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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Area angekommen war, hatte Backle keinen anderen Kaffee mehr getrunken, und er wusste genau, wie gallebitter dieser verkochte, angebrannt riechende Bürosud schmeckte. Widerwillig schüttete er eine großzügige Dosis Milchpulver in die Tasse. Die Flüssigkeit verfärbte sich dunkelgrau.
    Dann nahm er einen Schokoladen-Donut vom bereitstehenden Tablett und grub seine Zähne herzhaft in eine gummiartige Substanz. Herrschaft noch mal! Wütend schleuderte er den Scherzartikel-Donut quer durch den Raum und wurde sich in diesem Augenblick bewusst, dass Gillette ihn absichtlich hierher geschickt hatte, um ihn hereinzulegen. Wenn er diesen elenden Hacker wieder ins Gefängnis brachte, würde er ihn …
    Was war das für ein Geräusch?
    Er drehte sich um und schritt auf die Tür zu, die auf den Gang zum zentralen Büroraum führte.
    Doch kaum hatte er das Klacken als rennende Schritte identifiziert, war sein Angreifer bereits über ihm. Er warf sich dem schmächtigen Agenten voll in den Rücken, quetschte ihn an die Wand und presste ihm sämtliche Luft aus den Lungen.
    Dann schaltete der Angreifer das Licht aus. Sofort wurde es in dem fensterlosen Raum absolut dunkel. Der Mann packte Backle am Kragen und schleuderte ihn bäuchlings auf den Boden. Sein Kopf knallte mit einem dumpfen Schlag gegen den Beton.
    Verzweifelt nach Luft ringend, fingerte der Agent nach seiner Pistole.
    Doch eine andere Hand kam ihm zuvor und zog die Waffe aus dem Holster.
    Wer möchtest du sein?
    Phate ging vorsichtig den Hauptgang des Gebäudes der Abteilung für Computerverbrechen der California State Police hinunter. Er trug eine abgetragene Uniform der Gaswerke und einen Schutzhelm. In seinem Overall hatte er sein Messer und eine große Automatik-Pistole – eine Glock – sowie drei Magazine Munition verstaut. Er hatte noch eine andere Waffe bei sich, die jedoch in den Händen eines Handwerkers nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen war: einen großen Schraubenschlüssel.
    Wer möchtest du sein?
    Jemand, dem die Bullen hier vertrauen. Jemand, bei dessen Anblick sie nicht misstrauisch werden.
Der möchte ich sein.
    Phate sah sich erstaunt um. Dass die CCU sich ausgerechnet einen Dinostall als Hauptquartier ausgesucht hatte! War das Zufall? Oder eher ein ironischer Kommentar des inzwischen verstorbenen Andy Anderson?
    Er blieb stehen, orientierte sich kurz und ging dann langsam und lautlos weiter auf ein Cubicle am nicht ganz so hell erleuchteten anderen Ende des Bürobereichs zu. Aus der Arbeitsnische drang das wütende Klackern einer Tastatur an sein Ohr.
    Er wunderte sich, dass die CCU so verlassen war. Er hatte mindestens drei oder vier Leute hier erwartet; deshalb auch die große Pistole und die zusätzliche Munition. Aber offensichtlich waren sie alle im Krankenhaus, wo Mrs. Frank Bishop in diesen Minuten gerade einen ziemlichen Schock erleben dürfte – dabei hatte er ihr am Vormittag lediglich eine nährstoffreiche Vitamin-B-Spritze verpassen lassen.
    Phate hatte mit dem Gedanken gespielt, die Frau tatsächlich umzubringen, was kein großer Aufwand gewesen wäre. Er hätte lediglich der Medikamentenausgabe eine große Dosis Insulin anweisen müssen – aber das wäre nicht die beste Taktik für diese Phase seines MUDGame gewesen. Lebendig und schreiend vor Angst war sie viel wertvoller in ihrer Rolle als ablenkende Nebenfigur. Aus ihrem Tod hätte die Polizei nur geschlossen, sie sei sein nächstes Opfer gewesen, und wäre sofort ins Hauptquartier zurückgekehrt. So hingegen durchsuchten die Bullen das ganze Krankenhaus, in der Hoffnung, das eigentliche Opfer zu finden.
    Derjenige, auf den es Phate eigentlich abgesehen hatte, befand sich jedoch an einem anderen Ort. Und er war weder Patient, noch gehörte er dem Personal des Stanford-Packard Medical Center an. Er befand sich direkt hier, in der CCU.
    Sein Name war Wyatt Gillette.
    Gillette – der nur noch sechs, sieben Meter von Phate entfernt in dieser schäbigen Büronische saß.
    Phate lauschte dem erstaunlichen Stakkato von Valleymans unermüdlichen, rasenden, kraftvollen Fingern. Er bearbeitete die Tastatur mit erbarmungsloser Ausdauer, als verdunsteten seine genialen Gedanken wie Wasser im Sand, wenn sie nicht ohne Umweg direkt an den Prozessor seiner Maschine weitergeleitet würden.
    Phate bewegte sich langsam näher auf den Cubicle zu und schloss die Finger fester um den schweren Schraubenschlüssel.
    In den Tagen, als sie als junge Männer die Anführer der Knights of

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