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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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dazu und nahm den Tee dankbar an. Wie schon zuvor fand er es schwierig, mit Frau Landmann ins Gespräch zu kommen, aber diesmal ließ er nicht locker, auch wenn das Ganze wieder den Charakter eines Frage-und-Antwort-Spiels hatte.
    Landmann musste Freunde gehabt haben, Verwandte vielleicht, Tennispartner, Kollegen, zu denen er näheren Kontakt gehabt hatte. Aber die Frau schüttelte nur immer wieder den Kopf. Gut, einmal im Jahr war sie mit ihrem Mann auf dem Vereinsfest des Tennisclubs gewesen, zwei-, dreimal hatten sie mit einigen seiner Kollegen gegessen, aber regelmäßige Treffen, Gespräche, gemeinsame Abende hatte es einfach nicht gegeben.
    «Mein Vater brauchte keine Freunde», sagte Sabine, eine Formulierung, die Toppe verwunderte. Er wusste den Unterton, den er herauszuhören glaubte, nicht einzuordnen, aber auf sein Nachhaken kam nur ein gleichgültiges Schulterzucken.
    Er konnte es sich nicht verkneifen, Frau Landmann zu fragen: «Und Sie? Haben Sie die sozialen Kontakte nicht vermisst?»
    Die Frage irritierte sie, das spürte er deutlich, aber dann antwortete sie nur mit einem schlichten «Nein», das keine weiteren Fragen zuließ.
    Schließlich kam er auf das Fotoalbum zu sprechen. «Seine Verbindung, seine Freunde von damals haben Ihrem Mann offenbar viel bedeutet.»
    «Ja, natürlich.» Sie berichtete, dass man sich einmal im Jahr zu einem Kommers getroffen hatte, an dem auch die Ehefrauen teilgenommen hatten.
    «Dann müssten Sie die Leute in diesem Album doch kennen», stellte Toppe fest.
    «Einige kenne ich selbstverständlich.» Sie lächelte. «Aber von den meisten weiß ich nur den Spitznamen.»
    Toppe wurde hellhörig. «Gibt es da einen, der Che genannt wird?»
    «Nein, nicht dass ich wüsste.»
    «Und welchen Spitznamen hatte Ihr Mann?»
    «Zatopek.»
    «Zatopek? Ach so, der Läufer.»
    Wieder lächelte sie. «Wissen Sie, ich habe mich mit den anderen Ehefrauen unterhalten, während unsere Männer sich über Geschäfte und Politik ausgetauscht haben.»
    «Und außer auf diesen jährlichen Zusammenkünften hat Ihr Mann sich nicht mit dem einen oder anderen aus der Verbindung getroffen?»
    «Nicht, dass ich wüsste. Telefoniert hat er wohl manchmal mit ihnen, aber nicht sehr häufig.»
    «Würden Sie mir eine Liste aller Namen geben, an die Sie sich erinnern?»
    «Aber gern. Muss das jetzt sofort sein?»
    «Nicht unbedingt, aber morgen hätte ich sie schon gern. Lässt sich das einrichten?»
    Mein Gott, Frau, wie kannst du nur so unbeteiligt sein, dachte er.
    «Ich habe morgen sowieso einige Dinge in der Stadt zu erledigen. Wäre es Ihnen recht, wenn ich Ihnen dann die Liste ins Präsidium bringe?»
    «Ja, danke, das reicht mir», nickte Toppe und schaute der Frau in die Augen. «Gibt es eigentlich Zeugen dafür, dass Sie am Donnerstagabend zu Hause waren?»
    Sie verzog nicht einmal das Gesicht. «Natürlich. Meine Tochter war den ganzen Abend bei mir.»
    Sabine starrte ihn entgeistert an, sagte aber nichts.
    «Übrigens, Herr Hauptkommissar», bemerkte ihre Mutter kühl, «ich habe keinen eigenen Wagen.»
    «Danke», sagte Toppe nur und stand auf, «ich finde schon hinaus.»
    Am Gartentor drehte er sich noch einmal um. «Ist eigentlich am Samstag wieder Theaterprobe?»
    «Ja, sicher», antwortete Sabine verblüfft. «Wollen Sie wirklich zuschauen?»
    «Ich glaube, schon», antwortete Toppe nachdenklich. «Ja, ich glaube, das will ich wirklich.»

    «Nun, ich weiß nicht, Herr Toppe», sträubte sich der Chef, «das scheint mir doch eine äußerst ungewöhnliche Methode zu sein.»
    Toppe öffnete den Mund, um noch einmal zu erklären, was er sich davon versprach, möglichst viele Schuhspuren auszuschließen, aber der Chef ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    «Nein, sagen Sie nichts. Es ist Ihr erster eigener Fall, vielleicht müssen Sie sich ja ein wenig die Hörner abstoßen. Aber ich sage Ihnen gleich, ich kann Ihnen auf gar keinen Fall einen weiteren Beamten zuteilen, ganz gleich, wie viel Arbeit bei Ihnen anfallen mag. Und Sie sind mir persönlich dafür verantwortlich, dass nicht der ganze Betrieb gestört wird. Wenn Sie mir das garantieren, möchte ich Ihnen keine Steine in den Weg legen.» Er lächelte jovial. «Schließlich muss jeder von uns seine eigenen Erfahrungen machen.»
    Toppe verdrehte innerlich die Augen. Ein Mann des Wortes, sein Chef, immer korrekt gekleidet, immer glattrasiert und wohlgescheitelt: Dr. Bouwmanns, Jurist, Anfang fünfzig, von der praktischen Arbeit keinen

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