flache Pfannkuchen und fielen auf den Boden. Shawns Verkleidung wies kaum eine Delle auf.
Bishop ging näher, baute sich in einem Winkel vor dem Kasten auf, der ihn vor Querschlägern schützte, und feuerte den Rest des Magazins auf die Leuchtanzeigen. Eines der grünen Lämpchen zersprang und ging aus, ansonsten hatte die Salve offensichtlich keinen Effekt auf Shawns Funktionsfähigkeit. Nach wie vor entwich Dampf aus den Lüftungsschlitzen in die kalte Luft.
Bishop packte sein Handy und brüllte: »Ich hab gerade ein ganzes Magazin auf die Kiste abgefeuert. Ist sie immer noch online?«
Da er noch halb taub von den Schüssen war, musste er sich das Telefon fest ans Ohr drücken, um den jungen Polizisten in der CCU sagen zu hören, dass Shawn seinen Dienst immer noch verrichtete.
Verdammt …
Er lud nach, steckte die Pistole in einen der Schlitze und leerte auch dieses Magazin. Diesmal schrammte ein Querschläger – ein Stückchen heißes Blei – seinen Handrücken und ließ ein gezacktes Brandmal auf der Haut zurück. Er wischte das Blut an der Hose ab und griff abermals zum Telefon.
»Tut mir Leid, Frank«, erwiderte Mott hoffnungslos. »Er ist immer noch munter dabei.«
Entnervt starrte der Polizist den Kasten an. Tja, wenn man schon Gott spielt und neues Leben erschafft, dachte er verbittert, warum sollte man es nicht auch gleich unverwundbar machen?
Noch sechzig Sekunden.
Bishop durchlitt Höllenqualen. Er dachte an Wyatt Gillette, dessen einziges Verbrechen darin bestand, bei dem Versuch, einer trostlosen Kindheit zu entkommen, ein wenig ins Stolpern geraten zu sein. Wie viele der jungen Burschen, die Bishop geschnappt hatte – Kids in East Bay, auf der Haight –, waren gnadenlose Killer und liefen schon wieder frei herum. Wyatt Gillette war einfach nur auf dem vergleichsweise harmlosen Pfad gewandelt, den Gott und die Genialität des jungen Mannes ihm gewiesen hatten – und das Ergebnis war, dass er, die Frau, die er liebte, und ihre Familie grausam dafür büßen mussten.
Es blieb keine Zeit mehr. Shawn würde jeden Augenblick die Bestätigung losschicken.
Konnte er denn nichts mehr tun, um Shawn aufzuhalten?
Vielleicht konnte er das ganze Ding einfach verbrennen?
Er könnte direkt neben den Lüftungsschlitzen ein Feuer anzünden. Er rannte zum Schreibtisch, kippte den Inhalt der Schubladen auf den Boden und sah sich nach Streichhölzern oder einem Zigarettenanzünder um.
Nichts.
Dann ging ihm plötzlich ein Licht auf.
Was?
Er erinnerte sich nicht mehr genau daran, der Gedanke kam wie aus einer längst vergangenen Zeit – etwas, das ihm Gillette gesagt hatte, als er zum ersten Mal bei der CCU aufgetaucht war.
Er hatte irgendetwas mit Feuer erwähnt.
Mach was draus.
Er schaute auf die Uhr. Die Zeit war abgelaufen. Die beiden verbliebenen Augen Shawns blinkten leidenschaftslos.
Mach was …
Feuer.
…
draus.
Genau! Bishop riss seinen Blick von Shawn los und sah sich fieberhaft um. Dort war es! Er rannte zu einem kleinen grauen Kasten mit einem roten Knopf in der Mitte – der Hauptschalter des Dinostalls.
Er schlug mit der Handfläche auf den Knopf.
Ein gellender Alarm kreischte irgendwo unter der Decke los, mit einem durchdringenden Zischen schossen Schwaden von Halon-Gas aus den Leitungen über und unter der Maschine und hüllten sie beide – den Menschen und den Nichtmenschen – in einen geisterhaften weißen Nebel ein.
Mark Little schaute auf den Computermonitor im Kommandowagen.
CODE ROT: <
Das war der Befehl zum Angriff.
»Ausdrucken«, sagte Little zu dem Techniker und wandte sich an George Steadman: »Bestätigen, dass Ahornblatt grünes Licht für einen Angriff mit Level-4-Einsatzvorgaben gibt.«
Der andere Agent blätterte in einem dünnen Heftchen, auf dessen Umschlag der Stempel des Justizministeriums prangte. Darüber standen in großen Blockbuchstaben die Worte
STRENG GEHEIM
.
»Bestätigt.«
»Wir schlagen los«, teilte Little den drei Scharfschützen, die sämtliche Türen überwachten, über Funk mit. »Irgendwas hinter den Fenstern zu sehen?«
Alle drei Schützen gaben durch, dass nichts zu sehen sei.
»Na schön. Jeder, der bewaffnet durch eine Tür kommt, wird ausgeschaltet. Erledigt sie mit Kopfschuss, damit sie keine Zeit mehr haben, irgendeinen Auslöser zu drücken. Wenn es aussieht, als seien sie nicht bewaffnet, handelt nach eigenem Ermessen. Ich erinnere jedoch noch einmal daran, dass wir unter Einsatzvorgaben Level-4 operieren.