Lavendel gegen Ameisen
ab. «Da haben Sie aber Glück. Wir sind erst vor einer Minute nach Hause gekommen.»
Glück, dachte Toppe.
«Hermans?»
«Ja, Toppe hier. Herr Hermans, es haben sich neue Aspekte ergeben. Ich muss Sie bitten, noch einmal zu uns zu kommen.»
«Wirklich? Wann?»
«Jetzt gleich, bitte.»
«Herr Toppe, ich habe morgen Geburtstag, und wir erwarten eine Reihe von Gästen. Es ist eine Menge vorzubereiten. Ich habe den ganzen Nachmittag eingekauft. Ich kann die Vorbereitungen unmöglich alle meiner Frau überlassen. Geht es nicht am Montag?»
«Nein, es tut mir leid, aber es muss sofort sein.»
Hermans sagte ein paar Sekunden lang gar nichts.
«Ist das eine Vorladung?»
«Ja.»
«Ich komme.»
Sie legten gleichzeitig auf.
Toppes Magen knurrte laut.
Hermans kam schnell. Er wirkte verschwitzt und erschöpft.
«Sie klangen so eilig, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe, mich noch frisch zu machen», erklärte er. «Es ist eine Tortur, freitags einzukaufen.» Er schloss kurz die Augen und sammelte sich. «Gehen wir wieder ins Vernehmungszimmer?»
Toppe nickte. Er nahm nur den Zettel mit.
«Ja, Sie können das Gespräch mitschneiden», sagte Hermans, bevor Toppe fragen konnte. «Worum geht es denn diesmal? Was ist denn so dringend?»
Toppe legte ihm den Zettel hin – «Lavendel gegen Ameisen».
«Ist das Ihre Handschrift?»
Hermans riss die Augen auf. «Eindeutig. Wo haben Sie den denn her?»
«Der lag am Tatort. Gleich neben der Leiche.»
Hermans starrte ihn fassungslos an.
Genau darauf hatte Toppe gehofft. Er schwieg.
«Was?» Hermans’ Stimme kiekste, dann hatte er sie wieder unter Kontrolle. «Soll das heißen …? Das kann doch nicht wahr sein! Sie glauben, ich hätte was mit dem Mord zu tun?»
Toppe zuckte die Achseln. «Das frage ich Sie.»
«Das ist doch nicht Ihr Ernst. Warum, um Himmels willen, sollte ich Arno Landmann umbringen?»
Jetzt hat er sich wieder in der Hand, dachte Toppe.
«Das möchte ich von Ihnen wissen.»
Hermans schüttelte lange den Kopf, versuchte zu verstehen.
«Der Zettel lag am Tatort, sagen Sie. Bei Welbers? Ja, das kann schon sein.»
«Kann es?»
«Natürlich, ich bin seit Jahren Kunde bei Welbers. Und diesen Zettel muss ich dort vor kurzem verloren haben. Warten Sie einen Augenblick, das muss, ja, das kann sogar am Mordtag gewesen sein. Jedenfalls irgendwann in der Zeit. Eine Kollegin hatte mir erzählt, dass man Lavendel pflanzen soll, wenn man im Garten Ärger mit Ameisen hat. Und wir haben eine Menge Ameisen in letzter Zeit. Ich habe mir das damals notiert.»
Er zog den Zettel zu sich heran. «Hier, das ist Papier aus der Schule. Ein paar Tage später bin ich dann zu Welbers gefahren und habe Lavendel gekauft. Das können Sie doch überprüfen. Frau Welbers wird sich sicher daran erinnern.»
«Wirkt das denn?»
«Was? Ich verstehe nicht …»
«Hilft denn Lavendel gegen Ameisen?»
Hermans lachte. «O ja, das hilft tatsächlich. Ich habe es zunächst nicht geglaubt, aber doch, da scheint was dran zu sein.»
Toppe lehnte sich zurück.
«Wann, sagten Sie, haben Sie den Lavendel gekauft?»
Auch Hermans entspannte sich. «Da muss ich jetzt mal ganz in Ruhe überlegen. Das war an dem Tag, als ich den Zahnarzttermin hatte … Das muss ein Mittwoch gewesen sein, denn der Arzt schimpfte noch, dass sein freier Nachmittag im Eimer war, weil sich die Termine so verschoben hatten. Ja, Mittwoch, dann war das wohl am 17. August, oder?»
Toppe reagierte nicht.
«Ist sonst noch etwas?» Hermans richtete sich wieder auf.
«Wo waren Sie am 18. August zwischen 19 und 20 Uhr?»
«Meine Güte, das weiß ich nicht mehr», antwortete Hermans müde. «Ich denke, ich war zu Hause und habe gearbeitet.»
«Kann das jemand bezeugen?»
«Nein, ich sagte doch schon, meine Familie war im Urlaub.»
«Haben Sie vielleicht mit einem Nachbarn gesprochen, mit jemandem telefoniert, hatten Sie Besuch?»
Hermans wurde ungeduldig. «Das kann alles durchaus sein, aber, wie gesagt, ich weiß es nicht mehr. Meine Abende waren ziemlich gleichförmig in den Ferienwochen. Ich hatte viel zu tun.»
Toppe wartete.
«Gibt es sonst noch etwas, Herr Toppe? Wie ich schon sagte, ich habe heute noch eine Menge zu erledigen.»
Toppe schüttelte den Kopf und sah Hermans interessiert an. «Nein, sonst ist nichts im Moment. Sie können gehen.»
Er fand seinen Ton selbst unpassend, aber es war ihm egal.
Hermans verabschiedete sich knapp, arrogant und fast beleidigt.
«Er ist Kunde bei
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