Lautloses Duell
fündig geworden. Die Zentralapotheke hat, warum auch immer, durchgegeben, dass Sie eine Vitaminspritze bekommen sollten. Das war alles.«
»Eine Vitamin–…«
Bishop, der vor Erleichterung zitterte, kämpfte gegen die Tränen an.
»Weder Sie noch der Fötus werden davon in irgendeiner Weise einen Schaden davontragen«, sagte der Arzt und schüttelte den Kopf. »Eigenartig ist allerdings, dass die Anweisung in meinem Namen erfolgte. Wer auch immer sie gegeben hat, kannte meine Kennnummer, um sie zu autorisieren. Die Nummer verwahre ich in einer privaten Datei in meinem Computer. Ich kann mir nicht vorstellen, wie da jemand rankommt.«
»Ich schon«, sagte Tony Mott mit einem sardonischen Grinsen im Gesicht zu Bishop.
Ein Mann über fünfzig mit militärischem Gebaren und einem konservativen Anzug betrat das Zimmer. Er stellte sich als Les Allen vor, Chef des Krankenhaus-Sicherheitsdienstes.
Bishop unterrichtete ihn über den Anschlag des Mörders und darüber, was mit seiner Frau und den Monitoren passiert war.
»Also ist er in unseren Zentralrechner eingedrungen«, kommentierte Allen. »Ich werde das morgen vor dem Sicherheitsausschuss vorbringen. Aber was können wir momentan tun? Glauben Sie, dass sich der Kerl irgendwo im Haus aufhält?«
»Er ist ganz bestimmt hier.« Bishop wies mit einer Handbewegung auf den dunklen Monitor über Jennies Kopf. »Das da hat er nur als Ablenkungsmanöver inszeniert, damit wir uns auf Jennie und diesen Flügel konzentrieren. Und das heißt, dass er es auf einen anderen Patienten abgesehen hat.«
»Oder auf andere Patienten«, brummte Bob Shelton.
»Oder auf jemanden vom Personal«, gab Mott zu bedenken.
»Unser Mann mag es gerne besonders kitzlig«, sagte Bishop. »Welche Abteilung hier im Krankenhaus ist am schwersten zugänglich?«
Dr. Williston und Les Allen berieten kurz. »Was meinen Sie, Doktor? Die OPs? Die sind alle mit speziellen zugangskontrollierten Türen versehen.«
»Daran habe ich auch gedacht.«
»Und wo befinden die sich?«
»In einem eigenen Gebäude. Von diesem Flügel aus gelangt man durch eine Unterführung dorthin.«
»Und dort sind die meisten Ärzte und Schwestern maskiert, vermute ich?«, fragte Linda Sanchez.
»Genau.«
Also konnte sich Phate in seinem Jagdrevier frei bewegen. »Findet dort zurzeit eine Operation statt?«, erkundigte sich Bishop.
Dr. Williston lachte. »Zurzeit? Dort finden zurzeit so an die zwanzig Eingriffe statt, würde ich sagen.« Er wandte sich an Jennie. »Ich bin in zehn Minuten wieder bei Ihnen. Dann bringen wir diese Tests hinter uns, und Sie dürfen wieder nach Hause.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
»Machen wir uns auf die Jagd«, sagte Bishop zu Mott, Sanchez und Shelton. Er umarmte Jennie noch einmal. Als er ging, rückte der junge Wachmann den Stuhl wieder näher ans Bett. Sobald die Polizisten draußen waren, schob er die Tür zu. Bishop hörte, wie sie ins Schloss fiel.
Allen und Bishop marschierten mit schnellen Schritten den Gang hinunter. Mott und Shelton folgten ihnen, der junge Polizist mit der Hand stets in der Nähe seiner Automatic und ständig auf der Lauer, als wollte er jeden auf der Stelle zu Boden strecken, der auch nur die geringste Ähnlichkeit mit Phate hatte.
Auch Bishop war ziemlich entnervt. Er wusste, dass der Mörder ein wahres Chamäleon war und in diesem Augenblick in einer seiner vielen Verkleidungen an ihnen vorübergehen konnte, ohne dass sie es merkten.
Sie standen schon vor dem Fahrstuhl, als Bishop ein merkwürdiger Gedanke kam. Alarmiert warf er einen Blick zurück auf die geschlossene Tür zu Jennies Zimmer. Ohne auf die Details von Phates Talent zum Social Engineering einzugehen, sagte er zu Allen: »Bei unserem Täter weiß man nie so genau, wie er aussieht. Ich habe mir den Wachmann im Zimmer meiner Frau nicht richtig angesehen. Er hat ungefähr das Alter und die Figur des Täters. Wissen Sie genau, dass er für Ihre Abteilung arbeitet?«
»Wer? Dick Hellman?«, antwortete Allen und nickte dann. »Jedenfalls weiß ich genau, dass er der Mann meiner Tochter ist und dass ich ihn schon seit acht Jahren kenne. Und was die Sache mit dem ›arbeiten‹ in Ihrer Frage betrifft: Wenn ein Vierstundentag in einer Achtstundenschicht Arbeit ist, dann lautet die Antwort ›ja‹.«
Agent Art Backle goss sich in der engen Teeküche im Büro der CCU eine Tasse Kaffee ein und suchte im Kühlschrank vergeblich nach Milch oder Kaffeesahne. Seit Starbucks in der Bay
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