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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ersten Fach steckte ein Reisepass.
    So hatte der Mann also ausgesehen, als er noch gelebt hatte: mittelalt, mittelblondes, schütter werdendes Haar, ein schmales Gesicht mit streng blickenden Augen, einer geraden Nase und dünnen Lippen.
    Arno Friedrich Landmann, geboren am 28. August 1944 in Kleve. Besondere Kennzeichen: keine.
    Weiter fand Toppe einen Führerschein, ausgestellt am 26. April 1965 in Bonn. Auf dem Foto war Landmann bedeutend jünger, sein Haar dicht und wellig, derselbe kühle, gerade Blick jedoch.
    Dann waren da noch ein Ausweis vom Gericht, mehrere Benzinquittungen von der ARAL-Tankstelle in Kleve, eine Rechnung von einem Nobelrestaurant in Kalkar über 376 Mark 40 und ein leicht verblichenes Farbfoto, das eine Frau und ein etwa zehnjähriges Mädchen zeigte, die auf einer Hollywoodschaukel saßen und in die Kamera lachten. Das war alles.
    Toppe nahm die Brieftasche an sich, stieg aus, schloss den Wagen ab und ging zurück zur Gärtnerei.
    Wieder einmal fragte er sich, was schlimmer für ihn war, der Anblick einer Leiche oder die Benachrichtigung der Angehörigen. Vielleicht hatte van Appeldorn weniger Schwierigkeiten damit, aber das war auch egal, er würde sich nicht drücken.
    Das Hoftor wurde durch den Wagen des Staatsanwalts blockiert. Dr. Stein kam, wenn es irgend ging, immer zum Tatort. Er sah die Dinge lieber mit eigenen Augen, als hinterher umständliche Berichte zu lesen.
    «Geben Sie mir Bescheid, wann die erste Besprechung stattfindet», rief er Toppe zu. «Ich hab’s eilig, wie immer.» Dann saß er schon wieder in seinem Auto und brauste davon.
    Auf dem Hof standen van Appeldorn und Bonhoeffer, beide die Hände in den Hosentaschen, und unterhielten sich.
    «Unser gemeinsames Essen muss wohl warten, Arend. Der Autoschlüssel hat gepasst.»
    Toppe reichte van Appeldorn die Brieftasche. «Arno Friedrich Landmann.»
    Alle drei schauten sie auf das Passfoto.
    «Die Haarfarbe kommt hin», sagte Bonhoeffer. «Lass mal schauen, ja, die Körpergröße stimmt auch. Jemand wird ihn identifizieren müssen.»
    Toppe nickte. «Sieh zu, dass die Soko um fünf im Büro ist, Norbert. Alle, auch van Gemmern und Berns, wenn sie’s schaffen. Kann ich bis dahin nicht doch schon deinen Bericht haben, Arend?»
    «Allenfalls einen vorläufigen.»
    «Das reicht mir fürs Erste. Setzt du mich auf dem Weg zum Präsidium bei der Familie Landmann ab, Norbert?»

[zur Inhaltsübersicht]
    Vier
    «Merkwürdige Gegend», dachte Toppe, als sie in die Annabergstraße einbogen, in der Landmann gewohnt hatte.
    Nicht weit vom weißen Bungalow des Richters entfernt standen vier kahle Wohnblocks. Ursprünglich war der Platz zwischen diesen Häusern wohl einmal als Garten angelegt worden. Ein paar kümmerliche Reste davon waren noch zu erkennen, zwei, drei vertrocknete Sträucher, ein ausgehungertes Bäumchen. Zwischen festgetretenem Kies wucherte Unkraut, und überall hatten sich große Wasserpfützen gebildet.
    Aus dem Fenster unten links an der Straße lehnte, die Ellbogen auf ein Kissen gestützt, eine dicke Frau und beobachtete van Appeldorns Wagen. Die sechs Mopedfahrer, die mit ohrenbetäubendem Geknatter zwischen aufspritzendem Kies und Wasser ihre Runden um den letzten Wohnblock drehten, schien sie nicht wahrzunehmen.
    Links von Landmanns Haus lagen weitere Bungalows, die meisten hinter hohen Hecken verborgen. Gegenüber führte die Waalstraße bergauf ins Materborner Neubaugebiet mit seinen Mittelklasseklinkerhäusern.
    «Scheint eine Spezialität dieser Stadt zu sein, solche Blocks direkt neben die Nobelhäuser zu setzen», stellte Toppe fest.
    «Was?» Van Appeldorn war mit seinen Gedanken woanders.
    «Am schlimmsten finde ich es oben am Klever Berg», fuhr Toppe fort. «Ob wohl ein Konzept dahintersteckt?»
    Van Appeldorn zuckte die Achseln. «Was weiß ich?»
    Toppe stieg aus. «Ich nehme mir ein Taxi zurück», rief er laut, denn die Mopeds brausten gerade, mit fixem Schwung dem Auto ausweichend, zur katholischen Grundschule hoch.
    Toppe öffnete das schwarze Holztor vor Landmanns Haus und ging über einen schmalen, plattierten Weg zur Tür.
    Es gab kein Namensschild, nur einen runden Messingklingelknopf.
    Toppe nahm die Schultern zurück, räusperte sich zweimal und schellte.
    Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden, bis die Tür geöffnet wurde.
    «Ja?» Eine Frau stand vor ihm. Sie war schlank, hatte rotblondes, halblanges Haar und trug eine Brille mit schmalem Goldrand. Ihr Haar war ungekämmt, das

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