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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Silicon Valley war das neue Heilige Land, in dem er auf jedem Level ganz groß gewinnen wollte.
    Aber die Polizei – und Valleyman – hatten sich als deutlich gefährlichere Gegner erwiesen als angenommen.
    Also: kein Risiko. Er würde sich eine neue Identität zulegen und sofort abhauen, mit Shawn in eine andere Stadt fahren. Seattle wäre sein nächstes Ziel gewesen, aber nun bestand die Möglichkeit, dass Gillette Standard-12 geknackt und Einzelheiten über das Seattle MUDGame sowie die dortigen potenziellen Anlaufpunkte herausgefunden hatte.
    Vielleicht probierte er es in Chicago, der Silicon Prairie. Oder an der Route-128, nördlich von Boston.
    Andererseits konnte er nicht sehr lange warten; die Spielsucht hatte ihn bereits so heftig gepackt, dass er nicht mehr aufhören konnte. Deshalb wollte er zuerst noch eine kleine Zwischenstation einlegen und die Gasbombe in einem Wohnheim der Northern California University zurücklassen. Sozusagen als Abschiedsgeschenk. Eines der Wohnheime trug den Namen eines Pioniers aus dem Silicon Valley, aber da gerade das sein logisches Ziel wäre, beschloss er, dass die Studenten im Wohnheim gegenüber sterben mussten. Das hieß»Yeats Hall«, nach dem Dichter, der zweifellos kaum Zeit für Maschinen und das, was sie versinnbildlichten, gehabt hatte.
    Außerdem war dieses Wohnheim ein altes Holzgebäude, demnach sehr anfällig für Feuer, insbesondere, wenn Feueralarm und Sprinkleranlage vom Hauptcomputer der Schule deaktiviert worden waren. Genau das hatte Phate gerade veranlasst.
    Zuvor musste er allerdings noch etwas erledigen. Bei einem Spiel gegen irgendeinen beliebigen anderen Spieler hätte ihn das nicht weiter gestört, aber da sein Gegenspieler bei dieser Version von Access Wyatt Gillette hieß, benötigte Phate einen ausgeklügelten Ablenkungsplan, um sich die Zeit zu erkaufen, die es ihm erlaubte, die Bombe zu legen und rechtzeitig Richtung Osten zu entkommen. Er war so wütend und aufgebracht, dass er am liebsten eine Maschinenpistole geschnappt und ein Dutzend Leute umgenietet hätte, damit die Polizei bis zum Zeitpunkt seiner Flucht beschäftigt war. Doch das war selbstverständlich nicht die Waffe, die ihn interessierte, weshalb er jetzt näher an sein Computerterminal rückte und eine vertraute Beschwörungsformel in die Tastatur eingab.

39 Kapitel 00100111
    In der Koordinierungszentrale für Öffentliche Dienste im Santa Clara County, die sich in einem von Stacheldraht eingezäunten Gebäudekomplex südwestlich von San Jose befand, stand ein gewaltiger Großrechner mit dem Spitznamen Alanis.
    Diese Maschine erledigte Tausende von Arbeiten für die Einrichtung: Sie koordinierte die Instandhaltung und Ausbesserung des Straßennetzes, regulierte die Wasserzuweisung im häufig von Trockenheit geplagten Kalifornien, überwachte Abwasserkanäle, Mülldeponien und Straßenbau, und sie koordinierte die Zehntausende von Verkehrsampeln im ganzen Silicon Valley.
    Nicht weit von Alanis entfernt stand eine ihrer Hauptverbindungen zur Außenwelt, ein zwei Meter hohes Metallregal, auf dem die zweiunddreißig Hochgeschwindigkeits-Modems thronten. Im Augenblick kamen mehrere Anrufe durch diese Modems herein – selbstverständlich stumm, denn Alanis benötigte keine akustischen Klingelsignale, um darauf aufmerksam zu werden, dass sie von außen angewählt wurde. Die meisten dieser Anrufe kamen von Technikern im Außendienst, Systemadministratoren oder anderen Rechnern, die sich alle in den Rechner einloggten, um Informationen hinsichtlich Reparaturen, Gehaltszahlungen, Buchhaltung, Planungsvorhaben und anderen Aufgaben abzurufen, die Computer in öffentlichen Einrichtungen ausführten.
    Um genau 15 Uhr 30 erreichte Alanis ein Anruf von einem altgedienten Angestellten im Reparaturaußendienst in Mountain View – eine Datenübertragung. Er arbeitete schon seit vielen Jahren für die Behörde und hatte erst im letzten Jahr, wenn auch widerstrebend, eingewilligt, sich der Politik der Abteilung zu beugen und sich von unterwegs über einen Laptop zu melden, um auf diese Weise neue Aufträge einzuholen, die genaue Lage beschädigter Punkte im System der öffentlichen Versorgung durchzugeben oder um zu melden, dass sein Team die erforderlichen Reparaturen an dieser oder jener Stelle durchgeführt hatte. Der dickliche Fünfundfünfzigjährige, der bis vor kurzem noch davon überzeugt gewesen war, Computer seien reine Zeitverschwendung, war inzwischen völlig süchtig nach den Maschinen

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