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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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entsetzte sie, so zu denken, aber vielleicht würde der plötzliche Tod des anderen die nötige Verwirrung stiften.
    Jemanden opfern für ein Ziel. So ging das also.
    Dann sah sie, wie eine Veränderung in Mirkos Zügen vorging.
MIRKO
    Etwas war seltsam. Eine ganze Menge Dinge waren seltsam, obschon alles zu stimmen schien. Jana war tot. Alle waren tot außer ihm und Francis und vielleicht Kuhn, der sich unter O'Connors dahingestrecktem Körper nicht rührte.
    Sein Blick fiel auf den verstümmelten Arm des Agenten. Etwas hing aus dem blutgetränkten Ärmel, baumelte heraus.
    Eine Krawatte?
    Der Arm war abgebunden. Wie konnte sein Arm abgebunden sein, wenn Francis sich tot gestellt hatte?
    Sie hatten ihn reingelegt.
    In plötzlichem Begreifen starrte er auf Janas Leiche. Das vertraute lange Haar. Die Jacke. Die Schultern, die bei näherem Hinsehen irgendwie zu breit waren, so dass es wahrscheinlich gar nicht Jana war, die dort lag, sondern …
    Er stieß Francis von sich weg und sprang zurück.
COMPUTERRAUM
    Wagner drückte den Auslöser.
    Sie hatte keine Vorstellung von dem, was passieren würde. Vielleicht, dass der Laser einfach nur ein Loch in ihn brannte. Oder dass sein Körper zerplatzen würde wie eine reife Frucht. Vor allem davor graute ihr, dass es scheußlich sein würde und sie es anschauen müsste, weil sie anders nicht zielen konnte.
    Stattdessen geschah gar nichts.
    Eben noch hatte sie Mirko vor Augen gehabt, ungeschützt, und jetzt war er verschwunden.
    Sie hatte ihn verfehlt!
    Wagner fluchte.
    In panischer Hast versuchte sie, ihn wieder in den Fokus zu bekommen.
HALLE
    Mirko hörte das Knallen der Akkus im Moment, als sie sich entluden. Er wusste, dass der Sprung nach hinten sein Leben gerettet hatte. Aber er wusste auch, dass die Akkus noch einen zweiten Schuss hergaben. Jana musste im Büro oder im Computerraum sein.
    Verdammte, schlaue Jana!
    Aber nicht schlau genug für Mirko. So einfach ließ er sich nicht hereinlegen von dem Miststück.
    Im Augenblick, da seine Füße den Boden berührten, wirbelte er herum und zielte auf das Objektiv unter der Decke. Er sah, wie es sich drehte, ihn suchte, sah den Spiegel aufblitzen und schoss.
    Mit einem Knallen flog der Mechanismus auseinander.
    Mirko konnte einen Triumphschrei nicht unterdrücken. Jana, verdammte Jana! Sie war so gut wie tot! Er drehte sich herum, um zum hinteren Teil der Halle zu laufen.
    Vor ihm stand einer der toten Agenten.
    Der Mann hatte rechts vom Eingang gelegen, blutüberströmt in seinem zerschossenen schwarzen Anzug. Aber jetzt lebte er, und er hatte Janas Gesicht und eine Pistole in der Rechten, die auf Mirko gerichtet war.
    Aus der Pistole kam der Tod.
    Das Letzte, was Mirko empfand, war eine Mischung aus grenzenloser Bewunderung und namenlosem Entsetzen.
    Dann endete alles.
MALZMÜHLE
    »Das war schön. Wirklich schön. Vielen Dank.«
    Der Präsident strahlte. Guterson strahlte auch. Innerlich, weil der Abend endlich vorbei war. Um ein Haar wäre es noch zum improvisierten Gipfeltreffen gekommen, nachdem das BKA in der Kneipe angerufen und Gerhard Schröder avisiert hatte. Schröder kam dann doch nicht. Stattdessen verlieh der Wirt Clinton irgendeinen Orden, und der Präsident schrieb ins Gästebuch, wie ausgezeichnet das Essen gewesen sei, und signierte mit William J. Clinton. Ihm war die Begeisterung abzukaufen. John Kornblum sah nicht so aus, als wolle er sich zu den dargebotenen Speisen in ähnlicher Weise äußern, aber er wurde auch nicht darum gebeten.
    Sie beglichen die Zeche. Überwiegend hatte Clinton Afri Cola getrunken, eine deutsche Variante der guten alten Coke. Vielleicht war es besser so. Ein Kölsch hatte gereicht, ihn in Kennedys Fußstapfen treten zu lassen. Es war unüberhörbar gewesen, vorgetragen mit dem Lächeln, das Geschichte schreibt:
    »Ich bin ein Kölsch.«
    Guterson sprach nur wenige Brocken Deutsch, aber selbst ihm war nicht entgangen, wo der Fehler lag. Dass Kennedy sich seinerzeit als Berliner geoutet hatte, Historie! Dass er den Kölnern vor dem Rathaus 1963 bei seinem Besuch in der Domstadt ein markiges »Kölle Alaaf« entgegengeschmettert hatte, legendär. Clintons verspätetes Eingeständnis, dass er eigentlich ein Bier sei, nahm sich dagegen rührend und blässlich aus.
    Es war der kleine Schönheitsfehler, der vieles zunichte machte. Clinton hätte so gut und über jeden Zweifel erhaben sein können, dachte Guterson, ohne diese ständige Nacheiferei seines Jugendidols. Ganz klar war die

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