Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten
Gesundheit reisen musste. Mit meinem Reporterkollegen Wilson fuhr ich an den Lake Bigler. Mit großer Befriedigung denke ich noch daran, dass wir sehr vornehm reisten; wir benutzten nämlich die Pionierpost, und mein Freund nahm sein ganzes Gepäck mit, das aus zwei prachtvollen Seidentüchern und der Daguerreotypie seiner Großmutter bestand. Wir segelten, jagten, angelten und tanzten den ganzen Tag, und nachts pflegte ich meinen Husten. Durch all das stellte ich fest, dass es mir mit jeder Stunde des Tages besser ging. Meine Krankheit jedoch wurde ständig schlimmer.
Man empfahl mir eine kalte Packung. Bisher hatte ich noch nie ein Heilmittel zurückgewiesen, und es schien mir unklug, jetzt damit anzufangen; deshalb entschloss ich mich, die kalte Packung zu nehmen, obgleich ich keine Ahnung hatte, was für eine Prozedur das war. Man verabreichte sie mitten in der Nacht, und es war frostiges Wetter. Brust und Rücken wurden frei gemacht, ein Leintuch in Eiswasser getaucht und mir dann um den Leib gewickelt (es schien Tausende von Yard lang), bis ich wie der Rohrwischer einer schweren Haubitze aussah.
Es ist ein grausames Verfahren. Wenn der eisige Fetzen an das warme Fleisch kommt, fährt man so furchtbar zusammen und schnappt nach Luft, als läge man in den letzten Zügen. Mir gefror das Mark in den Knochen, und mein Herz setzte aus. Ich glaubte, mein letztes Stündlein habe geschlagen.
Der junge Wilson sagte, das erinnere ihn an eine Anekdote. Bei der Taufe eines Negers rutschte dieser dem Pfarrer aus der Hand und ertrank beinahe. Er zappelte jedoch im Wasser herum, kam schließlich wieder hoch, halb erwürgt und giftig vor Wut, und steuerte gleich aufs Ufer zu, wobei er Wasser spie wie ein Wal und denkbar schroff ausstieß: »Eines Tages wird noch mal einem Herrn sein Neger hier kaputtgehn und alles wegen so ’nem verdammten Blödsinn!«
Nehmen Sie nie eine kalte Packung – nie. Es ist eins der unangenehmsten Dinge der Welt und kommt gleich nach der Begegnung mit einer Dame aus der Bekanntschaft, die aus Gründen, die sie selbst am besten kennt, uns nicht sieht, wenn sie uns erblickt, und uns nicht kennt, wenn sie uns sieht.
Aber was ich sagen wollte, als es der kalten Packung nicht gelang, mich von der Erkältung zu befreien, riet mir eine befreundete Dame, ein Senfpflaster auf die Brust zu legen. Das hätte mich wohl wirklich kuriert, glaube ich, wäre nicht der junge Wilson gewesen. Als ich zu Bett ging, legte ich das Senfpflaster – ein prächtiges Exemplar, achtzehn Zoll im Quadrat – so bereit, dass ich es bequem zur Hand hatte, wenn ich es brauchte. Aber Wilson bekam in der Nacht Hunger und – das übrige kann sich der Leser denken.
Nach einer Woche Aufenthalt am Lake Bigler fuhr ich nach Steamboat Springs, wo ich außer den Dampfbäderneine Anzahl der scheußlichsten Arzneien nahm, die je zusammengebraut wurden. Die hätten mich wiederhergestellt, aber ich musste zurück nach Virginia fahren, wo ich es trotz der verschiedensten neuen Heilmittel, die ich tagtäglich schluckte, fertigbrachte, meinen Zustand zu verschlimmern, indem ich mich sorglos verhielt und mich ungebührlich der kalten Witterung aussetzte.
Endlich beschloss ich, San Francisco zu besuchen. Am ersten Tage nach meiner Ankunft sagte mir eine Dame im Hotel, ich solle alle vierundzwanzig Stunden ein Viertel Whisky trinken, und ein Freund aus der Stadt empfahl mir genau das Gleiche; das machte zusammen eine halbe Gallone. Ich tat es und lebe immer noch.
Also, in der allerbesten Absicht unterbreite ich den Schwindsüchtigen das wechselvolle Heilverfahren, das ich kürzlich durchgemacht habe. Sie mögen es probieren: Wenn es nicht hilft – es kann sie nicht mehr als umbringen.
Als Staatsmann kümmere dich
nicht um die moralische Seite
Als Staatsmann bringe die Formalitäten in Ordnung, kümmere dich nicht um die moralische Seite.
Selbst die Tinte, mit der alle Geschichte geschrieben wird, ist nur flüssiges Vorurteil.
Nicht das Wort selbst ist Sünde, es ist der Geist hinter dem Wort.
Der Güte Gottes danken wir es, dass wir in unserem Lande diese drei unsagbar kostbaren Dinge besitzen: Redefreiheit, Gewissensfreiheit und die Klugheit, keine von beiden jemals auszuüben.
In der Welt sind gewisse süß duftende, mit Zucker überzogene Lügen gebräuchlich, die zu unterstützen und zu verewigen sich offenbar alle klugen Menschen stillschweigend verschworen haben. Eine davon lautet, es gebe in der Weltso etwas wie
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