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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Augenblick noch stand Toppe da, dann schnappte er sich seinen Pullover. «Ich gehe Zigaretten kaufen.»
    «Es regnet, Helmut», bemerkte van Appeldorn.
    «Scheißegal.»

    Über eine Stunde lief er durch die Stadt und versuchte sich zu beruhigen.
    So unrecht hatte der Chef nicht. Jede Menge, vielleicht unnötige, Arbeit und kein Ergebnis in Sicht. Nur noch morgen … Wenn sie dann die Tatwaffe nicht gefunden hatten, waren sie genauso schlau wie zuvor.
    Er bog in die Große Straße ein und machte sich auf den Rückweg zu seinem Auto.
    Vor Aldi gab es einen Menschenauflauf. Einer der Penner, die dort auf den neuen Rundbänken ihren Stammplatz hatten, zerschlug laut singend leere Flaschen auf dem Pflaster. Die Leute standen in sicherem Abstand, nahmen das kostenlose Schauspiel mit, angewidert und kopfschüttelnd. Nur wenige hasteten vorbei.
    Ein Streifenwagen hatte sich langsam durch die Fußgängerzone aus Richtung Kaufhof den Berg hochgetastet. Zwei junge Kollegen sprangen aus dem Fahrzeug und eilten auf den alten Mann zu, der sich jetzt mit ausgebreiteten Armen singend um sich selbst drehte. Einer der Polizisten legte dem Alten von hinten die Hand auf die Schulter und zögerte dann einen winzigen Augenblick. Toppe wusste genau, was in dem Kollegen vorging, kannte die Situation aus der Zeit in Düsseldorf, als er selbst noch Streife gegangen war. Man wusste eigentlich genau, was man zu tun hatte, und dann wurde plötzlich die Anrede zu einem Problem. Wenn man eine Uniform trug, war das «Du» zu grob und das «Sie» zu amtlich.
    Jetzt redeten beide Kollegen leise auf den Mann ein und führten ihn, jeder einen Arm fassend, langsam zum Auto. Die Menschentraube löste sich auf.
    Toppe wandte sich zum Gehen.
    Einen Kaffee noch bei Eduscho.

    Als er die Tür zu seinem Büro öffnete, merkte er, dass er keine Zigaretten gekauft hatte.
    Es war deutlich ruhiger geworden, nur van Appeldorn und Breitenegger waren da und brüteten über ihren Unterlagen.
    «Wo ist Ackermann?», fragte Toppe.
    «Auf dem Klo», antwortete Breitenegger abwesend.
    Van Appeldorn hob nicht einmal den Kopf.
    «Was ist denn los, Norbert?» Toppe trat hinter ihn.
    Wütend fuhr van Appeldorn zu ihm herum. «Wenn du mir nicht sofort Ackermann vom Hals schaffst, passiert hier ein Mord, das schwöre ich dir!»
    Toppe biss sich auf die Lippen, er wusste, was Norbert meinte.
    Ackermann hielt den ganzen Betrieb auf. Er ging übertrieben liebenswürdig mit den Leuten um und brauchte für eine Vernehmung dreimal so lange wie die anderen. Überflüssig zu erwähnen, dass fast die Hälfte der Gespräche auf Platt geführt wurde und stets mit langem Händeschütteln und ausgiebigen Dankesbezeugungen endete.
    Toppe konnte nicht sagen, wie oft er den Satz «Nichts zu danken, man will ja bloß, dat Sie geholfen wird» gehört hatte, wenn wieder ein hilfsbereiter Bürger das Büro verließ.
    «Herr Ackermann», sprach er ihn sofort an, als der ins Büro zurückkam, «ich habe gerade überlegt, dass es nicht angeht, wenn wir uns alle nur mit dieser Sache hier beschäftigen. Ich möchte, dass Sie sich um die Adimed-Schuhe kümmern. Wer trägt diese Schuhe? Müssen sie von einem Arzt verschrieben werden? Sind die Träger dieser Spezialschuhe irgendwo registriert? In Krankenhauskarteien vielleicht? Würden Sie das wohl übernehmen?
    Ackermann sah ihn lange an. «Klar, Chef, mach ich, klar.» Dann, nach einer Weile: «Sofort?»
    «Nein, nicht sofort.» Toppe zeigte kopfschüttelnd auf seine Armbanduhr. «Aber gleich morgen früh.»

    Kein angenehmer Morgen.
    Toppe fand sich bis zu den Knien in stinkendem Morast. Er war an der Böschung ausgerutscht und in einen der sumpfigen Wasserläufe geraten. Laut fluchend zog er sich an einer Baumwurzel hoch und schaute angeekelt an sich herab.
    Fünf Polizisten standen um ihn herum und konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    «Das ist jedem von uns hier schon passiert, Herr Toppe.»
    Es hatte ohne Unterlass geregnet. Sie suchten inzwischen ein Gebiet ab, das gut zweihundert Meter Luftlinie vom Tatort entfernt war. Jeden Strauch, jeden Busch hatten sie umgedreht, in jeder Pfütze gestochert, zentnerweise Laub und Tannennadeln durchwühlt, sich an Brombeerranken die Hände aufgerissen.
    «Ich weiß nicht, ob das hier Sinn macht», ächzte Toppe. «Am aussichtsreichsten scheint mir das Areal zwischen dem Tatort und dem Parkplatz zu sein. Schaut euch dort noch einmal gründlich um.»
    Die Mannschaft folgte ihm zurück zur Gärtnerei,

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