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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sich, wer wohl am anderen Ende war, und zog die Stirn kraus. »Einen Moment, bitte«, sagte Mott ungewohnt höflich. Dann reichte er Bishop den Hörer, als handelte es sich um eine Bombe.
    »Für Sie«, flüsterte er unsicher. »Tut mir Leid.«
    »Leid?«
    »Es ist Washington, Frank. Das Pentagon.«
    Das bedeutete Ärger …
    Er nahm den Hörer entgegen. »Hallo?«
    »Detective Bishop?«
    »Am Apparat.«
    »Hier spricht David Chambers. Ich leite die Criminal Investigation Division des Verteidigungsministeriums.«
    Bishop drückte den Hörer ans linke Ohr, als wäre das, was er zu hören bekommen würde, dort weniger schmerzhaft.
    »Ich habe aus mehreren Quellen erfahren, dass in Nordkalifornien ein
John Doe
auf Blanko aus dem Gefängnis entlassen worden ist und dass diese Entlassung eine Person betrifft, an der wir großes Interesse haben. Bitte nennen Sie den Namen dieser Person nicht am Telefon«, beeilte Chambers sich hinzuzufügen.
    »Das ist richtig«, erwiderte Bishop.
    »Wo befindet sich unser Mann zurzeit?«
    Brasilien, Cleveland, Paris? Irgendwo, wo er sich vielleicht gerade in die New Yorker Börse hackt, um die Weltwirtschaft zum Stillstand zu bringen.
    »In meiner Verwahrung«, sagte Bishop.
    »Sie sind Detective bei der California State Police, richtig?«
    »Allerdings, Sir.«
    »Wie, zum Teufel, kommen Sie dazu, einen Bundesgefangenen aus dem Gefängnis zu holen? Und, wichtiger noch, wie kommen Sie dazu, das mit einem Blankoschein zu tun? Nicht einmal der Direktor von San Jose kann mir das beantworten. Jedenfalls behauptet er das.«
    »Der Staatsanwalt und ich sind gute Freunde. Wir haben vor einigen Jahren gemeinsam die Gonzalez-Morde aufgeklärt und arbeiten seither gut zusammen.«
    »Arbeiten Sie zurzeit auch an einem Mordfall?«
    »Allerdings, Sir. Ein Hacker ist in die Computer mehrerer Leute eingedrungen und benutzt die Informationen, um sich an seine Opfer heranzumachen.«
    Bishop blickte in Bob Sheltons besorgtes Gesicht und fuhr sich mit dem Finger über die Kehle. Shelton verdrehte die Augen.
    Tut mir Leid …
    »Ihnen ist bekannt, weshalb wir hinter diesem Mann her sind?«, fragte Chambers.
    »Soweit ich weiß, hat er irgendeine Software geschrieben, mit der sich
Ihre
Software knacken lässt.« Bishop versuchte, so vage wie möglich zu bleiben. Er vermutete, dass in Washington immer zwei Gespräche gleichzeitig stattfanden: das, was man laut sagte, und das, was man eigentlich damit meinte.
    »Was, falls es stimmt, einen schweren Gesetzesverstoß darstellt, und falls eine Kopie dessen, was er geschrieben hat, außer Landes gelangt, dann erfüllt das den Bestand des Landesverrats.«
    »Ist mir klar.« Das daraufhin entstehende Schweigen füllte Bishop mit der Frage: »Und jetzt möchten Sie, dass er wieder ins Gefängnis kommt, habe ich Sie richtig verstanden?«
    »So ist es.«
    »Die zeitlich befristete Entlassungserlaubnis sichert uns drei Tage zu«, sagte Bishop unumwunden.
    Vom anderen Ende war ein Lachen zu hören. »Ein Anruf von mir genügt, und diese Entlassungserlaubnis taugt höchstens noch als Klopapier.«
    »Das mag wohl sein, Sir.«
    Wieder eine Pause.
    Dann fragte Chambers: »Ihr Name ist Frank?«
    »Richtig, Sir.«
    »Hören Sie zu, Frank. Von Bulle zu Bulle: Hat sich unser Mann bei Ihrem Fall als hilfreich erwiesen?«
    Abgesehen von einem dummen Schnitzer …
    »Außerordentlich«, erwiderte Bishop. »Unser Täter ist ein Computerexperte, der uns ohne die Hilfe des Mannes, über den wir reden, haushoch überlegen wäre.«
    Noch eine Pause. »Sagen wir mal so«, meldete sich Chambers wieder. »Ich persönlich halte ihn nicht für den Leibhaftigen, als der er gelegentlich hier bei uns hingestellt wird. Man konnte ihm nicht einmal eindeutig nachweisen, dass er unser System geknackt hat. Aber hier in Washington gibt es jede Menge Leute, die davon überzeugt sind, und die ganze Sache ist hier in unserer Abteilung zur reinsten Hexenjagd ausgeartet. Wenn er etwas Ungesetzliches getan hat, muss er ins Gefängnis. Aber ich bin immer noch der Meinung, er ist unschuldig, solange das Gegenteil nicht bewiesen ist.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Bishop und fügte keck hinzu: »Man könnte es auch so sehen: Wenn irgendein Bursche den Code knacken kann, dann wäre es doch dringend notwendig, einen besseren zu schreiben.«
    O Gott, dachte er im gleichen Augenblick, nach dieser Bemerkung werde ich sofort rausfliegen.
    Aber Chambers lachte. »Genau so sieht’s aus. Ich bin mir nicht so sicher, ob

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