Lavendel gegen Ameisen
der, dann lachte er plötzlich. «Oder wollt ihr vielleicht mit einer Hundertschaft den ganzen Wald durchkämmen? Wie wäre es denn mit einem Tauchereinsatz im Wassergraben von Haus Rosendal? Das liegt da gleich um die Ecke.»
«Möglicherweise bleibt uns nichts anderes übrig», erwiderte Toppe ernst.
Van Appeldorn sah auf die Uhr. «Ich hab keine Zeit mehr. Wenn ich noch vor Verhandlungsbeginn bei Gericht jemanden erwischen will, muss ich jetzt los. Ackermann kann ja von unseren Gesprächen berichten.» Er nahm seine Lederjacke von der Stuhllehne und zog sie an. «Wo bist du nachher, Helmut?»
«Ich denke, ich fahre zum LKH und rede mit Suerick.»
«Okay, bis später.» Van Appeldorn winkte und ging.
«Moment, bevor ihr weitermacht», sagte Berns und stand auf. «Klaus und ich haben noch einiges zu tun. Den Rest könnt ihr ja den Berichten entnehmen.» Er deutete auf die Papiere. «Sieht für mich nicht so aus, als wäre da noch was von Wichtigkeit.»
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ polternd den Raum.
Van Gemmern stand auch auf. «Wenn Sie noch Fragen haben, Sie wissen ja, wo Sie mich finden.»
Toppe wandte sich an Ackermann. «Was ist denn bei Ihren Gesprächen herausgekommen?»
«Ich sag dat am besten mit eigenen Worten», begann der wichtig.
«Nein, lass mal, Junge. Ihr habt das doch so schön formuliert», hielt Breitenegger ihn zurück und nahm einige Blätter aus dem Ordner, der vor ihm lag.
«Die beiden haben nämlich am Samstagabend noch ihre Berichte geschrieben, und ich habe sie schon gelesen», erklärte er Toppe und dem Staatsanwalt.
Toppe dachte voller Bewunderung an van Appeldorn. Der musste viele Stunden mit Ackermann verbracht haben.
Bei den Vernehmungen war nicht viel herausgekommen. Das Alibi von Herrn und Frau Welbers stimmte offenbar. Ackermann und van Appeldorn hatten mit der Tante und den Nachbarn gesprochen. Abends waren sie sogar noch ins Kirmeszelt gegangen und hatten bestätigt bekommen, dass Udo Welbers, nachdem er bei seiner Tante weggegangen war, tatsächlich den ganzen Abend im Zelt verbracht hatte. Allerdings war er gegen halb vier mit einem Mädchen verschwunden. Bei einer erneuten Befragung hatte Udo ihnen den Namen des Mädchens genannt, das er, wie er sagte, an dem Abend erst kennengelernt hatte, Nicole Rozijn. Auf die Fragen, wie und wo sie denn die zwei Stunden bis halb sechs verbracht hatten, hatte er zögernd geantwortet, sie hätten in ihrem Auto geschmust. Natürlich hatten sie dann auch mit dem Mädchen geredet, das etwas älter war als Udo. Sie war in ihren Schilderungen weniger vorsichtig. Sie hatten das Auto auf dem Parkplatz bei der Gärtnerei abgestellt und, wie sie es ausdrückte, «gebumst, und zwar heftig». Dann sei Udo ausgestiegen und ins Haus gegangen. Sie hatten beide nichts bemerkt, keinen Menschen gesehen, nur Landmanns Auto, neben dem sie geparkt hatten.
«Man müsste überprüfen, ob dieser Udo Gallus-Schuhe in Größe 43 hat», bemerkte Breitenegger.
«Ja», sagte Toppe, «und ob die Reifenabdrücke neben Landmanns Saab zum Auto des Mädchens gehören. Ackermann, schreiben Sie sich das auf.»
Frau Matenaar und Herr Janssen waren die ganze Nacht über zu Hause gewesen. Die jeweiligen Ehepartner hatten das bestätigt, bei Frau Matenaar auch ihre fünf Kinder. Es gab keinen Grund, an ihren Alibis zu zweifeln.
Dr. Stein wies darauf hin, dass er nur noch zehn Minuten Zeit hatte, und Toppe berichtete knapp von seinen Gesprächen mit Frau Landmann, Sabine und der Mopedgang. Dann schlug er Landmanns Kalender auf und zeigte dem Staatsanwalt die Eintragungen.
«Das kann ein Anhaltspunkt sein», meinte der. «Auch diese Mopedgang ist nicht uninteressant. Wann ist die nächste Besprechung?»
«Sagen wir morgen Nachmittag gegen fünf?»
«Ja, das kommt für mich gut aus», nickte Stein. «Ach ja, die Presse. Ich wollte für heute Nachmittag eine Pressekonferenz ansetzen. Wäre Ihnen fünfzehn Uhr recht?»
Toppe nickte ergeben. Pressekonferenzen waren nicht sein Fall.
Als der Staatsanwalt gegangen war, rutschte Ackermann unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
«Nun gut, Ackermann, Sie fahren zunächst einmal nach Emmerich und holen den Obduktionsbericht ab. Wenn der noch nicht fertig ist, warten Sie bitte. Er ist wichtig. Und danach können Sie Udos Schuhe und die Reifen von Nicole Rozijns Auto überprüfen. Aber bringen Sie mir erst Bonhoeffers Bericht, ja?»
«Klar, mach ich, Chef, klar!» Wie der Blitz war er
Weitere Kostenlose Bücher