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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Dann lachte sie. »Das ist doch nicht Ihr Ernst. Pop-Tarts zum Abendessen! Sie brauchen richtiges Essen.«
    »Nein, ich habe wirklich …« Mit einem Lächeln im Gesicht und tiefer Sorge im Herzen sah Gillette zu, wie das Zuckerzeug in der Küche verschwand.
    So nah, und doch so fern …
    Bishop schnürte sich die Schuhe auf, zog sie aus und schlüpfte in bequeme Hausschlappen. Auch der Hacker zog die Schuhe aus, folgte Bishop auf Strümpfen ins Wohnzimmer und sah sich um.
    Das Zimmer erinnerte Gillette an die Wohnungen seiner Kindheit: weißer Teppichboden, der seine besten Zeiten schon eine Weile hinter sich hatte, die Möbel von JC Penney oder Sears, teures Fernsehgerät, billige Stereoanlage. Der angestoßene Esszimmertisch musste gerade als Schreibtisch herhalten: Offensichtlich war heute der Tag der Rechnungen, denn ein Dutzend Briefumschläge lag ordentlich beschriftet nebeneinander auf dem Tisch bereit, um zum Briefkasten gebracht zu werden: Pacific Bell, Mervyn’s, MasterCard, Visa.
    Gillette schaute sich einige der vielen gerahmten Fotos auf dem Kaminsims an. Es mussten insgesamt mindestens vierzig oder fünfzig sein. An den Wänden hingen noch mehr, sie standen auf Anrichten und Bücherregalen. Auf dem Hochzeitsbild ein Frank Bishop, wie er heute noch aussah, inklusive Koteletten und Haarspray (nur das weiße Hemd unter dem Smoking wurde hier von einem Kummerbund zusammengehalten).
    Bishop fiel auf, dass Gillette die Bilder betrachtete. »Jennie nennt uns immer ›Fotofix‹. Wir haben mehr Fotos als zwei x-beliebige Familien in unserer Straße zusammen.« Er nickte zum hinteren Teil des Hauses. »Im Schlafzimmer und im Bad gibt’s noch mehr davon. Auf dem, das Sie sich gerade ansehen, das sind meine Mutter und mein Vater.«
    »War er auch Bulle? Entschuldigung – macht es Ihnen was aus, Bulle genannt zu werden?«
    »Macht es Ihnen was aus, Hacker genannt zu werden?«
    Gillette zuckte die Achseln. »Eigentlich nicht. Passt doch.«
    »Genau wie Bulle. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein, meinem Vater gehörte eine Druckerei in Oakland. Bishop and Sons. Das ›Sons‹ stimmt nicht so ganz, denn nicht nur die meisten meiner Brüder, sondern auch zwei meiner Schwestern haben das Geschäft übernommen.«
    »Die meisten?« Gillette hob eine Augenbraue. »Zwei von?«
    Bishop lachte. »Ich bin das achte von neun Kindern. Fünf Jungs und vier Mädchen.«
    »Ziemlich große Familie.«
    »Ich hab neunundzwanzig Nichten und Neffen.«
    Gillettes Blick fiel auf einen schlanken Mann mit einem Hemd, das so weit wie das von Bishop war, und der vor einem einstöckigen Gebäude stand. Auf der Fassade war ein Schild angebracht:
Bishop & Sons, Druckerei und Schriftsetzerei.
    »Und Sie wollten nicht ins Geschäft einsteigen?«
    »Ich bin zufrieden damit, dass die Firma in der Familie geblieben ist.« Er nahm das Foto in die Hand und betrachtete es ebenfalls. »Meiner Meinung nach ist die Familie das Wichtigste auf der Welt. Trotzdem verrate ich Ihnen, dass ich nicht der allerbeste Drucker geworden wäre. Es ist stinklangweilig, wissen Sie. Bulle zu sein, das hat dagegen etwas … wie soll ich mich ausdrücken? Es hat was Uneingeschränktes. Ständig passiert etwas Neues, jeden Tag. Kaum bildet man sich ein, verstanden zu haben, was im Hirn eines Verbrechers vorgeht, zack, schon ergeben sich wieder völlig neue Perspektiven.«
    Weiter hinten rührte sich etwas. Sie drehten sich um.
    »Sieh mal an, wen haben wir denn da?«, sagte Bishop.
    Ein ungefähr achtjähriger Junge spähte vom Flur ins Wohnzimmer.
    »Komm schon rein, junger Mann.«
    Der Junge kam in einem mit Dinosaurier bedruckten Schlafanzug ins Wohnzimmer und schaute zu Gillette auf.
    »Sag guten Abend zu Mr. Gillette, Brandon. Das ist Brandon.«
    »Guten Abend.«
    »Hallo, Brandon«, sagte Gillette. »Du bist ja lange auf.«
    »Ich wollte meinem Papa noch Gute Nacht sagen. Wenn er nicht zu spät nach Hause kommt, darf ich immer noch so lange wach bleiben.«
    »Mr. Gillette schreibt Software für Computer.«
    »Echt, Sie schreiben Script?«, staunte der Junge begeistert.
    »Ganz recht«, erwiderte Gillette und amüsierte sich darüber, wie flüssig dem Jungen die Ausdrücke des Programmierer-Slangs über die Zunge gingen.
    »In unserem Computerkurs in der Schule schreiben wir auch Programme«, erzählte der Junge.
    »Letzte Woche haben wir eins geschrieben, mit dem konnte man einen Ball auf dem Bildschirm hüpfen lassen.«
    »Hört sich richtig prima an«, meinte

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