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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Sporttasche fallen. Mit erhobenen Händen wich er langsam zurück. Er spürte, wie ihn jemand an der Schulter packte, und drehte sich um. Frank Bishop stand hinter ihm. Auch Bob Shelton war da und richtete eine große schwarze Pistole auf seine Brust.
    »Wie haben Sie …?«, setzte Gillette an.
    Aber Shelton holte aus und schlug ihm die Faust voll gegen den Unterkiefer. Gillettes Kopf schnellte nach hinten, und er taumelte halb betäubt auf den Gehsteig.
    Frank Bishop hielt ihm ein Kleenex hin und deutete auf sein Kinn.
    »Da klebt noch was. Nein, weiter rechts.«
    Gillette wischte das Blut weg.
    Sheltons Schlag war nicht fest gewesen, aber seine Knöchel hatten Gillettes Haut aufgerissen, und jetzt rann der Regen in die heftig brennende Wunde.
    Bis auf das angebotene Papiertaschentuch zeigte Bishop keinerlei Reaktion auf den Fausthieb seines Kollegen, aber er schien nicht unbedingt damit einverstanden, dass Gillette geschlagen worden war. Bishop hatte keinen Regenschirm, schien jedoch völlig immun gegen Regen zu sein. Sein Haarspray machte ihn offensichtlich absolut wasserdicht.
    Er ging in die Hocke, zog den Reißverschluss der Sporttasche auf, holte die Platine heraus und drehte sie hin und her.
    »Was ist das? Eine Bombe?«, fragte er mit einer Teilnahmslosigkeit, die verriet, dass er das Ding nicht für explosiv hielt.
    »Das ist nur was, was ich gebastelt habe«, murmelte Gillette und drückte die Handfläche gegen die Nase. »Es wäre mir recht, wenn Sie es nicht nass werden ließen.«
    Bishop erhob sich und schob es in seine Manteltasche. Shelton starrte ihn nach wie vor an. Gillette versteifte sich kaum merklich und fragte sich, ob der Bulle noch einmal die Beherrschung verlieren und ihn ein zweites Mal schlagen würde.
    »Wie?«, fragte Gillette noch einmal.
    »Wir waren schon unterwegs zum Flughafen«, antwortete Bishop. »Aber dann hab ich nachgedacht. Wenn Sie wirklich online nachgesehen hätten, wie und wohin Sie am schnellsten wegkommen, hätten Sie die Festplatte sofort zerstört und nicht erst ein Säuberungsprogramm aktiviert, das eine halbe Stunde später anspringt – weil es eigentlich nur die Funktion hatte, unsere Aufmerksamkeit auf die Hinweise zu lenken, die uns zum Flughafen führten. So hatten Sie es geplant, hab ich Recht?«
    Gillette nickte.
    Der Detective war noch nicht fertig: »Aber warum, um alles in der Welt, wollten Sie uns weismachen, dass Sie nach Europa wollen? Sie wären doch spätestens am Zoll aufgehalten worden.«
    »Für einen ausgefeilten Plan war nicht genug Zeit«, murmelte Gillette.
    Der Detective schaute die Straße hinauf. »Sie wissen, wie wir darauf gekommen sind, dass Sie hierher wollen?«
    Selbstverständlich wusste er es. Sie hatten die Telefongesellschaft angerufen und sich die Nummer geben lassen, die er von dem Apparat im Labor vor der des Goodwill Store angerufen hatte. Dann hatte sich Bishop die Adresse von Pac Bell besorgt, und sie hatten die Gegend überwacht, bevor er zu Fuß hier eintraf.
    Wäre Bishops Reaktion auf seine Flucht Software gewesen, hätte der Hacker in Gillette sie wohl »ein geiles Script« genannt.
    »Ich hätte die Schaltung von Pac Bell knacken und das Verzeichnis der Ortsgespräche verändern sollen. Mit ein bisschen mehr Zeit hätte ich das auch getan.«
    Der Schock der Festnahme ließ rasch nach und wich der Verzweiflung, als er die Konturen seiner elektronischen Schöpfung in Bishops Regenmantel sah. Wie nah er seinem Ziel gekommen war, das ihn schon seit Monaten antrieb. Er sah zu dem Haus hinüber, zu dem er hatte gehen wollen. Das Licht hinter den Fenstern leuchtete warm. Die hellen Fenster lockten ihn wie die Augen einer Geliebten.
    »Du bist Shawn, stimmt’s?«, sagte Shelton.
    »Nein, bin ich nicht. Ich hab selbst keine Ahnung, wer Shawn ist.«
    »Aber du bist Valleyman.«
    »Ja. Und ich war einer der Knights of Access.«
    »Kennst du Holloway?«
    »Ich
kannte
ihn früher, ja.«
    »Rede keinen Mist!«, polterte der vierschrötige Detective. »Natürlich bist du Shawn. Ihr Arschlöcher habt doch alle hundert verschiedene Identitäten. Du bist es! Und du warst unterwegs zu Phate.« Er packte den Hacker am Kragen seiner bescheuerten Goodwill-Jacke.
    Diesmal hielt ihn Bishop zurück. Er packte Shelton an der Schulter, und der kräftige Polizist ließ den Hacker los, nickte zu dem Haus und knurrte drohend: »Phate wohnt hier unter dem Namen Donald Papandolos. Er ist derjenige, den du angerufen hast – und du hast ihn schon

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