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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und als ich aufwachte, hatte ich das Ding am Arm. Hab nie rausgefunden, wer es mir verpasst hat.«
    »Damit sehen Sie aus wie ein Ex-Marine.«
    Der Hacker sah sich kurz um, um sicher zu gehen, dass Jennie wirklich weg war, dann ging er zur Anrichte, wo sie die Pop-Tarts abgestellt hatte. Er machte die Tüte auf, holte vier davon heraus und bot Bishop eines davon an.
    Der lachte nur. »Nein, vielen Dank.«
    »Das Roastbeef ess ich dann auch noch!«, sagte Gillette mit einem Blick auf Jennies Sandwiches. »Aber von diesen Dingern hier träume ich im Gefängnis ständig. Sie sind die ideale Hacker-Nahrung – bestehen fast nur aus Zucker, und man kann einen ganzen Karton davon kaufen und stehen lassen, ohne dass sie schlecht werden.« Er schlang zwei auf einmal hinunter. »Wahrscheinlich sind da sogar Vitamine drin, keine Ahnung. Als ich noch gehackt habe, bestand meine Speisekarte aus Pop-Tarts, Pizza, Mountain Dew und Jolt Cola.«
    Nach einer kurzen Pause fragte Gillette mit gesenkter Stimme: »Geht es Ihrer Frau nicht gut? Dieser Termin morgen, von dem sie gesprochen hat?«
    Er sah das kurze Zögern der Hand des Detectives, als er das Bier zum Mund hob und einen Schluck trank. »Nichts Ernstes … Nur ein paar Untersuchungen.« Und dann, als wollte er das Thema der Unterhaltung rasch wechseln: »Ich seh mal kurz nach Brandon.«
    Als er ein paar Minuten später zurückkam, wies Gillette mit dem Kinn auf die leere Pop-Tarts-Schachtel. »Ich hab keines für Sie übrig gelassen.«
    »Schon in Ordnung«, schmunzelte Bishop und setzte sich wieder.
    »Was macht Ihr Sohn?«
    »Ist schon eingeschlafen. Haben Sie und ihre Exfrau Kinder?«
    »Nein. Zuerst wollten wir keine … na ja, eigentlich muss ich gestehen, dass ich derjenige war, der keine wollte. Und als ich dann welche haben wollte, wurde ich schon bald festgenommen, und dann kam die Scheidung.«
    »Also hätten Sie gerne Kinder?«
    »Ja, jetzt schon.« Er zuckte die Achseln, wischte die Gebäckkrümel in die hohle Hand und streute sie auf eine Serviette. »Mein Bruder hat zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Wir verstehen uns sehr gut.«
    »Ihr Bruder?«, fragte Bishop.
    »Ricky«, erzählte Gillette munter weiter. »Er wohnt oben in Montana. Ob Sie’s glauben oder nicht, er ist dort Wildhüter. Er und Carole, seine Frau, haben ein fantastisches, riesiges Haus, so eine Art Blockhütte, nur viel größer.« Er nickte in Richtung von Bishops Hof. »Ihr Gemüsebeet würde Ihnen gefallen. Sie ist eine tolle Gärtnerin.«
    Bishops Blick senkte sich auf die Tischdecke. »Ich hab Ihre Akte gelesen.«
    »Meine Akte?«, staunte Gillette.
    »Ihre Jugendstrafakte. Die, die Sie nicht haben zerhäckseln lassen.«
    Der Hacker rollte seine Serviette langsam zusammen und dann wieder auf. »Ich dachte, die wären geschützt.«
    »Vor den Augen der Öffentlichkeit schon. Aber nicht vor der Polizei.«
    »Warum haben Sie das getan?«, erkundigte sich Gillette unterkühlt.
    »Weil Sie von der CCU abgehauen sind. Nachdem Sie entwischt waren, habe ich mir eine Kopie kommen lassen. Dachte mir, die eine oder andere Information könnte ganz hilfreich sein, um Sie wieder einzufangen.« Diese unerschütterliche Stimme des Detectives. »Der Bericht vom Sozialamt war auch dabei. Ihr familiärer Hintergrund. Besser gesagt, Ihr Mangel an familiärem Hintergrund … Jetzt verraten Sie mir doch mal, warum Sie alle Leute nach Strich und Faden belügen.«
    Gillette schwieg eine ganze Weile.
    Warum lüge ich?
, dachte er.
    Ich lüge, weil es funktioniert.
    Ich lüge, weil man im Blauen Nichts einfach alles behaupten kann, und niemand weiß, dass das, was man da erzählt, überhaupt nicht stimmt. Man kann sich in irgendeinen Chatroom einklinken und allen dort erzählen, man lebe in einem großen schönen Haus in Sunnyvale oder Menlo Park oder Walnut Creek, man kann erzählen, der eigene Vater sei Anwalt oder Arzt oder Pilot, dass die Mutter Designerin ist oder einen Blumenladen hat und dass dein Bruder Rick Landesmeister in irgendeiner Sportart ist. Du kannst der ganzen Welt erzählen, wie toll es war, als dein Vater mit dir damals einen Altair-Computer zusammengeschraubt hat, sechs Abende lang, gleich nachdem er von der Arbeit nach Hause kam, und dass du seitdem nicht mehr von den Computern loskannst.
    Was für ein prima Kumpel er war …
    Du kannst allen erzählen, dass du auch nach dem tragischen und unerwarteten Herztod deiner Mutter noch immer ein unglaublich gutes Verhältnis zu deinem Vater

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