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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Killer zu schnappen.«
    Mott schüttelte den Kopf. Er war ganz und gar nicht mit der Anweisung des Detective zufrieden, aber er fügte sich.
    »Wir könnten in zwanzig Minuten am Flugplatz sein«, sagte Bob Shelton. »Ich gebe seine Beschreibung an die Flughafenpolizei durch. Sie sollen sämtliche Bushaltestellen überwachen. Aber ich stelle mich persönlich am International Terminal auf. Ich kann es kaum erwarten, den Ausdruck in seinen Augen zu sehen, wenn ich ihn dort in Empfang nehme.« Der untersetzte Detective gönnte sich das erste Grinsen seit Tagen.

20 Kapitel 00010100
    Wyatt Gillette stieg aus und schaute dem Bus hinterher, als er die Haltebucht verließ. Dann blickte er in den Nachthimmel hinauf. Wolkenfetzen zogen darüber hinweg. Der Regen intensivierte die Gerüche des Silicon Valley, ein Gemisch aus Autoabgasen und dem medizinischen Aroma der Eukalyptusbäume.
    Der Bus – der nicht zum Flughafen fuhr, sondern seine Runde durch das Santa Clara County machte –, hatte ihn auf einer verlassenen, dunklen Vorortstraße im adretten Sunnyvale abgesetzt. Er war gut fünfzehn Kilometer vom Flughafen San Francisco entfernt, wo Bishop, Shelton und ein Haufen anderer Polizisten inzwischen wahrscheinlich wie verrückt nach einem Fan der Oakland A’s in weißen Jeans und schwarzem Regenmantel suchten.
    Draußen vor dem Goodwill Store hatte er sich von den neu erworbenen Klamotten gleich wieder getrennt und die Sachen, die er mittlerweile trug, aus dem Sammelcontainer gezogen: eine braune Jacke und eine blaue Hose. Nur die Sporttasche mit dem peinlichen Aufdruck »Go A’s!!!« hatte er behalten.
    Er öffnete den Regenschirm, bog in eine schwach beleuchtete Straße ein und sog die prickelnde Luft tief in die Lungen, um seine flatternden Nerven zu beruhigen. Er rechnete nicht damit, gefasst zu werden, denn er hatte seine Spuren bei der CCU hervorragend verwischt, hatte die Websites mehrerer Fluglinien und die Informationen zu den internationalen Flügen aufgerufen und anschließend EmptyShred aktiviert, um die Aufmerksamkeit des Teams zu wecken und es auf die absichtlich falsch gelegte Fährte zu locken.
    Nein, Gillette war so höllisch nervös, weil er kurz vor seinem eigentlichen Ziel stand.
    Es war schon nach halb elf. Viele der Häuser in dieser Schlafstadt waren bereits dunkel, die Bewohner schliefen. Die Tage in Silicon Valley fingen sehr früh an.
    Er lenkte seine Schritte nach Norden, weg vom El Camino Real, und schon bald war das Rauschen des Verkehrs von dieser viel befahrenen Straße verstummt.
    Zehn Minuten später erblickte er das Haus und verlangsamte seinen Schritt.
    Nein, ermahnte er sich. Weitergehen … Bloß nicht auffällig verhalten. Er setzte sich wieder in Bewegung. Die Augen auf den Bürgersteig gerichtet, wich er den neugierigen Blicken der wenigen Leute aus, die sich noch auf der Straße aufhielten: Eine Frau in einem lächerlichen Regenkäppi aus Plastik, die ihren Hund spazieren führte. Zwei Männer, die halb unter der Motorhaube eines Autos gebeugt standen. Einer hielt einen Schirm und eine Taschenlampe, der andere hantierte mit einem Schraubenschlüssel.
    Trotzdem konnte Gillette nichts dagegen tun, dass seine Schritte, je näher er dem Bungalow im alten, klassischen kalifornischen Stil kam, immer schleppender wurden, bis er, kaum zehn Meter von der Haustür entfernt, stehen blieb. Die Platine in der Sporttasche kam ihm mit einem Mal schwer wie Blei vor, obwohl sie nur ein paar Gramm wog.
    Geh weiter, ermahnte er sich. Du musst es tun. Mach schon.
    Er holte tief Luft. Schloss die Augen, senkte den Schirm und hob den Kopf, setzte sein Gesicht dem Regen aus.
    Er fragte sich, ob das, was er vorhatte, genial oder absoluter Schwachsinn war. Aber was hatte er schon zu verlieren?
    Alles, wie er zugeben musste.
    Dann kam er zu dem Schluss, dass auch das keine Rolle mehr spielte. Ihm blieb ohnehin keine andere Wahl.
    Gillette setzte sich wieder in Bewegung, ging auf das Haus zu.
    Keine drei Sekunden später hatten sie ihn.
    Die Frau mit dem Hund machte plötzlich kehrt und rannte auf ihn zu, der Hund – ein Schäferhund – knurrte drohend. Mit einem Mal hielt die Frau die Pistole in der Hand und rief laut: »Halt! Stehen bleiben, Gillette! Keine Bewegung!«
    Die beiden Männer, die an dem Automotor herumgeschraubt hatten, zogen ebenfalls ihre Waffen und rannten auf ihn zu, richteten den Schein ihrer grellen Taschenlampen in sein Gesicht.
    Gillette ließ verdutzt den Regenschirm und die

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