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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft entgegenkommen. Und wir müssen dann entscheiden, welche Resozialisierungsschritte man mit dem jeweiligen Patienten unternimmt.» Er blickte van Appeldorn in die Augen. «Aber, wenn wir schon einmal bei den Vorurteilen sind, lies doch mal nach, wie hoch die Rückfallquote von psychisch kranken Straftätern mit Tötungsdelikt ist. Und dann vergleiche die mal mit der Rückfallquote von nicht psychisch kranken Straftätern. Du wirst dich wundern.»
    Aber van Appeldorn fuhr sich unwillig durchs Haar. «Ich frage mich manchmal, wer in dem Laden hier bekloppter ist.»
    Toppe verkniff sich mit Mühe einen scharfen Kommentar und griff ein.
    «Können Sie Suerick nicht fragen, ob er damit einverstanden ist, wenn Sie uns jetzt gleich Auskunft über ihn erteilen?»
    Reimann sah auf seine Armbanduhr. «Kann ich machen. Ich habe allerdings nicht viel Zeit.»
    Er ging rasch hinaus.
    «Wir werden den ED herschicken müssen wegen Suericks Schuhen», überlegte Toppe.
    «Ja, und zwar schnellstens.» Van Appeldorn war aufgestanden. «Die stecken hier doch alle unter einer Decke.»
    «Du hast doch ’n Vogel, Norbert. Komm mal wieder auf den Boden zurück.»
    Aber van Appeldorn tippte sich nur vielsagend an die Stirn.

    Suerick hatte sein Einverständnis nicht gegeben, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich über den Staatsanwalt Akteneinsicht zu bekommen.
    Es war unnötig vertane Zeit.
    Van Appeldorn fuhr bedeutend schneller als sonst. Keiner von beiden sagte ein Wort, bis die Spannung zwischen ihnen so stark war, dass Toppe es nicht mehr aushielt.
    «Ist das deine ehrliche Meinung, Norbert?»
    «Was?», blaffte van Appeldorn zurück.
    «Du weißt genau, was ich meine.»
    «Ach komm, fang du mir jetzt nicht auch noch mit diesem Sozialgewäsch an. Du kommst ja nicht von hier. Was meinst du denn, wie viele Kinder die schon abgemurkst haben, diese Typen, die als geheilt entlassen wurden. Ich möchte dich mal sehen, wenn so ein Kindermörder, der plötzlich geheilt ist, deine Jungen anquatscht.»
    «Jetzt schalte mal deinen Kopf wieder ein! In den letzten Jahren hat es nur einen einzigen Vorfall gegeben, und das weißt du ganz genau.»
    «Einer ist einer zu viel!»
    Toppe erkannte van Appeldorn nicht wieder. «Worum geht es dir eigentlich?»
    «Die spinnen doch, diese Psychologen. Dass die so etwas überhaupt beurteilen dürfen! Die haben doch selbst alle ’ne Macke, sonst wären sie wohl kaum Psychos geworden. Egal, ich will mich nicht aufregen. Lass uns aufhören davon.»
    Toppe war hochrot geworden. «Ja, es ist wohl wirklich besser, wenn du aufhörst. Aber eins noch», setzte er scharf hinzu, «es wäre mir verdammt lieb, wenn du in Zukunft in einem solchen Fall deine persönliche Meinung für dich behältst.»
    Van Appeldorn biss die Zähne zusammen. «Aber selbstverständlich, Herr Hauptkommissar.»
    Ohne ein weiteres Wort hielt er vor dem Präsidium, und als Toppe ausgestiegen war, fuhr er mit quietschenden Reifen weiter.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zehn
    Nachdenklich ging Toppe auf das Präsidium zu.
    Das Fenster der Kantine war weit geöffnet, und der leise Duft von Schweinebraten erinnerte ihn daran, dass er eigentlich hungrig war. Er sah auf die Uhr – fast eins – und dachte daran, sich eine kurze Pause zu gestatten. Wer wusste, wann sich die nächste Gelegenheit ergeben würde? Nicht schon wieder Käsebrötchen!
    Die Kantine war so gut wie leer. Toppe ging mit seinem Tablett gleich durch zur Essensausgabe, wo Hilde Holtermann um die Ecke lugte.
    «Ach, Helmut, Jung, kommst du heute tatsächlich mal zum Essen? Ist ja ordentlich was los bei euch oben. Ich hab’s in der Zeitung gelesen.»
    «Was will man machen?» Toppe lächelte freundlich und warf einen Blick auf die dampfenden Töpfe.
    «Schweinebraten mit Erbsen und Möhrkes», pries sie an. «Und Kaffee willst du sicher auch.»
    Sie redete gemütlich vor sich hin, während sie ihm eine extra große Portion auffüllte. Eine Frau Anfang sechzig, rund, rosig und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. An Toppe hatte sie einen Narren gefressen.
    «Nu’ ess mal ordentlich, Jung. Wer weiß, wann du das nächste Mal was kriegst.»
    Unauffällig schob sie ihm ein zweites Schälchen Karamellpudding aufs Tablett. «Zucker ist gut für die Nerven», flüsterte sie verschwörerisch.
    Toppe nickte dankend und trug sein Tablett zu einem Fenstertisch. Von hier aus konnte er den Parkplatz sehen und das Hauptgebäude

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