Lavendel gegen Ameisen
Welbers», sagte Toppe resigniert und stellte das Tonbandgerät auf den Tisch.
«Wirklich?», fragte van Appeldorn. «Lass mal hören.»
Sie lauschten dem kurzen Gespräch.
«Du hast ihn ganz schön aufgescheucht», bemerkte van Appeldorn zufrieden. «Heute redet der wie ein Buch.»
«Das ist ja wohl kein Wunder, wenn man plötzlich feststellt, dass man unter Mordverdacht steht, oder? Selbst wenn man mit dem Mord gar nichts zu tun hat», warf Astrid ein.
«Eben», bestätigte Toppe. «Vermutlich brauchen wir bei Welbers gar nicht nachzufragen, es wird schon stimmen, was er sagt.» Er klang immer noch niedergeschlagen. «Trotzdem – Herr Ackermann?»
«Klar, Chef, bin schon unterwegs.»
«Ackermann», rief van Appeldorn ihm hinterher. «Mach es diesmal ganz ausführlich, alle Details.»
«Klar doch», erwiderte Ackermann unwirsch.
«Ich kann mir nicht helfen», brach Breitenegger das allgemeine Schweigen. «Wo man hintritt, immer trifft man auf Hermans.»
«Stimmt», bestätigte Toppe. «Lasst uns die Sache doch mal durchspielen, rein hypothetisch. Im Juli treffen sich Landmann und Hermans, warum auch immer.»
«Landmann hat sich mit Hermans verabredet», warf Breitenegger ein.
«Richtig. Am 18. August hat Landmann einen zweiten Termin mit Hermans. Sie treffen sich bei Welbers, abends nach halb acht. Hermans ist Kunde bei Welbers und war noch am Tag vorher dort. Vielleicht hat er also sogar den Treffpunkt vorgeschlagen.»
«An diesem Abend schüttet es wie aus Eimern», merkte van Appeldorn an.
«Richtig. Der Regen wird so heftig, dass sich die beiden Männer in Welbers’ Schuppen unterstellen. Vielleicht haben sie sich auch gleich dort getroffen. Allerdings hätten sie dann die ganze Zeit hinter der Tür gestanden, denn nur dort gab es Schuhspuren. Na ja, wer weiß, möglicherweise hat das Treffen nur kurz gedauert.»
«Dann nimmt Hermans plötzlich die Brechstange, die praktischerweise gleich neben der Tür steht, und zieht Landmann eins über den Schädel», fuhr van Appeldorn fort.
«Und Landmann», übernahm Toppe wieder, «hat überhaupt nicht damit gerechnet. Er fällt um und ist auf der Stelle tot. Und jetzt handelt Hermans ganz kühl. Ihm ist klar, dass es verdammt schwer ist, eine Leiche verschwinden zu lassen. Aber zumindest kann er Verwirrung stiften. Er versucht ein Rachemotiv zu konstruieren. Er nimmt einen der griffbereiten Säcke, zieht ihn Landmann über den Kopf und schlägt noch mehrmals zu. Vielleicht verliert er dabei seinen Notizzettel - Lavendel gegen Ameisen. Er nimmt die Brechstange mit und fährt weg. Irgendwann noch an dem Abend fällt ihm das Blut an seinen Schuhen auf, und er lässt sie verschwinden. Am nächsten Tag fährt er los und kauft sich neue. Aber er ist geizig und wählt die billigere Sorte. Ziemlich dumm übrigens, denn wenn er Adimed-2-Schuhe gehabt hätte, wären wir nie zu Jaspers gefahren und hätten herausgefunden, dass er sich dort neue Schuhe gekauft hat.»
«Hört sich alles ganz gut an», sagte Astrid. «Nur, wo ist das Motiv?»
«Das lassen wir im Moment einfach mal außen vor», antwortete van Appeldorn.
«Na, Rache ist es jedenfalls nicht», warf Breitenegger ein.
«Astrid», sagte Toppe auf einmal laut. «Wie war das noch mit dem Lehrer?»
«Was?» Sie verstand nicht.
«Ja, genau!» Van Appeldorn schlug sich gegen die Stirn. «Mensch, sind wir blöd!»
Astrid Steendijk sah von einem zum anderen. Man konnte fast hören, wie es in ihr arbeitete.
«Genau», murmelte sie, «die Moral oder besser Unmoral der Lehrer, davon hat Landmann gesprochen, und dann das mit den Abhängigen …»
«Könnte es sein, dass Hermans ein Techtelmechtel mit Landmanns Tochter hat?», fragte van Appeldorn.
Toppe sah ihn an. «Nein, nicht mit Sabine Landmann.»
«Wieso nicht?» Van Appeldorn grinste. «Stille Wasser sind bekanntlich tief.»
«Sie ist kein stilles Wasser», gab Toppe barsch zurück. «Sie ist einfach nicht so.»
«Was heißt das, sie ist einfach nicht so?»
«Sie ist ein Mädchen, ein Kumpeltyp, ein unbeschriebenes Blatt. So was merkt man doch.»
«Bist du dir sicher?», fragte van Appeldorn zweifelnd.
«Ja», antwortete Toppe bestimmt.
«Astrid, sagen Sie doch mal was», forderte van Appeldorn sie auf.
«Was soll ich sagen?», gab sie patzig zurück.
«Wie ist das denn so heute an der Schule? Läuft da schon mal was zwischen Lehrern und Schülerinnen?»
«Na ja, vorstellen kann ich mir das schon», überlegte sie. «Kribbelige
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