mich der neuen taktischen Variante sofort anzupassen, aber das ist jetzt unerheblich. Es ist mir nicht gelungen, und nun kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, eine nicht wiedergutzumachende Niederlage erlitten zu haben.
    Diese dritte Sonde war mit einer Antilaserhaut ausgerüstet, einem spiegelnden Metallüberzug, auf den weder die Optik noch das Zielgerät ansprachen. Er demonstrierte seine Qualitäten erst im Moment des Treffers, dann aber in einer Art,

Weitere Kostenlose Bücher