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Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Titel: Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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angekommen. Wie ich dir gesagt habe. Ich weiß über Einbrecher und ihre Gepflogenheiten Bescheid. Das sind systematische Menschen.«
    Ich ging wieder ins Badezimmer, um nachzusehen, ob ich recht hatte. Ich hatte recht. Ich stellte den Alarm im Speisezimmer ab und unterband den Lärm. Dann ging ich wieder zu Bett. Meine Frau sagte:
    »Worauf, glaubst du, hat er’s jetzt abgesehen?«
    Ich sagte: »Ich glaube, er hat alles Gemüse, das er wollte, und jetzt kommt er wegen der Serviettenringe und wegen Krimskrams für Frau und Kinder. Die haben doch alle Familie – die Einbrecher – und sind immer fürsorglich, nehmen nur das Nötigste für sich selbst, die übrigen Sachen sind Andenken für die Familie. Indem sie sie mitnehmen, vergessen sie auch uns nicht: Die Gegenstände dienen als Andenken an uns und zugleich als Andenken an sie. Wir werden sie nie zurückbekommen; die Erinnerung an die Aufmerksamkeit, die uns zuteilwurde, wird in unseren Herzen einbalsamiert bleiben.«
    »Wirst du hinuntergehen, um nachzuschauen, worauf er’s jetzt abgesehen hat?«
    »Nein«, antwortete ich, »ich bin nicht mehr daran interessiert als vorher. Das sind erfahrene Leute – die Einbrecher; die wissen, worauf sie’s abgesehen haben; ich wäre ihm keine Hilfe. Ich glaube , er ist hinter Keramik, Nippfiguren und dergleichen her. Wenn er das Haus kennt, weiß er, dass das alles ist, was er im Erdgeschoss findet.«
    Sie sagte, und aus ihrem Tonfall war starkes Interesse herauszuhören: »Angenommen, er kommt hierherauf?«
    Ich antwortete: »Keine Bange. Er wird sich ankündigen.«
    »Was sollen wir dann tun?«
    »Aus dem Fenster klettern.«
    Leicht beunruhigt fragte sie: »Aber was nützt uns dann eine Einbrecheralarmanlage?«
    »Liebe, du hast doch gesehen, dass sie uns bis eben genützt hat, und ich habe dir erklärt, wie sie uns auch weiterhin nützen wird, wenn er hierherauf kommt.«
    Und damit hatte es sein Bewenden. Er löste keinen Alarm mehr aus. Gleich darauf sagte ich:
    »Ich glaube, er ist enttäuscht. Er hat sich mit dem Gemüse und den Nippfiguren davongemacht, und ich glaube, er ist unzufrieden.«
    Wir schliefen ein, und am nächsten Morgen um Viertel vor acht stand ich auf. Ich musste mich sputen, weil ich den 8-Uhr-29-Zug nach New York nehmen wollte. Im ersten Geschoss brannte überall hell das Licht – auf voller Gasflamme. Mein neuer Mantel war verschwunden; mein alter Schirm war verschwunden; meine neuen Lacklederschuhe, die ich noch nie getragen hatte, waren verschwunden. Das große Fenster, das auf die Ombra hinter dem Haus ging,stand sperrangelweit offen. Ich stieg hinaus und verfolgte die Spur des Einbrechers zwischen den Bäumen hindurch den Hügel hinab; verfolgte sie ohne Schwierigkeiten, denn er hatte seinen Weg mit Serviettenringen aus Silberimitat, mit meinem Schirm und mit verschiedenen anderen Gegenständen garniert, die er missbilligt hatte; triumphierend kehrte ich zurück, da ich meiner Frau beweisen konnte, dass es ein enttäuschter Einbrecher war . Das hatte ich von Anfang an vermutet, auch weil er nicht in unser Geschoss heraufgekommen war, um Menschen zu stehlen.

Im Zweifelsfalle sage
die Wahrheit
    Die Wahrheit ist unser wertvollstes Gut. Lasst uns sparsam mit ihr umgehen.
    Im Zweifelsfalle sage die Wahrheit.
    Es ist besser, alte Diamanten aus zweiter Hand zu besitzen, als überhaupt keine.
    Es macht mehr Mühe, einen Grundsatz aufzustellen, als das Rechte zu tun.
    Der sicherste Weg, eine falsche Vorstellung hervorzurufen, ist es oft, die reine Wahrheit zu sagen.
    Der wesentlichste Unterschied zwischen einer Katze und einer Lüge besteht darin, dass eine Katze nur neun Leben hat.Wir sollten darauf achten, einer Erfahrung nur so viel Weisheit zu entnehmen, wie in ihr steckt – mehr nicht; damit wir nicht der Katze gleichen, die sich auf die heiße Herdplatte setzte. Sie setzt sich nie wieder auf eine heiße Herdplatte – und das ist richtig; aber sie setzt sich auch nie wieder auf eine kalte.

Anhang

Nachwort
    Von Rolf Vollmann
    Schön siehts aus, klingt nach was, und hat so viel für sich, dass es tatsächlich wahr sein könnte, und man denkt sich wirklich auch was dabei, wenn er nun sagt, Mark Twain, mehrmals sagt, vielleicht sind Sie ja schon darauf gestoßen beim Blättern, nämlich das wirkliche Leben des Menschen fände in seinem Kopf statt und keinem sei es bekannt außer ihm selber; es bestehe, sagt er dann, wörtlich jetzt, »größtenteils aus dem Ansturm der Gedanken, die einem

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