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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gut«, würgte er hervor. »Lassen Sie mich los.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee wäre«, sagte die Frau skeptisch. »Sie sind mir entschieden zu temperamentvoll.«
    »Sie mir auch.«
    »Also?«
    O'Connor wand sich. Sie zog den Griff fester zu.
    »Okay, Schlangenmädchen!« Allmählich blieb ihm die Luft weg. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Hören Sie mir eine Minute zu, ohne mich zu unterbrechen. Danach können Sie machen, was Sie wollen, aber lassen Sie mich um Himmels willen los!«
    »Jetzt ist aber Schluss«, fuhr ihn der andere Beamte an. »Sie haben keine Vorschläge zu machen, sondern sich zu erklären!«
    »Will ich ja«, krächzte O'Connor zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Es ginge schneller, wenn Sie nicht versuchen würden, mitzudenken.«
    »Sie …« Der Polizist lief rot an. Seine Mundwinkel zuckten. »Wir machen hier unseren Job! Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
    »Ich zerbreche mir nicht den Kopf anderer Leute und strecke mich auch nicht nach deren Decke«, sagte O'Connor mühsam beherrscht. »Ich zermartere mir grundsätzlich kein Gehirn, das kleiner ist als meines. Wollen Sie mir jetzt zuhören oder nicht?«
    Der Griff um seinen Hals lockerte sich. Dann ließ die Polizistin ihn los. O'Connor schnappte nach Luft und drehte sich schwankend zu ihr um. Sein Atem ging pfeifend. Er fühlte sich wie nach einem Anakonda-Angriff.
    »Reden Sie«, sagte die Frau. »Eine Minute.«
    »Werde ich nicht brauchen. Ist Clinton schon gelandet?«
    »Ja. Mit Verspätung.«
    »Hat er die Maschine verlassen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Er darf sie nicht verlassen«, sagte O'Connor sehr bestimmt. »Falls er das tut, wird er sterben. Er wird von einem Laserstrahl getroffen werden. Wenn es ein Laser der Größenordnung ist, wie ich vermute, wird die Entladung reichen, ein Loch in seine Brust zu reißen. Oder in seinen Kopf.«
    Einen Moment lang starrten ihn alle an.
    »Ein Laser?«, echote der Polizist. »Sie sind doch nicht ganz dicht.«
    O'Connor überhörte die Bemerkung. Unverwandt sah er der Polizistin in die Augen.
    »Wo steht dieser Laser?«, fragte sie ruhig.
    »Ich weiß es nicht. Irgendwo in einem Radius von einigen Kilometern. Ein Neodym-YAG-Laser. Wahrscheinlich ein gewaltiges Gerät.
    Der Strahl wird über ein System von mehreren Spiegeln umgeleitet werden. Mindestens zwei dieser Spiegel müssen sich in unmittelbarer Nähe des Vorfelds befinden. Wichtig ist nur der letzte, der Clinton am nächsten ist. Sie müssen ihn zerstören.« Er machte eine Pause. »Ich muss es mit eigenen Augen sehen. Bringen Sie mich zu Lavallier. Bitte!«
    Ihre Züge blieben unbewegt. O'Connor stellte sich vor, wie die Gedanken hinter ihrer Stirn einander jagten.
    Ein Stück Glas barst unter seinem Absatz.
    Krrk.
    Die Polizistin griff nach ihrem Funkgerät.
    »Machen Sie das während der Fahrt«, drängte O'Connor.
    »Es ist besser, wenn wir erst –«
    »Himmel, haben Sie immer noch nicht verstanden? Ich muss das Gelände sehen! Wir haben keine Zeit. Ich muss es sehen, um sagen zu können, wo die verdammten Dinger sind!«
    Die Polizistin ließ langsam und vernehmlich den Atem entweichen. Dann nickte sie.
    »Okay. Kommen Sie mit.«
AIR FORCE ONE
    »Nein, Herr Präsident«, sagte der Präsident.
    Guterson warf einen Blick auf die Uhr und sah durch die offene Tür des Büros zu Clinton herüber. Seit einigen Minuten telefonierte er mit Boris Jelzin, und es schien ein längeres Gespräch zu werden. Gleich nachdem sie gelandet waren, hatte der Russe angerufen.
    »Sie kennen meinen Standpunkt, Boris«, sagte Clinton gerade. »Die Befugnisse der Kfor sind im Appendix B klar geregelt. Natürlich sollen sich Ihre Truppen im Kosovo frei bewegen können, alles andere wäre ja blanker Unsinn. Ich meine nur, wir sollten Belgrad nicht den Eindruck vermitteln, als zögen Russland und die Nato nicht an einem Strang.«
    Er lauschte einige Sekunden konzentriert. Dann sah er zu Guterson herüber und wies ihn mit einer Handbewegung an, die Tür des Büros zu schließen.
    »Ganz genau«, sagte er herzlich. »Wir wollen doch beide nicht, dass dieses Treffen von so einem Husarenstück wie in Priština …«
    Guterson zog die Tür zu und ging nach vorne, wo Clintons Leibwächter und Mitglieder der Crew versammelt standen. Sie unterhielten sich und lachten. Die Stimmung war gut. Niemanden interessierte es, wie lange sie noch in der Maschine bleiben würden. Wenn Clinton zu telefonieren hatte, telefonierte er eben. Wenn die

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