Lautloses Duell
oder?«
Jennie nickte.
»Wenn also jemand etwas getan hat, das er nicht hätte tun sollen, dann kriegen sie das hier ganz schnell wieder auf die Reihe.« Die kurzen dunklen Finger der Beamtin rieben kräftig über Jennies Arme, als sei die Frau gerade einem eisigen Wolkenbruch entronnen. »Hier gibt es mehr Ärzte pro Quadratzentimeter als sonstwo im Valley. Hab ich Recht? Sehen Sie mich an. Hab ich Recht?«
Jennie wischte sich über die Augen und nickte. Sie schien ein wenig ruhiger zu werden.
Auch Bishop beruhigte sich und nahm die Beschwichtigung dankbar an. Doch dieses Quäntchen Erleichterung platzierte sich direkt neben einem anderen Gedanken: Sollte seiner Frau oder dem Kind etwas passieren, würden weder Shawn noch Phate lebendig im Untersuchungsgefängnis ankommen.
Jetzt kam Tony Mott hereingestürmt. Der lange Sprint durch das Krankenhaus hatte ihn kein bisschen aus der Puste gebracht, ganz im Gegensatz zu Bob Shelton, der wankend gegen den Türrahmen fiel und, sich dort abstützend, heftig nach Luft schnappte.
»Könnte sein, dass Phate Jennie etwas angetan hat«, sagte Bishop. »Sie versuchen es gerade herauszukriegen.«
»Herrje«, murmelte Shelton. Diesmal war Bishop froh darüber, dass Tony Mott dabei war und seine große verchromte Pistole an der Hüfte baumeln hatte. Seiner Meinung nach konnte man nicht genug Verbündete und nicht genug Feuerkraft haben, wenn man es mit Halunken wie Phate und Shawn zu tun hatte.
Sanchez hielt immer noch Jennies Hand, raunte ihr beruhigende Worte zu, erzählte ihr, wie gut sie aussehe, wie widerlich das Essen hier wahrscheinlich sei und was für ein grässlicher Drache die Oberschwester dort vorne im Schwesternzimmer sein müsse. Bishop dachte: Wie glücklich sich Sanchez’ Tochter doch schätzen darf, dass sie bei der Entbindung ihre Mutter an ihrer Seite hat, wenn es endlich so weit ist und sie ihr eigenes saumseliges Baby zur Welt bringt.
Mott hatte die Geistesgegenwart besessen, Fotokopien von Holloways Polizeifoto aus Massachusetts mitzubringen, und sie bereits an das Krankenhauspersonal verteilt. Allem Anschein nach hatte bisher niemand den Mörder gesehen.
Der junge Polizist sagte zu Bishop: »Patricia Nolan und Miller sind schon in der Computerabteilung des Hauses und versuchen herauszufinden, wie schlimm der Angriff war.«
Bishop nickte und sagte dann an Sheltons und Motts Adresse: »Ich möchte, dass Sie …«
In diesem Moment schrillte der Wandmonitor, der die Lebensfunktionen überwachte, mit lautem Piepen los. Das Diagramm zeigte deutlich, dass Jennies Herzfrequenz mit einem Mal wie wild auf und ab hüpfte.
Dann flammte in leuchtend roten Buchstaben eine Nachricht auf dem Bildschirm auf:
ACHTUNG: Herzflimmern
Jenny stöhnte laut auf und warf den Kopf in den Nacken, um den Monitor besser sehen zu können. Sie schrie.
»Gott im Himmel!«, schrie Bishop, packte die Klingel und bearbeitete sie wie wild. Bob Shelton rannte auf den Flur und schrie: »Hilfe! Wir brauchen Hilfe! Hierher! Sofort!«
Dann wurden die Linien auf dem Monitor ganz flach. Der Warnton verwandelte sich in ein durchdringendes Fiepen, und eine neue Nachricht flammte auf dem Bildschirm auf.
WARNUNG: Herzstillstand
»Liebling«, schluchzte Jennie. Bishop legte die Arme um sie und kam sich absolut hilflos vor. Über ihr Gesicht strömte der Schweiß, und sie fing an zu zittern, blieb jedoch bei Bewusstsein. Linda Sanchez rannte zur Tür und rief: »Bringt einen Arzt her, verdammt noch mal! Und zwar sofort!«
Kurz darauf kam Dr. Williston ins Zimmer gestürzt. Er warf einen raschen Blick auf den Monitor, dann auf seine Patientin, dann griff er nach oben und stellte die Maschine aus.
»Tun Sie doch etwas!«, schrie Bishop.
Williston hörte Jennies Herztöne ab und maß ihren Blutdruck. Dann trat er einen Schritt zurück und sagte: »Es ist alles in Ordnung.«
»In Ordnung?«, fragte Mott.
Sanchez sah aus, als wollte sie den Arzt am Kragen packen und ihn wieder zu seiner Patientin schleifen. »Überprüfen Sie das noch einmal!«
»Aber es fehlt ihr nichts«, versicherte er der Polizistin.
»Aber … der Monitor …«, sagte Bishop.
»Fehlfunktion«, erklärte der Arzt. »Irgendwas stimmt nicht mit dem Computersystem. Jeder Monitor auf diesem Stockwerk hat genau das Gleiche angezeigt.«
Jennie schloss die Augen und ließ den Kopf ins Kissen zurückfallen. Bishop hielt sie immer noch fest im Arm.
»Und was diese Spritze angeht«, fuhr der Arzt fort, »da bin ich auch
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