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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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genau die Zeit, als das Mädchen gekidnappt wurde. Ich bin sicher, dass vorne jemand drin saß.«
    Der Wachmann zeigte auf eine Reihe leerer Parkplätze auf dem Gelände hinter dem dreistöckigen Gebäude der Internet Marketing Solutions Unlimited, Inc. Von dort aus hatte man einen guten Blick auf den hinteren Parkplatz von
Vesta’s Grill
in Cupertino, wo Jon Holloway alias Phate Lara Gibson zu Tode social engineered hatte. Wenn wirklich jemand in der mysteriösen Limousine gesessen hatte, musste er Phates Wagen voll im Blickfeld gehabt haben, auch wenn er das Verbrechen selbst nicht beobachtet hatte.
    Aber Bishop, Shelton und die Dame von der Personalabteilung der Firma Internet Marketing hatten soeben alle zweiunddreißig Mitarbeiter befragt, die in dem Gebäude arbeiteten, und obwohl mehrere von ihnen helle Limousinen fuhren, hatte keiner von ihnen zur fraglichen Zeit dort geparkt. Vier Angestellte, die am Tag zuvor gearbeitet hatten, waren momentan zwar nicht im Haus, fuhren allerdings keine Limousinen.
    Die beiden Polizisten unterhielten sich nun mit dem Wachmann, dem der Wagen aufgefallen war, um eventuell doch noch etwas zu erfahren, das sie bei der Suche nach dem Wagen weiterbrachte.
    »Muss der Wagen denn einem Mitarbeiter der Firma gehört haben?«, erkundigte sich Bob Shelton.
    »Unbedingt«, bestätigte der hoch gewachsene Wachmann. »Ohne Angestelltenausweis kommt man nicht durchs Tor auf diesen Platz.«
    »Besucher?«, fragte Bishop.
    »Nein, die parken vorne.«
    Bishop und Shelton wechselten einen besorgten Blick. Keine Spur, kein Hinweis, der irgendwohin führte. Auf dem Weg von der CCU hierher hatten sie bei der Zentrale der State Police in San Jose reingeschaut und eine Kopie von Holloways Porträt von der Polizei in Massachusetts mitgenommen. Darauf war ein schmaler junger Mann mit dunkelbraunem Haar und praktisch nicht einem besonderen Kennzeichen zu sehen – der Doppelgänger Hunderttausender junger Männer im Silicon Valley. Ramirez und Tim Morgan waren bei ihrem Besuch in
Ollie’s Theaterfundus
in Mountain View ebenfalls leer ausgegangen, denn der einzige Verkäufer des Ladens konnte sich nicht an Phate erinnern.
    Das CCU-Team hatte wenigstens eine Spur entdeckt: Wyatt Gillettes Bot war auf eine Erwähnung von Phate gestoßen, wie Linda Sanchez Bishop am Telefon mitgeteilt hatte. Aber auch das hatte sie nur in eine Sackgasse geführt.
    Bulgarien, dachte Bishop zynisch. Was ist das überhaupt für ein sonderbarer Fall?
    »Eine Frage noch, Sir?«, sagte der Detective zu dem Wachmann. »Warum ist
Ihnen
diese Limousine überhaupt aufgefallen?«
    »Wie bitte?«
    »Es ist doch ein Parkplatz. Auf einem Parkplatz parken Autos. Warum haben Sie überhaupt auf diese Limousine geachtet?«
    »Na ja, eigentlich parken hier hinten normalerweise keine Autos. Es war das Erste, das ich seit ziemlich langer Zeit hier gesehen habe.« Er blickte sich misstrauisch um, vergewisserte sich, dass er mit den beiden Männern allein war. »Wissen Sie, der Firma geht es nicht besonders gut«, erzählte er dann. »Wir haben die Belegschaft auf vierzig Leute runtergefahren, von fast zweihundert im letzten Jahr. Inzwischen kann das ganze Personal vorne parken, und genau das hat die Geschäftsleitung angeordnet. Damit es nicht gleich auffällt, dass die Firma auf dem letzten Loch pfeift.« Er senkte die Stimme. »Wenn Sie mich fragen, ich halte diesen ganzen Dotcom-Kram nicht gerade für das Gelbe vom Ei, wie’s einem alle immer weismachen wollen. Ich hab mich auch schon nach einem Job im Supermarkt umgehört. Einzelhandel … das sind Jobs mit Zukunft.«
    Also schön, dachte Frank Bishop und sah zum
Vesta’s Grill
hinüber. Noch mal überlegen: Ein einzelner Wagen steht hier geparkt, obwohl er eigentlich nicht an dieser Stelle parken sollte.
Mach was draus.
    Der Funke eines Gedankens streifte ihn, aber er bekam ihn nicht zu fassen.
    Sie bedankten sich bei dem Wachmann und gingen auf dem Kiesweg, der sich durch den rings um das Bürogebäude angelegten Park wand, zu ihrem Dienstwagen zurück.
    »Reine Zeitverschwendung«, knurrte Shelton.
    Damit sprach er eine altbekannte Weisheit aus, dass nämlich ein Großteil der Ermittlungsarbeit reine Zeitverschwendung ist, schien sich davon aber nicht besonders entmutigen zu lassen.
    Überlegen, wiederholte Bishop stumm.
    Mach was draus.
    Es war Feierabend, und einige Angestellte schlenderten über den Weg zum vorderen Parkplatz. Ein Stück weiter sah Bishop einen Geschäftsmann in

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