Lavendel gegen Ameisen
wo Toppe seinen Wagen geparkt hatte.
«Ich komme gegen fünf noch einmal wieder.»
«Der geht jetzt schön unter die heiße Dusche, der Herr Hauptkommissar», raunte einer, als Toppe ins Auto stieg.
«Lass mal», meinte Janhsen, «der ist schon ganz in Ordnung.»
Toppe hatte wirklich geduscht, aber er hatte sich beeilt.
Immer noch waren mehr Leute im Büro, als ihm lieb war. Van Gemmern wartete auf ihn.
«Wie kommt ihr voran?», fragte Toppe und zog ihn mit sich hinaus auf den Gang.
«Ganz gut, wir sind fast durch. Heute sind auch nur noch drei Paar Schuhe dazugekommen. Aber deshalb bin ich nicht hier, es geht um diese Adimed-Schuhe. Ich habe mich sachkundig gemacht. Zunächst einmal gibt es zwei verschiedene Sorten, den Adimed 1 und den Adimed 2. Beide werden bei einem Außenbandriss am Sprunggelenk verordnet. Sie unterscheiden sich in mehrerer Hinsicht, vor allem aber in ihren Sohlen. Das Profil des Adimed 1 ist unterbrochen, der Adimed 2 hat eine durchgehende Sohle. Der Abdruck am Tatort stammt eindeutig von einem Adimed 2. Suerick hat übrigens einen Adimed 1.»
«Na, das ist doch was», sagte Toppe erfreut. «Meinen Sie, wir können morgen früh die Ergebnisse zusammentragen?»
«Wenn es nach mir geht, schon heute Abend.»
Gegen halb fünf kam Ackermann zurück. Es sah müde aus.
«Na, Ackermann», van Appeldorn hatte seine normale Laune wiedergefunden, «dann zeig uns mal deine Liste.»
Ackermann legte ihm einen Zettel hin. «Überprüfen konnt ich aber noch niemand.»
Van Appeldorn begutachtete die Aufzeichnungen. «Zwölf Leute nur? Und nur ein Krankenhaus? Das kann nicht dein Ernst sein!»
Ackermann hatte den Tag seines Lebens verbracht. Er hatte alles in allem siebeneinhalb Stunden damit verbracht zu warten. Und es war nicht einmal so, dass er sich nicht bemüht hätte. Gleich bei seiner ersten Anlaufstelle, der Sekretärin des chirurgischen Chefarztes, wäre er fast schon gescheitert. Nein, hatte man ihm erklärt, man erteile grundsätzlich keine Auskünfte über Patienten. Aber er war hartnäckig geblieben. Gut, man wolle sich erkundigen, er möge bitte warten. Offenbar waren etliche Telefonate nötig. So saß er zwischen den Patienten der chirurgischen Ambulanz und wartete. Viermal fragte er nach. Nach ungefähr zwei Stunden erhielt er die Auskunft, doch, er könne die gewünschten Informationen bekommen, aber der zuständige Arzt operiere noch. Er möge sich noch eine Weile gedulden. Er wartete.
Weitere anderthalb Stunden später sah Ackermann einen Arzt über den Gang eilen. Er packte die Gelegenheit beim Schopf und sprach ihn an. Ja, der Arzt hatte schon von seinem Anliegen gehört, aber leider, er sei nur kleiner Assistent hier, darum müsse sich schon der Oberarzt kümmern und der operiere noch. Ackermann möge doch bitte warten, es könne nicht mehr lange dauern. Ob er inzwischen einen Kaffee trinken wolle. Nett, fand Ackermann.
Er trank drei Tassen und wartete. Irgendwann schließlich war der Oberarzt tatsächlich aufgetaucht und hatte sich ausführlich und durchaus freundlich mit ihm unterhalten, ihm erklärt, wann und wozu man jemandem Adimed-Schuhe verordnete und dass man bei einem Mordfall selbstverständlich die entsprechenden Auskünfte erteile. Er müsse nur kurz Rücksprache mit dem Chef nehmen, aber der operiere noch. Ackermann möge noch einen Augenblick warten, es könne nicht mehr lange dauern. Nach kurzer Zeit, etwa neunzig Minuten später, hatte ihm der Oberarzt tatsächlich die gewünschte Patientenliste gebracht.
Ackermann hatte das Gefühl gehabt, eine Trophäe davonzutragen, bis er, schon am Ausgang, feststellte, dass dieses Krankenhaus auch eine orthopädische Abteilung hatte. Eine geschlagene Minute hatte er dagestanden und auf das Schild gestarrt. Dann war er wie ein geprügelter Hund die Treppen wieder hochgestiegen.
Aber er hätte sich nicht zu sorgen brauchen. Wie in jeder Institution verbreiteten sich Neuigkeiten auch im Krankenhaus mit rasanter Geschwindigkeit. In der Orthopädie wusste man bereits Bescheid. Der Chef würde sich persönlich darum kümmern. Doch der sei gerade in einer Sitzung der Hygienekommission, aber es würde sicher nicht lange dauern. Wenn er, Ackermann, sich noch einen Moment gedulden wolle. Es dauerte wirklich nicht lange – schlappe fünfzig Minuten.
Und nun war Ackermann viel zu müde, ausführlich von seinen Erlebnissen zu berichten.
Schweigend schluckte er van Appeldorns bissige Bemerkungen.
«Ich geh jetz’ wat
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